Neues Modell der Taufvorbereitung
Wenn Schüler getauft werden
Durchschnittlich ein bis zwei Kinder pro Pfarre werden jedes Jahr im Rahmen der Kommunionvorbereitung getauft. Ein neuer Behelf ermutigt und unterstützt unsere Pfarren und Gemeinden in der Begleitung dieser taufwilligen Kinder im Schulalter.
Die Taufe ist das Tor zum Christentum. Sie verbindet uns mit Jesus Christus zu einer tiefen Lebensgemeinschaft“, schreibt unser Kardinal Christoph Schönborn im Vorwort des neuen Behelfs zur Taufe von Kindern im Volksschulalter. Schönborn: „Jahrhundertelang war es üblich, Kinder wenige Tage nach ihrer Geburt zu taufen. Eltern, Paten und die Gemeinde bekannten stellvertretend den Glauben und übernahmen die Verantwortung für die christliche Erziehung.
Heute ist es nicht mehr selbstverständlich, dass Eltern für ihre Kinder die Taufe erbitten.“ „Die Gemeinden sind ermutigt, taufwillige Kinder im Volksschulalter auf ihrem Weg zur Taufe zu begleiten, ihren Glauben zu stärken und ihnen und ihren Familien die Bedeutung der Taufe zu erschließen“, betont unser Erzbischof: „Wichtig sind dabei die vorbereitenden Riten entsprechend den kirchlichen Vorgaben zur Feier der Schulkindertaufe.
Um die Gemeinden in der Vorbereitung der Kinder und ihrer Familien auf die Taufe zu unterstützen, haben Friederike Dostal und Lisa Huber das vorliegende Modell entwickelt. Es ist gewonnen aus der lange erprobten Praxis der Gemeinden und enthält katechetisches Material mit wertvollen Anregungen für die individuelle Vorbereitung der Täuflinge in den Gemeinden.“
Gegenüber dem SONNTAG erläutern Lisa Huber und Friederike Dostal das Anliegen dieses Behelfs.
- Haben unsere Gemeinden die nötige pastorale Aufmerksamkeit dafür, dass die Taufe das Tor zum Christentum ist?
LISA HUBER: Im vergangenen Jahr gab es eine große Befragung der Gemeinden zu den Sakramenten im Kindes- und Jugendalter. Eine Erkenntnis war: Im Schnitt wird pro Jahr in jeder Pfarre der Erzdiözese Wien ein Kind im Volksschulalter zur Taufe begleitet. Der Bischofsrat hat daher uns den Auftrag gegeben, den Gemeinden Handwerkzeug für die Vorbereitung der Kinder auf die Taufe bereitzustellen.
Die meisten Gemeinden begegnen also Menschen, die sich taufen lassen möchten. Angesichts dieser Anfrage gibt es viele freiwillige und berufliche Mitarbeitende, die sich um die Begleitung bemühen. Dabei sind die meisten von Kindheit an in eine Gemeinde hineingewachsen, und können selbst nicht auf die Erfahrung der Taufbewerber zurückgreifen. Gerade deshalb gibt es viele, die sich engagieren, den von Gottes Geist berührten Menschen einen Weg in die Gemeinde zu zeigen. Die Bedeutung der Taufe als Tor zum Christentum in einer konkreten Gemeinde besteht durchaus.
FRIEDERIKE DOSTAL: Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass es wichtig ist, die Gemeinde in die Vorbereitung auf die Taufe einzubinden. Bei der Taufe von Schulkindern bedeutet das unter anderem die Feier der Taufe in einer Gemeindemesse, nach Möglichkeit auch der katechumenalen Salbung im Rahmen einer Feier mit anderen Kindern aus der Gemeinde.
Um die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung der Taufe zu stärken gibt es etwa in der Pfarre Ober St. Veit am Weißen Sonntag eine Einladung zu einem besonderen Tauferinnerungs- und Segensgottesdienst für alle Neugetauften des vergangenen Jahres mit ihren Familien. Auch Katechesen zum Glaubensbekenntnis für die Gemeinde und bewusste Gestaltung von Tauferinnerungsfeiern fördern das Bewusstsein für die Bedeutung der eigenen Taufe und so auch das Engagement Ungetauften den Weg zur Aufnahme in die Kirche zu weisen.
- Wie können Gemeinden der Aufgabe nachkommen, Kinder zu Jesus Christus hinzuführen und ihnen in altersgerechter Weise einen Zugang zum Sakrament der Taufe zu eröffnen?
LISA HUBER: Viele Schulkinder spüren den Wunsch getauft zu werden. Mitarbeitende in den Gemeinden können die Kinder in die Gemeinschaft und in die Inhalte des Glaubens einführen. Friederike Dostal kann auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken: Sie hat viele Kinder und ihre Familien zur Taufe geführt. Aus ihrem reichen Erfahrungsschatz ist dieser Behelf entstanden. Er beschreibt vier Gruppenstunden, zwei vorbereitende Rituale, zwei Gespräche und die Tauffeier. Auf diese Weise können Gemeinde der Aufgabe nachkommen, Kinder zu Jesus zu führen und ihnen einen altersgerechten Zugang zur Taufe eröffnen.
FRIEDERIKE DOSTAL: Für eine gute Taufvorbereitung von Kindern im Schulalter hat es sich bewährt, die Taufvorbereitung von der Kommunionvorbereitung zu trennen, aber doch gut mit dieser zu koordinieren. Einzelne Riten können auch mit der Erstkommuniongruppe gemeinsam gefeiert werden, manchmal auch mit den Familien der Erstkommunionkinder. Die Kinder, die im Säuglingsalter getauft wurden, finden dadurch auch einen tieferen Zugang zu ihrer eigenen Taufe.
- Was heißt altersgerechte Weise konkret?
LISA HUBER: Ausgewählte biblische Erzählungen sind die Grundlage dieses Behelfs: Wer erfährt, wie Jesus gehandelt hat, was ihm wichtig war und wie die ersten Christen diese Begegnungen gedeutet haben, kann lernen, was es heute heißt Christin oder Christ zu werden.
Die Geschichten werden auf altersgerechte Weise erzählt, ohne die Kinder dabei zu unterfordern. Moderne Ausmal- und Erzählbilder helfen den Verantwortlichen bei dieser Arbeit. Der zweite Aspekt der altersgerechten Vorbereitung ist die Kindergruppe: Kinder sollen nicht allein auf die Taufe vorbereitet werden; eine Gruppe von interessierten Kindern oder die sie begleitenden Erwachsenen beschäftigen sich zusammen mit den Inhalten der Taufe. Das geschieht auch auf spielerische Weise. Der dritte Aspekt ist die Feier der Rituale auf kindgerechte Weise: Die katechumenale Salbung und die Übergabe des Glaubensbekenntnisses können kindgerecht gefeiert werden.
FRIEDERIKE DOSTAL: Es ist wichtig die Fragen der Kinder und ihre eigenen Erfahrungen wahrzunehmen und darauf in kindgerechter Weise zu antworten. Besonders das gemeinsame Gebet in der Gruppe und die Hilfen für das persönliche Gebet sind wichtige Aspekte der Vorbereitung auf die Begegnung mit Christus im Sakrament der Taufe. Kinder finden so einen sehr unmittelbaren Zugang zum Geheimnis Gottes. Auch die Eltern der Kinder sollten miteinbezogen werden und auch Gelegenheit haben, Fragen zu stellen und Erfahrungen einzubringen.
- Wie können Gemeinden, taufwillige Kinder im Volksschulalter auf ihrem Weg zur Taufe begleiten, ihren Glauben stärken und ihnen und ihren Familien die Bedeutung der Taufe erschließen?
LISA HUBER: Der Taufbehelf sieht Geschichten vor, die die Familien zuhause erzählen und besprechen können. Auf diese Weise können die Familien die Taufvorbereitung der Kinder begleiten. Die Gespräche mit der Familie ermöglichen die Mitarbeitenden der Gemeinde: Sie bauen Brücken zwischen der Gemeinde und der Familie.
FRIEDERIKE DOSTAL: Auch einige Bilder verweisen auf die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Kirche. Das bedeutet auch, dass die Gemeinden den Kindern und Familien Raum geben müssen und sie erleben können, dass sie willkommen sind. Eine Akklamation der Mitfeiernden als Begrüßung der Neugetauften ist beispielsweise eine kleine Geste, die alle berührt, die das erleben durften: Die Leute freuen sich über meine Taufe!
Für die Gemeinden ist es auch eine wichtige Aufgabe, die Gottesdienste mitzugestalten und die Taufe mitzufeiern. Auch kindgerecht gestaltete Gottesdienste ermöglichen eine Vertiefung des Glaubens und tragen bei zur altersentsprechenden Weiterentwicklung des Glaubens.
Der Behelf und die dazugehörigen Ausmalbilder als Kartenset sind im
Behelfsdienst der Erzdiözese Wien erhältlich.
Adresse: 1010 Wien
Stephansplatz 6/Zwettlerhof
01/51552-3625
Fax: 01/515 52-3638
E-Mail: behelfsdienst@edw.or.at
Autor:Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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