Kirchengemeinde in der Corona-Krise
Maßnahmen der Erzdiözese Wien

Pfarre Laa | Foto: privat

Die vergangenen zwei Wochen haben auch im Leben der Kirche große Umstellungen hervorgerufen. Ein Kurzüberblick.

Ich hätte vor kurzer Zeit noch nicht geglaubt, dass ich mich mal auf Youtube sehe, aber neue Zeiten verlangen neue Wege!“ Kurat Patrick Hofer von der Erlöserkirche Wiener Neustadt berichtet: „Wir haben einen Youtube-Account für die Gemeinde eingerichtet, wo wir regelmäßig Videobotschaften und Gebete posten. Obwohl er ganz neu ist wird er jetzt schon gut angenommen.“ So wie in Wiener Neustadt haben die Pfarren in allen Teilen unserer Erzdiözese ihr Programm umgestellt.

Internet als digitaler Nothelfer

Überall versucht man nun, da sich die Menschen nicht mehr zum Gottesdienst versammeln können, mit anderen Mitteln die seelische Grundversorgung aufrecht zu erhalten. Viele strahlen die Messfeier per Internet-Stream aus, läuten dazu die Glocken. Manche drucken die Predigt und Gedanken zum Evangelium aus, legen sie in der Kirche auf oder verteilen sie in die Postkästen.

Die Pfarre Neu Guntramsdorf bittet die Kinder über Soziale Medien, Bilder zu den Sonntagsevangelien zu malen und per Mail einzuschicken oder in die Kirche zu legen. Diese Zeichnungen werden am Anfang der Messe eingeblendet und die Kinder genannt. Marcus König, Dechant in der Pfarre Purkersdorf, feierte die Messe auch schon in Videokonferenz mit einer kleinen Schar: Die Lesungen werden von „zugeschalteten“ Mitfeiernden verlesen, freie Fürbitten werden eingebracht.

Es gibt gemeinsame Gebetszeiten „auf Distanz“, den Teilnehmern werden vorher die Gebete gemailt. „Danke, dass du das Licht weitergibst auch in Zeiten, da wir nicht zusammenkommen können“, hat sich eine Teilnehmerin im Pfarrverband Donauauen-Carnuntum dafür bedankt. Dort hat man auch die Texte für die geplante Familien-Kreuzwegandacht kurzerhand umgeschrieben. Sie liegen nun in der Kirche auf – mit der Einladung, sich damit alleine, mit den Kindern, mit dem Partner, der Partnerin betend auf den Weg zu machen.

Viele Pfarren organisieren den Kontakt mit den Erstkommunion-Gruppen über Internet und das Handy. Viele stellen auf die Webseite oder die Facebook-Präsenz der Pfarre geistliche Impulse oder Kurzkatechesen.
Besonderes Augenmerk wird auf die gegenseitige Verbindung gelegt.

Pfarrer berichten, dass sie nun sehr viel telefonieren, vor allem mit den Älteren und Einsamen in der Pfarre, auch mit den Mitarbeitern. In einigen Pfarren gehen die Priester auch mit dem Allerheiligsten durch die Straßen und segnen alle Menschen. „Jemand begrüßte mich mit einem Musikstück am Garteneingang, ein anderer schrieb den Dank auf eine Tafel am Gartenzaun“, schreibt der Pfarrer von Pfaffstätten über seinen „Spaziergang mit Jesus“. Andere haben das Allerheiligste in der Kirche ausgesetzt.

Krisenstab und Heimarbeit

Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen die Älteren und Kranken. Die Internetseite der Pfarrcaritas listet schon 41 Pfarren in der Erzdiözese Wien auf, die Dienste für Menschen der Corona-„Risikogruppe“ anbieten: einkaufen, Medikamente besorgen, mit dem Hund spazieren gehen. Überhaupt ist derzeit die Caritas besonders gefordert – in ihren Pflegeheimen, aber auch in ihren Diensten für Arme und Obdachlose, die es jetzt besonders schwer haben.

Weitere Informationen zu den Aktivitäten der Caritas, die jetzt auch eine finanzielle Sonderunterstützung durch die Diözesen erhalten, finden Sie in dem Artikel "Immer mehr Freiwillige helfen".

Ganz besondere Herausforderungen stellen sich für all jene in der Erzdiözese, die sich in der Krankenhaus-, Alters- und Pflegeheimseelsorge um Alte und Kranke kümmern. Ihnen wollen wir demnächst im SONNTAG einen eigenen Beitrag widmen.

Auch in den zentralen Dienststellen der Erzdiözese hat sich in den vergangenen zwei Wochen viel getan. Ein Krisenstab unter der Leitung des Generalvikars wurde gebildet, der anfangs kaum nachkam, die täglich sich überbietenden Anordnungen der Bundesregierung in diözesane Leitlinien zu fassen. Am Anfang der vergangenen Woche musste dann der Großteil der rund 1.000 Mitarbeiter rund um den Stephansplatz auf Heimarbeit geschickt werden – schon allein technisch eine ziemliche Herausforderung.

Auch das Medienhaus hat auf Heimarbeit umgestellt, der SONNTAG wird nun dezentral produziert, ebenso wie die Sendungen für radio klassik Stephansdom. Den Menschen über die Distanz hinweg nahe sein – das versucht auch Kardinal Christoph Schönborn, der nun jeden Tag um 8.00 Uhr über das Internet (und Donnerstags auch über ORF III) die Messe feiert. Dafür musste die Hauskapelle, dem Hl. Andreas geweiht, erstmals für Videoübertragungen ausgerüstet und ein eigener Dienst für Telefon-Anrufe nach der Messe eingerichtet werden. Dass das funktioniert hat, ist eines der vielen kleinen Wunder, die in diesen Tagen wahrnehmbar werden.

Wo Sie Hilfe finden:
www.netzwerk-gottesdienst.at
anliegen@edw.or.at

Anliegentelefon der Erzdiözese Wien:
01 51552 6120 (8:30-20:00 Uhr)
Telefonseelsorge: Notrufnummer 142

Autor:

Michael Prüller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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