Zentrale Sakramente
Erstkommunion und Firmung: Wie geht es weiter?
Tausende Kinder und Jugendliche sollten sich derzeit eigentlich auf die Erstkommunion oder Firmung vorbereiten. Doch aufgrund der Corona-Pandemie steht alles still und es ist noch nicht klar, wann die Feiern stattfinden können.
Eigentlich hätten ab Mai in unserer Erzdiözese Wien die Erstkommunion- und Firmfeiern stattfinden sollen. Doch daraus wird aufgrund der Corona-Pandemie vorerst leider nichts: „Wir gehen davon aus, dass sämtliche Feiern auf den Herbst verschoben werden. Manche Pfarren, die bereits im vergangenen Herbst mit den Vorbereitungen begonnen haben, sind zwar schon so weit, dass die Kinder und Jugendlichen die Sakramente theoretisch empfangen könnten, aber die Umstände sprechen nicht dafür“, sagt Doris Schmidt, die Fachreferentin für Erstkommunion und Versöhnung in der Erzdiözese Wien. „Die aktuelle Situation hat uns vor neue Herausforderungen gestellt, die wir so noch nie gehabt haben. Wir arbeiten intensiv an Lösungen und Orientierungshilfen, die wir spätestens im Juni präsentieren, damit die Pfarren gut für die eigene Situation entscheiden können, was zu tun ist.“
Mit den Kindern in Kontakt bleiben
In unserer Erzdiözese gibt es aktuell rund 18.000 Erstkommunion- und Firmkinder, die auf ihre Feiern noch etwas warten müssen: „Es ist mittlerweile klar, dass das kirchliche Leben ab Mitte Mai nach oben gefahren wird und dass vorerst eine Person auf 20 Quadratmeter in Innenräumen unter Einhaltung der Abstandsregeln zulässig ist. Doch wir können an unsere Pfarren trotzdem nur appellieren, dass sie sich die Zeit nehmen, geduldig zu bleiben. Und gleichzeitig, dass sie die gelockerten Maßnahmen dazu nutzen, um mit den Kindern in Kontakt zu treten und zu bleiben“, betont Schmidt. Die Fachreferentin konkretisiert weiter, dass viele unserer Pfarren diesbezüglich schon auf einem sehr guten Weg sind. „Einige schicken den Kindern etwa über Facebook oder über andere virtuelle Kanäle regelmäßig Videos und Impulse. Manche kommunizieren auch regelmäßig via Whats-App mit den Kindern und schaffen es so, den Kontakt zu halten.“
Die Würde zählt
Warum trotz der ab Mitte Mai angekündigten Lockerungen im kirchlichen Bereich sämtliche Firm- und Erstkommunionfeiern in den Herbst hinein verschoben werden sollen? Könnte man nicht zum Beispiel eine Freiluft-Firmfeier abhalten? Doris Schmidt: „Bei einer Firmung und dem erstmaligen Empfang der Kommunion geht es klarerweise um Nähe. Selbst wenn es zum Beispiel im Freien die Möglichkeit gäbe, eine solche Feier abzuhalten, müssen wir uns trotzdem die Frage stellen: Kann das unter den derzeitigen Voraussetzungen überhaupt eine würdige Sakramentenfeier werden? Die Kinder sollen ja schließlich spüren dürfen, dass die Kirche eine Gemeinschaft ist, zu der man dazugehört und bei der man willkommen ist. Inklusive einer Kommunion, bei der wir uns idealerweise auch ins Gesicht schauen können – und wenn es geht – niemand eine Maske tragen muss.“
Ob dabei etwa auch eine Form von geistlicher Kommunion in Frage kommt, die sich derzeit im kirchlichen Bereich ja notgedrungen durchgesetzt hat? (Also, dass Gottesdienst-Mitfeiernde zu Hause vor dem Bildschirm oder dem Radio in geistig entsprechender Haltung an der Kommunion gleichwertig teilnehmen können?) Doris Schmidt: „Nein! Kinder und eine geistliche Kommunion passen definitiv nicht zusammen. Man kann von Siebenjährigen und auch von Vierzehnjährigen nicht voraussetzen, dass sie verstehen und begreifen, was eine geistliche Kommunion ist, wo es ja schon herausfordernd genug ist, dass sie das Geheimnis der „richtigen“ Kommunion wahrhaftig mit allen Sinnen spüren. Viel wichtiger ist es jetzt, dass man die Kinder und Firmlinge dahingehend unterstützt, Gott als echtes Du zu erleben. Als einen, der mich liebt wie ich bin und mit dem ich reden kann – ohne Distanz und ohne Maske.“
Engpass im Herbst?
Bereits jetzt scheint absehbar, dass es vor allem bei den Firmungen zu einem Gedränge und Engpass kommen könnte, sobald entsprechende Feiern wieder möglich sein werden. Schmidt sagt dazu: „Wenn im Herbst alle gleichzeitig ihre Firmfeiern abhalten, könnte es einen Engpass bei den Firmspendern geben. Deshalb arbeiten wir derzeit gemeinsam mit Pfarren und Firmspendern an Lösungen, mit denen sich die Feiern trotzdem gut organisieren lassen.“ Vor allem arbeiten die Verantwortlichen in der Erzdiözese Wien, speziell die mit der Sakramentenpastoral im Kinder- und Jugendbereich beauftragte Dienststelle „Junge Kirche“, intensiv an Vorschlägen für die Pfarren, wie die Sommermonate für die Vorbereitung auf die Erstkommunion und Firmung genutzt werden können.
Fachreferentin Doris Schmidt betont im Interview mit dem SONNTAG auch die psychologische Komponente und sagt, dass sie mittlerweile in zahlreichen Gesprächen mitbekommen hat, dass gerade Kinder derzeit eine Art Schuldbewusstsein entwickelt hätten – und dass wir sie deshalb besonders schützen müssten, indem wir Erstkommunion- oder Firmfeiern nicht „auf Biegen und Brechen“ durchziehen sollten: „Es zeigt sich deutlich, dass Kinder Angst davor haben und so etwas wie Schuld empfinden, dass sie jemanden anstecken könnten. Wichtig ist, dass wir als Kirche Einfühlungsvermögen unter Beweis stellen. Erstkommunionkinder und Firmlinge sind definitiv mehr als ,To-Dos’ in unserer jährlichen Planung. Es empfiehlt sich, den Druck rauszunehmen, auch wenn wir wissen, dass im Herbst viele Pfarren Firm-und Erstkommunionfeiern abhalten – und gleichzeitig mit der Vorbereitung eines neuen Jahrganges anfangen müssen. Denn nur so können die Feiern zeigen: Gott sagt Ja zu Dir, Du bist willkommen, hier ist Platz für Dich.“
Anregungen für Pfarren
Wie man in Zeiten von Corona den Kontakt zu Erstkommunionkindern und Firmlingen halten kann, online unter:
stayconnected.jungekirche.wien
Autor:Michael Ausserer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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