Zeit für meinen Glauben
Ich muss malen, ich kann nicht anders

Wilfriede Deutsch: "Die Motive auf den Ikonen führen mich tief in die Inhalte des Glaubens hinein. Vor allem das Motiv des Christus Pantokrators, des Weltenherrschers, berührt mich besonders". | Foto: privat
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Wilfriede Deutsch ist leidenschaftliche Ikonenmalerin. Für die lebenslustige 80-Jährige ist das Malen mehr als das Herstellen eines Kunstwerks, es ist Gebet.

Wilfriede Deutsch
Wilfriede Deutsch
Ich bin wie entrückt, wenn ich male.

Alles beginnt mit einem Bauernmalkurs vor vier Jahrzehnten. Für Wilfriede Deutsch, damals 40 Jahre alt, ist die Malerei zu diesem Zeitpunkt Neuland, zum Pinsel gegriffen hat sie bis zu dahin selten. Der Malkurs sollte dies grundlegend ändern – und das nicht wegen der bäuerlichen Blumenmotive.

Im Kurs lernt die Niederösterreicherin nämlich auch das Malen von Ikonen kennen. „Seitdem male ich nichts anderes mehr“, sagt sie heute als 80-Jährige. Von kleinen Miniaturen bis zum lebensgroßen Marienbild: Unzählige Ikonen hat Wilfriede seit damals gemalt. „Ich habe das ganze Haus voller Ikonen, viele davon habe ich auch verschenkt“, sagt Wilfriede. „Ich muss malen, ich kann gar nicht anders.“

„Kolossal talentiert“
Schon vor dem Malkurs ist Wilfriede von Ikonen fasziniert. Mit ihrem Mann wählt sie Reiseziele „ikonenspezifisch“ aus, wie sie sagt. „Wir sind dorthin gereist, wo es Ikonenmuseen gibt, nach St. Petersburg, Kiew, Venedig. Damals habe ich nicht geahnt, dass ich das auch kann.“

An das Malen von Ikonen tastet sich Wilfriede langsam heran, zunächst ohne viel über die ursprüngliche Technik Bescheid zu wissen. Eines Tages wird sie von einem Ikonenspezialisten „entdeckt“. „In einer Fernsehsendung habe ich einmal meine Ikonen, die ich mit Öl und Acrylfarben gemalt habe, gezeigt. Daraufhin hat mich Vater Chrysostomos angerufen, mir gesagt, dass ich kolossal talentiert sei, aber die falsche Technik benutze“, erinnert sich Wilfriede lachend.

Der russisch-orthodoxe Priester führt Wilfriede in die Eitemperatechnik mit ihrer tausendjährigen Geschichte ein, bei der die Farben mit verdünntem Eigelb in vielen Schichten aufgetragen werden. „Eine sehr arbeitsaufwendige Methode“, erklärt Wilfriede. „Weil ich sie so gerne mache, ist das für mich aber kein Problem.“

Für Wilfriede ist das Malen wie Gebet. „Ich zünde mir eine Kerze an und bitte um Führung. Ich bin wie entrückt, wenn ich male.“ Die Motive auf den Ikonen führen sie tief in die Inhalte ihres Glaubens hinein. Vor allem das Motiv des Christus Pantokrator, des Weltenherrschers, berührt sie.

Viele, die Wilfriedes Ikonen anschauen, sind ebenfalls fasziniert. „Die Leute spüren das! Ich bekomme oft die Rückmeldung, dass da eine enorme Energie herauskommt.“ Energiegeladen ist auch Wilfriede selbst. Dazu humorvoll und zuversichtlich.

„Ich war immer tief davon überzeugt, dass das, was daherkommt zu meinem höchsten Wohl passiert.“ Auch für die Zukunft hat Wilfriede viele Pläne. „Ich singe gern, tanze gern, lache gern. Das ist mein wunderschönes Leben! Ich lebe wirklich sehr gern.“

Wilfriede Deutsch: "Die Motive auf den Ikonen führen mich tief in die Inhalte des Glaubens hinein. Vor allem das Motiv des Christus Pantokrators, des Weltenherrschers, berührt mich besonders". | Foto: privat
Wilfriede Deutsch | Foto: privat
Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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