Neue Diakone für Wien
Ein singender Zahnarzt, ein malender Tischler und ...
Ständige Diakone sind Männer der Kirche, die mitten im Leben stehen und in ihrem Zivilberuf ihr Christsein leben.
Der SONNTAG hat mit zwei der dreizehn Weihekandidaten gesprochen, die am 26. September geweiht werden.
Johannes Kirchner ist wienweit bekannt als „singender Zahnarzt“. Was ihm der Beruf bedeutet? „Mein Vater war Philharmoniker, meine Mutter Dentistin. Ich studierte Medizin an der Uni Wien und im Doppelstudium Gesang an der damaligen Musikakademie Wien (heute Musikuniversität)“, erzählt Kirchner dem SONNTAG. „Ich wurde Zahnarzt und habe immer nebenbei als Solist in Chören und eigenen Konzerten meiner Liebe zum Gesang gefrönt.
Musik und Medizin sind für mich eine wunderbare Kombination, um den Menschen zu begegnen.“
Warum er Diakon werden will?
„Seelsorge ist eine der wichtigsten Aspekte einer gelungenen ganzheitlichen medizinischen und seelischen Betreuung von Menschen“, unterstreicht Kirchner: „Kirche war und ist für mich immer die Chance, Menschen, die – warum auch immer und welcher Nationalität oder Religion auch immer sie angehören – Fragen an diese Welt haben, zuhören zu dürfen und gleichsam als Lebenselexier Jesus im Gepäck zu wissen.“
Kirchner: „Derzeit bietet unsere Kirche eine verworrene Ansicht. So wenig glückliche Gesichter. Überall wird gestritten und der Eindruck erweckt, dass keiner den anderen gelten lässt. Alles dreht sich um Gewinnmaximierung, und ich meine das nicht nur im finanziellen Sinn.“ „Das persönliche Ansehen wird gepflegt.
Dabei ist jeder von uns, egal ob Papst, Bischof, Priester, Diakon oder Laie, egal ob Mann oder Frau, egal ob Kind oder Greis, vor Gottes Angesicht auch nur ein Staubkorn mehr als alle anderen“, sagt er. Auch Kirchner möchte Gott „gerne eine Vermehrung der von ihm erhaltenen Talente vorzeigen“. Kirchner: „Diese Spannung zwischen Nächsten- und Selbstliebe ist es, die mich immer mehr in Gottes Nähe treibt, auf der Suche nach mir selbst in seinem Dienst.“
Wie färbt der Beruf des Diakons auf den Zivilberuf ab und umgekehrt? Kirchner: „Beides bildet eine untrennbare Einheit und ist eine sinnvolle Ergänzung.“ Was will er als Diakon in der Marienpfarre (Wien 17) besonders gern machen? „Menschen in ihren Sorgen und Bedürfnissen noch mehr nahe sein, und in ihnen Gott begegnen“, sagt Kirchner.
Kirche und Kunst verbinden
Adalbert Havlicek war 28 Jahre selbständiger Tischlermeister und hatte sehr viel Freude, Holz zu bearbeiten und Kunden mit kreativen Ideen zufriedenzustellen. Jetzt ist er schon einige Zeit in Pension. „Meine zweite Liebe gehört der Kunst, die ich auch bei diversen Ausstellungen präsentieren konnte“, erzählt Havlicek dem SONNTAG: „Anfangs Aquarell, dann Malerei, Skulptur, Assemblage – vorzugsweise Trash-Art. Und wenn eines oder das andere einen neuen Besitzer bekommt, freut es mich sehr.“
Havlicek: „Ich finde, Kunst und Glauben/Kirche waren schon immer eine Symbiose, die geliebt oder abgelehnt wurde – ich möchte mich auch dafür einsetzen, dass Kunst ein Lebensdetail der Menschen sein kann.“ Warum er sich zum Diakon für die Pfarre Brunn am Gebirge berufen fühlt? „Diakon zu werden, dazu hat mich eigentlich mein Pfarrer Adolf angestoßen“, betont Havlicek: „Nach dem Theologischen Kurs war es für mich klar, dass mein Weg weitergeht und ich immer tiefer in diese pastorale Thematik reinrutsche – mit Freude.“
Ein besonderer Rückhalt ist ihm seine Frau Dorrit – auch als großes Korrektiv – „die voll hinter ihm steht“ und ebenso die vier Kinder, „die alles gut akzeptieren“. Wie färbt der Beruf des Diakons auf den Zivilberuf ab und umgekehrt? „Tischlerische Tätigkeit und Kunst beginnen immer mit einer kreativen Idee, der man nachgeht und sie dann umsetzt – das geht manchmal leicht, manchmal etwas schwerer“, sagt Havlicek: „Ich denke, als Diakon möchte ich genauso vorgehen, wobei der Mensch für mich immer im Mittelpunkt stehen muss.“
Von der Ausbildung im Diakonen-Institut bekam Havlicek eine neue Sicht auf die Caritas. „Im Sozialpraktikum war ich 60 Stunden im Caritasheim Breitenfurt, diese Besuche sind für mich weiterhin eine regelmäßige Freude – die leider durch Corona sehr getrübt wird.“
Autor:Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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