Die Kirche & ich
80 Jahre und kein bisschen alt
Passend zum Adventbeginn kommt die Meldung, dass der Spielfilm „Casablanca“ gerade 80 Jahre alt geworden ist. Vielen gilt dieser Film über Flüchtlinge und Nazis und das große, von Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann gespielte Liebespaar als einer der schönsten Filme überhaupt. In vielen Listen der besten Filme aller Zeiten scheint das Werk aus dem Jahr 1942 bis heute auf.
Mir ist dieser Film ans Herz gewachsen, weil er wie kaum ein anderer zeigt, dass Liebe nur dann wirklich groß ist, wenn sie zum Verzicht, zum Opfer fähig ist. „Casablanca“ zeigt eine Geschichte, bei der das Ethos der Beteiligten siegt: Am Ende steht der Wert einer Ehe und der Treue über allen romantischen Gefühlen. Es gibt allerdings Menschen, die sehen in dem Film nur eine Schnulze. Ich vermute, sie haben das Große an dieser Liebe nicht verstanden.
1996 kam ein anderer Film in die Kinos, der auch in der Wüste und zur Zeit des 2. Weltkriegs spielt: „Der englische Patient“. Vielfach wurde er damals auf eine Stufe mit „Casablanca“ gestellt. Ich denke, zu Unrecht: Hier lässt sich das romantische Paar ganz von seinen Hormonen regieren und verrät alle. Und am Ende mordet jemand „aus Mitleid“. Was daran eine Liebesgeschichte sein soll, wurde mir nie ganz klar. Der Film kommt trotz seiner neun Oscars heute auch kaum noch in irgendeiner Bestenliste vor.
Warum passt das zum Adventbeginn? Weil es doch auch da um eine Liebe geht, die so groß ist, dass sie zum ultimativen Verzicht befähigt (Gott macht sich klein als Mensch) – und dann auch zum ultimativen Opfer am Kreuz. Und jede Liebe, die wahr ist, hat an dieser Liebe Anteil, zehrt von ihr und hat nur deshalb Kraft und Schönheit.
Autor:Michael Prüller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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