Barockjuwel an der Donau
Stift Dürnstein - Gebaute Theologie
Das Kloster Dürnstein in der Wachau – hoffentlich bald wieder ein beliebtes Reiseziel für Jung und Alt. Hinter der Schönheit verbirgt sich ein genaues Bau- und Farbkonzept. Nichts wurde dem Zufall überlassen, wie die neue Ausstellung „Entdeckung des Wertvollen“ eindrucksvoll zeigt.
Der markante blau-weiße Kirchturm des Stiftes Dürnstein zusammen mit der ehemaligen Klosteranlage an der Donau gilt als das Wahrzeichen der Wachau. Gekrönt wird das Barockensemble von einer Burgruine hoch am Berg.
Romantik, Naturschönheit und eine geschichtsträchtige Architektur prägen den Ort. „Einst war die Stadt Dürnstein ein wichtiges Handelszentrum an der Donau. Im Mittelalter prägte das Adelsgeschlecht der Kuenringer die Geschichte des Ortes, der strategisch günstig an einer Engstelle im Tal liegt“, berichtet Christian Ceplak, Leiter der Kultur- und Tourismusabteilung im Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg, dem SONNTAG.
Berühmtestes Ereignis im Mittelalter war die Gefangenschaft des englischen Königs Richard Löwenherz in der Burg hoch über der Wachau (1192). Knapp hundert Jahre später legten die Kuenringer den Grundstein für zwei wichtige Bauten, die noch heute Teil des Stadtbildes sind: das Klarissinnenkloster und eine Marienkapelle, aus welcher später das Stift Dürnstein hervorging. Wachau-Experte Christian Ceplak: „Stift Dürnstein wurde 1410 gegründet. Augustiner-Chorherren aus Wittingau in Böhmen zogen ein und bauten innerhalb von 30 Jahren eine gotische Klosteranlage auf. 1571 wurde das Klarissinnenkloster aufgelöst und dem Stift Dürnstein einverleibt.“
Neubau mit theologischem Programm
Zu seiner Hochblüte gelangte Stift Dürnstein unter dem gebürtigen Hollabrunner Propst Hieronymus Übelbacher, der von 1710 bis 1740 der Gemeinschaft vorstand. „Durch seine wirtschaftliche Tüchtigkeit beim Getreide- und Weinhandel konnte Propst Hieronymus die finanzielle Grundlage für den Neubau der Klosteranlage schaffen. Er legte dem Neubau ein theologisches Programm zu Grunde“, erläutert Christian Ceplak.
So steht zum Beispiel der harmonische Innenhof für das Irdische. In jeder der vier Ecken wurden Allegorien platziert, die die vier Kontinente, die man damals kannte, die Jahres- und Tageszeiten sowie die Elemente symbolisieren. Das Kirchenportal verweist auf das Himmlische: die Erlösung des Menschen durch Jesus Christus und damit verbunden den Übergang in eine andere Welt. „Hier betritt der Besucher die Kirche, deren Ausgestaltung zeigt, wie der Mensch den Weg zu Gott findet“, sagt der Experte.
Auch bei der Farbgebung des Stiftes wurde nichts dem Zufall überlassen. Sind die Gebäude in den Farben Ocker gehalten, was für das Leben auf Erden, und Grau, für die Vergänglichkeit steht, so ist das Blau des Kirchturms die symbolische Verbindung zu Gott im Himmel. An der künstlerischen Ausgestaltung des Stiftes wirkten berühmte Barockkünstler mit, darunter Jakob Prandtauer oder Martin Johann Schmidt, besser bekannt als Kremser Schmidt. „Das Stift Dürnstein wurde unter Joseph II. aufgelöst. Das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg ist seither Eigentümer und betreut die Pfarre Dürnstein-Loiben“, informiert Christian Ceplak.
In das geistliche Baukonzept eintauchen
Im Mai 2019 begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Stiftes Dürnstein. Nach umfassenden Umbauarbeiten öffnete die neue Ausstellung „Entdeckung des Wertvollen“. „Mit unserem neuen Ausstellungskonzept wollen wir den Besuchern einen neuen Zugang zum Wahrzeichen der Wachau ermöglichen, um in das geistliche Programm von Propst Hieronymus Übelbacher einzutauchen und sich Gedanken zu machen über ,das Gute, das Schöne, das Wahre‘“, erklärt Christian Ceplak: „Die Bilanz der ersten Saison ist sehr positiv. Rund 40.000 Besucher sind eingetaucht in das geistliche Baukonzept des Stiftes.“
Das ehemalige Augustiner Chorherrenstift Dürnstein stand im Mittelpunkt einer sehenswerten „Dokumentation am Feiertag“ am Ostermontag unter dem Titel „Barockjuwel an der Donau – Stift Dürnstein in der Wachau“.
Die von Marietheres van Veen gestaltete Sendung ist noch bis 18. April in der TV-Thek zu sehen.
Autor:Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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