Anekdoten: Heiter bis heilig
Primas Germaniae
Am 29. Mai feiert der emeritierte Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser seinen
85. Geburtstag.
Er gilt als Mann mit feinsinnigem Humor. Vielleicht war das ein Grund, warum er nach der Matura am Don Bosco Gymnasium Unterwaltersdorf in den Orden der als besonders humorvoll bekannten Salesianer Don Boscos eingetreten ist. Er machte nach seiner Priesterweihe 1954 eine akademische Karriere als Dozent und Professor für Dogmatik. 1997 wurde er Bischof von Innsbruck und von 2002 bis 2013 war er Erzbischof von Salzburg. In dieser Funktion führte er den archaischen Titel „Primas Germaniae („Der Hervorragendste von Deutschland“). Dieser stand ursprünglich dem bedeutendsten Bischof (Primas) aller deutschen Länder zu. Er war nie mit Kompetenzen verbunden. Kurz gesagt – ein großer Titel, mehr nicht, aber man könnte sich was drauf einbilden, wenn man wollte.
Als Kothgasser 65 Jahre alt wurde, war er Bischof von Innsbruck. Sein Mitbruder Pater Ignaz Horvath (2012 verstorben) gratulierte ihm zum Geburtstag und wünschte ihm: „Bewahre dir deinen Humor, solange er Niveau hat.“ Im selben Jahr wurde Kothgasser zum Erzbischof von Salzburg gewählt. Als er Pater Horvath wieder sah, fragte ihn dieser schelmisch: „Wie geht es dir jetzt als Primas Germaniae?“ Offensichtlich wollte er den bedeutenden, aber bedeutungslosen Titel aufs Korn nehmen. Erzbischof Kothgasser ging ihm aber nicht in die Falle, sondern antwortete schlagfertig: „Wie den anderen Primaten auch.“ Und bewies damit, dass er seinen niveauvollen Humor und seine Bescheidenheit auch mit der neuen Aufgabe nicht verloren hatte, denn da er der einzige Primas war, konnte sich sein Vergleich nur auf die Menschenaffen beziehen.
Autor:Bernadette Spitzer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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