Zeit für den Hirtenhund
Von Blackouts und Lockdowns

Foto: David Kassl

Auch Hunden geht’s mal hundselend.

Ich habe gefeiert und festgestellt, dass Alkohol weder ein Sanitäter in der Not noch ein Fallschirm und ein Rettungsboot ist, sondern Anlass eines nicht regierungsindizierten Personal Lockdowns bzw. Blackouts. So wie er zuletzt den Prater lahmgelegt hat. Seither deckt sich Österreich wieder mit Klopapier, Trockengerm und Kurbelradios ein. Denn irgendwann, raunt es aus den Gazetten, kommt er: der totale Blackout. Strom weg. Alles aus. Würde die Kirchen das sehr treffen? Schließlich leuchtet uns das ewige Licht, und bei manch einem Prediger wäre es gar eine Wohltat, wenn mal die Mikrofonanlage ausfiele.

Fall eines Blackouts: „Planen Sie wie für einen vierzehntägigen Campingurlaub in den eigenen vier Wänden“. Eine schräge Vorstellung: Das Zelt im Wohnzimmer aufschlagen, davor mit dem Campingkocher Ravioli aus der Dose erhitzen und mit den Nachbarn Dusche und WC teilen? Der Masterplan sieht primär den Schutz sensibler Infrastruktur vor. Die Kirchen gehören nicht dazu. Sie sind – zumindest in der Hinsicht – nicht systemrelevant. Ob wir es in anderen Hinsichten sind, ist eine offene Frage.

Manchmal, wenn ich durch meine Wiener Pfarren streife, habe ich den Eindruck, dass sie immer noch in einem verlängerten Lockdown stecken. Die Kernmann- und -frauschaft ist zwar wieder aktiv. Es wird geplant, organisiert und veranstaltet – aber die Kundschaft bleibt aus. Wie auch in Theatern, Konzertsälen oder Museen. Dort hofft man, dass sich das wieder ändert, wenn man den Spielplan ändert. Bei uns ist der Spielplan seit Mose-Zeiten in Stein gemeißelt. Die Prepper gehen davon aus, dass der Blackout durch Hacker verursacht wird.
So wie zuletzt ein Hackerangriff das Geläut des Stephansdomes nächtens eingeschaltet hat.

Ich male mir in meinem Delirium aus, dass das natürlich aus Russland kam, wo neben Gas und Öl aktuell alles Böse seinen Sitz hat. Ein wahnsinniger Metropolit Kyrill sitzt an einem alten Dr. No-Schaltpult, drückt einen rot blinkenden Knopf und lacht hämisch, während im Stephansdom die Pummerin hin- und herschwingt. Mit diesen Gedanken sinke ich ermattet ins Körbchen. Gut, dass ich nicht oft so richtig Party mache.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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