Leitartikel für den 17. Jänner 2021

Orden brauchen Mut!

Pater Alfred Delp SJ, am 2. Februar 1945 in Plötzensee hingerichtet, lebte ihn. Seine Predigt vom zweiten Adventsonntag 1941 trifft auch uns im Heute: „Man muß es einem Menschen anspüren, daß er um das Letzte weiß, … und das heißt Begegnung mit einem Letzten und Allerletzten und das heißt geprägt sein, geschmiedet sein in dieser Einsamkeit mit dem Absoluten und deswegen wirklich unberührt sein und unberührbar sein gegen den Kompromiß und das Halbe und das Schweigen und die Angst und das Sich-verkriechen, wo immer es sich darum handelt, das Zeugnis zu geben. Und gebe Gott, daß wir Menschen haben und daß wir Propheten haben, … die echt sind und ein echtes Zeugnis leisten!“

Echt also und gar nicht angenehm, systemrelevant in einem ganz besonderen Sinn, weil sie mit der Wahrheit konfrontieren und Gewohnheiten aus ihrem Dunkel ins Licht bringen. Das tut weh, denn es erinnert uns, was eigentlich sein sollte.

Auch unser Anteil an den Kirchenkrankheiten in Gebrauch und Erdulden von Macht und ihrem Missbrauch, unerlöster Sexualmoral, patriarchaler Lebensformen sowie dem Zaudern weiblicher „Ebengebürtigkeit“ gegenüber, wird deutlich.

Haben wir vergessen, dass Orden entstanden sind, um je besser dem Heil der Menschen zu dienen? Wo ist die Ahnung verblieben, „was Gott aus uns machen würde, wenn wir uns ihm nur ganz überließen?“ Auch unsere Richtschnüre sind abgewetzt, haben an Zugkraft verloren und tendieren in Richtung Gordischer Knoten, der fesselt und durch Nabelbeschau nicht gelöst werden kann.

Orden machen Mut, wo sie der Freude an Gott Raum geben, sich der Menschen annehmen, ihre eigene Not anerkennen und je neu in das Leben aufbrechen.

Herzlichst
Ihr

P. Gerwin Komma SJ
Bischofsvikar für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des Apostolischen Lebens