Pflege kirchlicher Objekte
Damit wir weiterhin schöne Kirchen haben

Foto: Stefan Kronthaler
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Ein neues Handbuch für Österreichs Mesnerinnen und Mesner gibt Tipps, bietet Anregungen und konkrete Impulse zur Pflege und Bewahrung unserer kirchlichen Objekte. Diözesankonservatorin Elena Holzhausen im Gespräch.

Wofür ist das „Referat für Kunst und Denkmalpflege“ zuständig?
Elena Holzhausen: Wir kümmern uns um den Erhalt der Kirchenräume und ihrer Ausstattung. Wir stehen als Servicestelle, aber auch als Weiterbildungsstelle für Pfarren, die Fragen haben, zur Verfügung. Wir begleiten Restaurierungs-Projekte, damit diese gut und dem Objekt entsprechend durchgeführt werden. Wir geben den Objekten eine Stimme und vermitteln die notwendigen Schritte, die sich aus den Zusammenhängen und den historischen Überlieferungen ergeben. Damit sind wir in gewisser Weise Objekt-Schützer. Das Diözesankonservatorat ist aber auch genehmigende Instanz. Das heißt, keine Restaurierung von Innenräumen und Objekten der Kirche darf gemacht werden, ohne dass das von mir genehmigt worden ist. Weil aber Kunst nicht nur im Museum stattfinden soll, Ausstattung nicht die alten Dinge sind, fördern und begleiten wir auch zeitgenössische Kunst-Projekte.

Für welche Bereiche gibt das neue „Handbuch“ Anleitungen und Tipps für Umgang und Pflege der verschiedenen Gegenstände in unseren Kirchen?
Dieses Handbuch, das von allen österreichischen Diözesan-Konservatoren und auch den Konservatoren der Ordensgemeinschaften gemeinsam geschrieben worden ist, ist auf die Zielgruppe der Mesner ausgerichtet. Heute überschneidet sich das aber sehr oft. Das sind manchmal Liturgieverantwortliche, manchmal Mesner, manchmal freiwillige Gruppen. Ich hatte zum Beispiel einmal eine Gruppe der Katholischen Männerbewegung bei mir, die sich vorgenommen hatte, sich um die „Schöne Kirche“ zu kümmern. Das heißt, die Zielgruppe sind all diejenigen Menschen, die sich mit dem Kirchen-Raum und seinen Objekten beschäftigen. Dass dieser gut beisammen ist, dass es den Objekten gut geht und dass man dort gut feiern kann.

Was macht eine sogenannte „schöne“ Kirche aus? Welche Kriterien gibt es dafür?

Eine schöne Kirche ist eine Kirche, in der gefeiert wird, die lebendig ist, die aber auch sauber, geordnet und nicht vernachlässigt ist. Wo die Objekte nicht kaputtgehen, wo man nicht Sorge hat, dass irgendetwas von der Decke runterfällt, wo man nicht über irgendetwas stolpert, wo das Gefühl nicht fehlt, dass da niemand sich darum kümmert. Wo man also sicher ist, dass jemand sich um dieses Zuhause kümmert. Ein Ort, wo das Klima stimmt, das physikalische, aber auch das atmosphärische.

Wie lassen sich die großen Bereiche „Bewahrung“ und „Pflege“ prägnant erläutern?

Bewahren heißt, das, was uns überliefert worden ist, zu erhalten. Das kann man nur erhalten, indem man es in seiner Materialität erhält. Und das Pflegen ist ein wichtiger Teil, damit man erfolgreich bewahren kann. Beim Bewahren muss man aber auch immer die Benutzbarkeit im Auge halten. Wenn ich etwas bewahre, aber nicht mehr benutzen kann, dann verschwindet es aus meinem Alltag. Das heißt, ich muss immer abwägen: Was braucht das Objekt und was brauchen die Menschen, die das Objekt benutzen oder die den Ort benutzen? Nur in diesem Wechselspiel ist ein gutes Bewahren möglich, und das Bewahren hängt immer auch mit dem Erneuern zusammen oder auch dem Nicht-Erneuern, um zu bewahren.

Wie hat sich das Berufsbild der Mesnerinnen und Mesner gewandelt?
Als ich als Diözesankonservatorin begonnen habe, gab es in meinem ersten Jahr 75, später 80 Prozent ehrenamtliche Mesnerinnen und Mesner. Heute, nach zehn Jahren, haben wir über 95 Prozent Ehrenamtliche, die sich bei den sogenannten Mesner-Diensten engagieren. Der Mesner-Dienst umfasst im Wesentlichen die Vorbereitung der Gottesdienste, die Unterstützung des Priesters. Aber der Mesner-Dienst betrifft auch den Teil, der meine Arbeit betrifft. Das heißt, das „curare“, das „sich kümmern“ um den Kirchenraum und seine Ausstattung. Das fängt an bei den heiligen Geräten, bei den Paramenten, bei den Messgewändern, bis hin zu den Kirchenbänken, das richtige Reinigen, das Nicht-Putzen von vergoldeten Oberflächen, das kluge Umgehen mit Blumen und dem klugen Umgehen mit Schäden. Was kann ich selber beheben? Und was soll ich einem Fachmann oder einer Fachfrau überlassen?

Welches Fachwissen brauchen diese Mesnerinnen und Mesner für ihren Dienst?
Sie brauchen ein liturgisches und ein theologisches Verständnis, das ihnen in der Grundausbildung Mesner vermittelt wird. Für meinen Bereich brauchen sie ein Verständnis, wie die einzelnen Objekte und auch ein ganzer Kirchenraum kunsttechnologisch funktioniert, so dass man versteht, warum bei einem Metall, das ich so oder so behandle, dann das oder das passiert. Und das Gleiche gilt bei Holz, bei vergoldeten Oberflächen, bei Polier-Weiß, bei einer kalkgefärbelten Wand oder auch wenn ich eine Dispersions-Farbe auf eine Wand draufgebe. Dieses Grundverständnis brauchen die Mesnerinnen und Mesner, um sich gut um ihre Kirche kümmern zu können.

Wer sind also die Adressaten des neuen Buches „Schöne Kirche“?
Unser „Referat für Kunst und Denkmalpflege“ schenkt jeder Pfarre der Erzdiözese ein Exemplar, wenn ein Mitglied der Pfarre bei uns einen Ausbildungskurs macht. Für mich ist es ganz wichtig zu wissen, welche Fragen die Menschen vor Ort haben, denn darauf möchte ich unsere Ausbildungsmodule anpassen. Neu-Pfarrer haben viele Fragen und Vermögensverwaltungsräte auch. Diese müssen aber nicht die gleichen sein, oder es kann einen unterschiedlichen Blickwinkel auf die Probleme geben. Wir bieten Fortbildungen an für Pfarr-Moderatoren. Dieser Kurs ist ein Teil der Ausbildung für Pfarr-Moderatoren in der Erzdiözese Wien und macht mir großen Spaß. Oft sprechen wir Fragen nach dem Kurs noch bis weit in die Mittagspause hinein durch. Wir bieten auch Kurse für den klassischen Mesner-Dienst an. Diese organisieren wir gemeinsam mit den Vikariaten, die die theologische und liturgische Ausbildung für die Mesner machen.

Es ist ganz wichtig, dass alle Gruppen die Möglichkeiten haben, die sie betreffenden praktischen Fragen zu stellen. Angefangen von der Reinigung von Kelchen über die Entfernung von Wachs, über das richtige Lüften. Wie gehe ich mit Vogel-Kot oder Wachs auf einer Vergoldung um? Wir erklären den Menschen, wie Vergoldungen aufgebaut sind und wie man damit umgeht. Mit diesem Verständnis können die haupt- und ehrenamtlich engagierten Menschen dann ganz anders der Pflege der Kirche und ihrer Objekte nachkommen. Ganz neu möchten wir dieses Jahr mit einem Modul für die Vermögensverwaltungsräte starten. Die haben sich den Werterhalt in den Pfarren zur Aufgabe gemacht. Damit tragen sie Verantwortung für zum Teil sehr wertvolle Kunstwerke. Auch die Wertminderung bei schlechten Restaurierungen ist für diese Gruppe ein spannendes Thema. In Weiterbildungen können wir sehr klar aufzeigen, welche Kosten den Pfarren entstehen, wenn Pflege und Bewahrung nicht gut durchgeführt werden.

Gibt es spezielle Fragen aus den Pfarren, die an uns herangetragen werden, dann können wir auch entsprechende Module zusammenstellen. Wir brauchen nur einen Raum, eine weiße Wand und 25 Menschen, die sich in ihrer Pfarre engagieren und von unserem Fachwissen profitieren wollen.

Ein immer wichtigerer Bereich ist die Schöpfungs-Verantwortung. Worauf ist dabei zu achten, abgesehen von Müllvermeidung und möglichem Verzicht auf Plastik?
Das ist für unseren Bereich eigentlich sehr einfach. Alte Gebäude sind ja schon da. Es muss kein neues Gebäude gebaut werden, es muss keine neue Energie eingebracht werden, es müssen keine neuen Materialien verbraucht werden, von der Energie ganz zu schweigen, mit der die Bauteile produziert und transportiert werden. Das heißt, die Nutzung von historischen Gebäuden und deren Ausstattung ist per se ein achtsamer Umgang mit der Schöpfung, weil ich die Objekte schon habe. Das ist so, wie wenn ich benutzte und nicht neue Kleider kaufe, die ich neu produzieren muss. Schöpfungsverantwortliches Handeln bedeutet auch, dass ich alte Techniken verwende. Das heißt, ich verzichte auf Farbzusätze mit Mikroplastik. Ich verzichte auf Material, das Unmengen an Abfall produziert, wenn es wieder rausgenommen wird. Und ich verzichte auf Teer-Pappe. Ich arbeite also mit den alten Traditionen. Dann bin ich schon sehr schöpfungsnah.

Information

Referat für Kunst und Denkmalpflege, 1010 Wien, Wollzeile 2/2/209
01/515 52-3439
kunstunddenkmal@edw.or.at
www.erzdioezese-wien.at/kunst

Foto: Stefan Kronthaler
Foto: Stefan Kronthaler
Autor:

Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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