Nach Shutdown wieder öffentliche Gottesdienste
Erste Eindrücke: Alles wieder normal oder nicht?

Erste Messe nach dem Shutdown in der Votivkirche | Foto: Stephan Schönlaub
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  • Erste Messe nach dem Shutdown in der Votivkirche
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Am vergangenen Wochenende haben in unseren Pfarren und Gemeinden wieder Gottesdienste mit mehr Mitfeiernden stattgefunden. Welche Erfahrungen und Eindrücke die Mitfeiernden dabei gesammelt haben, wir haben nachgefragt.

Im Stephansdom (Wien)

Stefan Kronthaler

Jede zweite Bankreihe im Stephansdom ist gesperrt. Auch die Sesselreihen sind im richtigen Corona-Abstand angeordnet. Dazwischen liegen auf den Bänken Maßstäbe aus Holz, die auf den 1-Meter-Abstand verweisen. Die Reihen sind gelichtet, alle halten sich an den Abstand, tragen Mundschutz. Wir dürfen nicht singen und auch nur leise mitbeten. Domkurat Konstantin Reymaier feiert den Abend-Gottesdienst um 18 Uhr und erinnert in seiner Predigt die „Samstag-Gemeinde“ daran, dass das Corona-Virus „keine Strafe Gottes“ ist. Ungewöhnlich ist der Kommunionempfang. Ausschließlich in die Hand, dann einen Meter zurücktreten, den Nasen-Mund-Schutz heben und kommunizieren. Trotzdem tut es gut, wieder Gottesdienst in einer größeren Gemeinschaft feiern zu können.
Stefan Kronthaler, Redakteur im  Medienhaus der Erzdiözese Wien

In Tattendorf (Südvikariat)

Nicole Meissner

Auch die Pfarre Tattendorf freute sich am vergangenen Wochenende nach dem Shut-Down wieder auf ein gemeinsames Feiern. Mit übersichtlich ausgehängten Listen kann man sich gut in die zu unterschiedlichen Zeiten angebotenen Messen eintragen, um die Maximalanzahl der Mitfeiernden nicht zu überschreiten. Die Atmosphäre dieses Wochenendes war ruhig, besinnt, aber natürlich ungewohnt aufgrund der Maskenpflicht. Alle Kirchenbesucher saßen einzeln in jeder zweiten Reihe und konnten so einen veränderten, aber durchaus positiv ruhigen ersten Gottesdienst erleben. Mit etwas minimiertem Gesang und einer verkürzten Predigt konnte eine feierliche Messe abgehalten und das Gefühl des gemeinsamen Betens füreinander besonders in dieser Zeit intensiver erlebt werden. Erleichterung, Aufregung, Entschleunigung, Vorsicht, Dankbarkeit, aber vor allem Intensivität sind Empfindungen, welche für mich stark wahrzunehmen waren und uns sicherlich noch eine längere Zeit begleiten werden.
Nicole Meissner, Geschäftsführerin St. Elisabeth-Stiftung

In der Votivkirche (Wien)

Stephan Schönlaub

Die Katholische Hochschulgemeinde hat am Freitag die erste Messe nach dem Lockdown in der Votivkirche gefeiert und ich konnte dabei sein. Desinfektionsmittel und Mundschutz, nur jede zweite Reihe besetzt – ob das alles gut geht? War alles kein Problem, denn wenn man aufeinander achtgibt, sind viele Einschränkungen halb so schlimm. Man merkt übrigens auch, wenn einem jemand anlächelt – trotz Maske. Die Online-Messen waren großartig, aber es war schon etwas anders, wieder physisch ein Stück weit näher beim Herrn sein zu können. Zusammenfassend hat es Pater Simon de Keukelaere von der KHG treffend auf den Punkt gebracht. „Schön, dass sich die jungen Leute sich so auf die Messe freuen!“ So ging es auch mir!
Stephan Schönlaub, Mitarbeiter im Medienhaus der Erzdiözese Wien

In Maissau im Weinviertel (Nordvikariat)

„Gott sei Dank“ wurden jetzt die Einschränkungen etwas gelockert. Einerseits ist die Sehnsucht groß, wieder gemeinsam Gottesdienst feiern zu dürfen, aber andererseits besteht noch Angst, angesteckt zu werden. So haben wir die ersten Gottesdienste mit vielen Sicherheitsmaßnahmen, großen Abständen, ohne Körperkontakt (Friedensgruß, Kommunionempfang) und wenigen Liedern gefeiert. Manche Gläubige wollen erst wieder in die Kirche kommen, wenn kein Mund-Nasen-Schutz mehr notwendig ist. Einige sind auf den Geschmack gekommen, sich gemütlich im Wohnzimmer vor den Fernseher oder PC zu setzen und die schön gestalteten Messen über sich ergehen zu lassen. Aber letzten Endes geht es um Gemeinschaft und die kann man nur in einer gemeinsamen Feier erleben.­
Brigitte Wieland-Weiser und Josef Schwaiger, Pfarre Maissau

In den Sofiensälen (Wien)

Tina Kousheshi

Hoffnung! Dieses Wort hat uns am Wochenende besonders geprägt. Vergangenes Wochenende durften wir nach einer langen Durststrecke wieder gemeinsam die Messe feiern. Aufgrund der aktuellen 10-Quadratmeter-Regel musste das Zentrum Johannes Paul II (kurz: ZJPII), das sich in Wien Mitte befindet, kurzerhand umsiedeln. Hierfür konnten wir in den Sofiensälen unter Einhaltung der beschränkten Personenanzahl von 85 den ersten Gottesdienst feiern. Viele Freiwillige haben hier am Vortag und auch am Tag der Messe beim Aufbau mitgeholfen und die Sitzplätze für die Anzahl der Mitfeiernden mit dem notwendigen Abstand platziert. Auf einer Leinwand wurden einzelne Punkte zur Predigt von Pater George Elsbett (ebenso Leiter des ZJPII) über „Hoffnung“ übertragen. Musikalisch begleitet wurde die Messe vom großartigen Musik-Team des ZJPII. Wir haben ein Wochenende erlebt, das uns allen Hoffnung für die Zukunft gibt und wir sind dankbar für dieses Erlebnis sowie die Gemeinschaft, die wir in diesen Tagen erleben durften und freuen uns auf den Weg zurück zur Normalität.
Tina Kousheshi, Mitarbeiterin im Gemeindeteam Zentrum Johannes Paul II.

In „Am Schöpfwerk“ (Wien)

Mary Wildam

Am Sonntagsgottesdienst (17. Mai) nahmen 30 Personen teil. Die verlangten Hygienemaßnahmen wurden problemlos akzeptiert und mitgetragen. Der Ablauf der Messe entsprach den Vorgaben der Bischofskonferenz. Im anschließenden Pfarrcafe, der für uns ein wichtiger Ort des pastoralen Handelns ist, wurde der Kaffee wie im Kaffeehaus (4 Personen an einem Tisch – Sicherheitsabstand) serviert. Dort trafen sich 12 Gemeindemitglieder und tauschten sich über ihre Erfahrungen mit der Corona – Krise aus. Für mich persönlich sind manche Maßnahmen während des Gottesdienstes, von meinem gesunden Hausverstand her, nicht nachvollziehbar und hinterlassen bei mir eine innere Unzufriedenheit, die mir die Freude an dem Gottesdienst nehmen. Da sie aber Vorschriften sind, müssen wir sie halt hinnehmen und befolgen.
Mary Wildam, Pfarrgemeinderätin Am Schöpfwerk (Wien 12)

In Biedermannsdorf (Südvikariat)

An diesem Wochenende durften auch wir Biedermannsdorfer in größerer Gemeinschaft feiern, 22 Personen heißt das für unsere Pfarrkirche. Unser Pfarrer hat vorläufig eine zweite Sonntagsmesse eingeführt, damit mehr Gläubige teilnehmen können. Im zweiten Gottesdienst hat er für den 17. Mai die Pfarrgemeinderäte und deren Familien eingeladen. Noch sind wir eine kleine Feiergemeinschaft mit wenig Gesang und viel Desinfektion, trotzdem ist es schön, wieder Sonntagsmesse in unserer Pfarrkirche zu feiern.
Werner Hessler, Pfarrgemeinderat in Biedermannsdorf

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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