Zeit für den Hirtenhund
Taufschein-Teslas für alle!

Foto: David Kassl

In der Flut der Meldungen der vergangenen Woche ist mir eine besonders in Erinnerung geblieben: Elon Musk, Godfather of Technik und Tesla-Gründer, hat in Rom Papst Franziskus getroffen. Also nicht zufällig bei McDonalds an der Piazza Navona, sondern im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, in dem Franziskus wohnt. Musk zwitscherte ein Bild, das ihn zusammen mit vier seiner Kinder und Franziskus zeigte. Wie die Zeitung „La Repubblica“ berichtete, habe Musk dem Papst offenbart, dass er an die Zukunft der Menschheit glaubt und die Technologie die Welt retten werde. Gott sei Dank, wird sich Franziskus gedacht haben. Endlich jemand, der mir Hoffnung macht … Vor diesem Hinter­grund erscheint auch ein zeitgleich von Franziskus abgesetzter Tweet in neuem Licht: „In schwierigen Momenten sollten wir uns nicht in uns selbst verschließen und Jesus außen vor lassen.“ Lassen wir also Jesus außen vor, Musk wird’s richten …

Wie auch immer – der Tesla- Chef hat ja zuletzt für Aufsehen gesorgt, als er ankündigte, Twitter für 42 Milliarden Euro zu kaufen. Der Kauf wurde inzwischen ausgesetzt. Ob Musk erkannt hat, dass er die katholische Kirche für weniger Kohle bekommen kann? Ist ja auch ein riesiges, weltweites soziales Netzwerk. Und das ohne Limitierung auf 280 Zeichen. Auch würde ein solcher Deal für beide Seiten tolle Nebeneffekte haben: Leere Kirchen könnten zu Tesla-Flag­shipstores in bester Lage umfunktioniert werden. Den Batterie-Bombern könnte die Kirche wiederum die Absolution für den ökologischen Raubbau an seltenen Erden und in Naturschutzgebiete geklotzte Fabriken erteilen. Zudem würde dies ganz neue Werbemöglichkeiten eröffnen: Auf jeden geleasten Tesla gibt’s ein Jahr Kirchenmitgliedschaft gratis oben drauf! Und für Musks Weltraum-Unternehmen SpaceX ließe sich texten: „Sie wollen in den Himmel kommen? Wir fliegen Sie dorthin!“

Vielleicht sollte ich jetzt dem Rat von Toni Faber folgen und mein Hundehirn in den Katakomben des Stephansdomes etwas herunterkühlen. Denn so weit ist es noch nicht. Musk hat den Twitter-Kauf nämlich ausgesetzt wegen angeblicher zahlreicher Fake-Accounts, also gefälschter Nutzerkonten, hinter denen keine aktiven User mehr stehen. Ich kratze mich nachdenklich am katakombisch gekühlten Kopf. Könnten unsere vielen „Taufscheinchristen“ am Ende meinen so schön ausgedachten Kirchendeal platzen lassen …?

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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