Lautstarke Ehehölle
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?

Hassliebe: George und Martha sind in ihrer Ehe gefangen.  | Foto: TAG / Anna Stoecher
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  • Hassliebe: George und Martha sind in ihrer Ehe gefangen.
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Der Theaterklassiker von Edward Albee (1928-2016) wird bis Ende Juni im Wiener TAG gespielt.

Man nehme Geschichtsprofessor George und seine Frau Martha, die Tochter des College-Gründers in der amerikanischen Provinz, die ohne Aufgaben und Herausforderungen zur Alkoholikerin geworden ist.

Man lasse dieses seit Jahrzehnten mit intellektuellen Wortspielen jonglierende Paar auf einen jungen Ehrgeizling und dessen naive Frau als eine Art Ken-und-Barbie-Puppen-Verschnitt treffen und staune, welches Gemetzel im wahrsten Sinn des Wortes bei den folgenden Gesellschaftsspielen allen Beteiligten mithilfe zahlloser Drinks einfallen.

Regisseurin Susanne Lietzow fordert viel Körper- und Stimmeinsatz von Jens Claßen und Michaela Kaspar als George und Martha sowie von Raphael Nicholas und Lisa Schrammel als Nick und Sweety. Man führt einander vor und lüftet Geheimnisse, die eigentlich keiner wissen soll. Da wird getobt, gezankt, geflirtet, gekichert und geweint bis zum finalen Showdown. Denn Martha und George haben einen Sohn mit einem großen Geheimnis.

Einer der stärksten Sätze fasst das kreischende und aggressive Toben der rastlosen Partynacht zusammen: „Wir weinen, stellen unsere Tränen in den Eisschrank, bis sie gefroren sind und dann tun wir sie in unsern Whisky. Wir schütten die gefrorenen Tränen in unsere durstige Seele.“

Fazit: Die Gemeinheiten, die uns Elizabeth Taylor und Richard Burton in der wohl bekanntesten Interpretation im Kino fulminant gezeigt haben, funktionieren auch heute.

Die Aufführung im TAG garantiert beste Verständlichkeit auch bei Hörschwierigkeiten. Ein Extra-Bonus sind neben den beeindruckenden
akrobatischen Fähigkeiten des Ensembles die durchaus gelungenen
Gesangseinlagen. Das verlängert den Abend, was mit dem Tragen der
verpflichtend vorgeschriebenen FFP2-Maske ein wenig langatmig wird.

Der Trailer zur Aufführung:

Autor:

Sophie Lauringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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