Trauer um Erich Leitenberger
Die Stimme der katholischen Kirche ist verstummt
Die christlichen Kirchen in Österreich trauern um Erich Leitenberger. Der katholische Journalist und langjährige frühere Kathpress-Chefredakteur sowie Pressesprecher der Erzdiözese Wien ist verstorben. Leitenberger stand im 77. Lebensjahr und wurde am Montag, 18. Jänner 2021, tot in seiner Wiener Wohnung aufgefunden. Wiewohl er schon seit Längerem mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, kam sein Tod überraschend.
Erich Leitenberger wurde am 7. August 1944 in Wien geboren und war vor Eintritt in den kirchlichen Dienst von 1967 bis 1974 Redakteur bei der Tageszeitung „Die Presse“. 1974 bestellte ihn Kardinal Franz König zum Pressereferenten bzw. Pressesprecher der Erzdiözese Wien; diese Aufgabe hatte Leitenberger - mit Unterbrechung von 1996 bis 1999 - bis zum Mai 2011 inne. Von 1981 bis 2009 war er zudem Chefredakteur der Katholischen Presseagentur „Kathpress“. 1999 und 2000 war er außerdem Chefredakteur der Wiener Kirchenzeitung.
Die Republik würdigte seine Verdienste u.a. mit der Verleihung des Titels "Professor" sowie mit dem "Großen Ehrenzeichen". Kirchlich wurde er mit dem päpstlichen Gregoriusorden ausgezeichnet.
Nach Beendigung seiner hauptamtlichen Tätigkeiten übernahm der ausgewiesene Experte für die vielfältige kirchliche Situation im Nahen und Mittleren Osten im Jahr 2011 ehrenamtlich die Pressearbeit bei der Stiftung "Pro Oriente". Darüber hinaus fungierte Leitenberger über viele Jahre und bis zuletzt auch als Pressesprecher des "Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich" (ÖRKÖ), dessen Vorstand er angehörte. Neben vielen weiteren Tätigkeiten war er u.a. auch Vizepräsident der Kardinal-König-Stiftung.
Umfassendes Wissen
Kardinal Christoph Schönborn hat sich tief betroffen über den Tod Leitenbergers gezeigt. Dieser sei viele Jahre die „Stimme der katholischen Kirche in Österreich“ gewesen – als Pressesprecher dreier Wiener Erzbischöfe (König, Groër, Schönborn) und Chefredakteur von Kathpress. „In Journalistenkreisen genoss er aufgrund seiner unaufgeregten Klarheit, der Zuverlässigkeit seiner Information und seinem überragend umfassenden Wissen hohes Ansehen“, erinnerte Schönborn. Bis zuletzt habe Leitenberger durch sein ökumenisches Engagement unschätzbare Dienste geleistet.
Hochgeschätzter Freund
Persönlich fügte der Kardinal hinzu: „Für mich war er all die Jahre eine unverzichtbare Stütze, ein kluger Berater, Krisenmanager und ein Mann mit einem treffsicheren Gespür und Urteil. Sein unsagbar umfassendes Wissen war in vielen Situationen eine nicht wegzudenkende Hilfe.“ Für viele sei der Tod Leitenbergers der Verlust eines guten, langjährigen Freundes. „Auch mir ist er im Lauf der Jahre zu einem lieben, hochgeschätzten Freund geworden“, so der Wiener Erzbischof, der für den Verstorbenen auch bereits in seiner Morgenmesse am Dienstag betete.
Ein Sir der katholischen Publizistik
„Ich kannte Erich Lichtenberger seit den ersten Wochen von Radio Stephansdom“, sagt Christoph Wellner, Chefredakteur des diözesanen Radiosenders „radio klassik Stephansdom“. Damals ist er mit seiner beruhigenden, aber genauen und akribischen Art mir immer schon ein Vorbild gewesen. Wir haben einander relativ schnell persönlich kennengelernt und sehr viele gute Gespräche geführt. Und er war von Beginn an – in welcher Position auch immer – ein großer Unterstützer von Radio Stephansdom und ist mir dadurch auch wirklich zum Freund geworden.“ Und auch sein Kollege im Medienhaus der Erzdiözese Wien, Stefan Hauser, interimistischer Redaktionsleiter des SONNTAG, erinnert sich: „Für mich war Erich Leitenberger ein Sir der katholischen Publizistik. In seinem Auftreten, seinem Wissen und seiner sonoren Stimme.“
Katholische Weite
Tief betroffen vom Heimgang ihres früheren Chefredakteurs zeigte sich auch die gesamte Kathpress-Redaktion. „Fast 30 Jahre stand Erich Leitenberger als Chefredakteur an der Spitze der Kathpress und hat mit journalistischer Expertise und innerer Verbundenheit die Höhen und Tiefen der Kirche in dieser Zeit verlässlich und profund begleitet“, so Kathpress-Chefredakteur Paul Wuthe. „Leitenberger nutzte vor 1989 diskret und beharrlich die Möglichkeiten der Kathpress mit Sitz in Wien und der kräftigen Unterstützung von Kardinal Franz König, um denen eine Stimme zu geben, die aufgrund ihres Glaubens hinter dem Eisernen Vorhang verfolgt wurden. Er blieb besonnen, loyal und weitblickend, als die innerkirchliche Situation in Österreich nach der Ära König für viele zum Weinen war. Er lebte auf, wenn er katholische Weite und Weltkirche sehen und thematisieren konnte, und er hatte in der Welt der Ostkirchen speziell des Nahen und Mittleren Ostens eine zweite geistige Heimat.“
Völlig in der Kirche zuhause
„Prof. Leitenberger hat mich als Persönlichkeit tief beeindruckt, schon als ich noch Tageszeitungsjournalist war: zurückhaltend, vornehm, ungeheuer gebildet, ohne je damit anzugeben. Es war eine große Ehre, in seine sehr großen Fußstapfen treten zu dürfen. Auch als emeritierter Pressesprecher der Erzdiözese blieb er seiner Form treu: immer hilfsbereit, ohne sich je einzumischen. So einen Vorgänger kann man sich nur wünschen“, sagt der heutige diözesane Pressesprecher Michael Prüller. „Dazu war er ein Mensch, der völlig in seiner Kirche zuhause war und gleichzeitig ganz selbstverständlich ökumenische Freundschaft gelebt hat – die Personifizierung des Wortes, dass man tiefe Fundamente braucht, um weite Brücken bauen zu können. Sein plötzliches, einsames Sterben macht betroffen – auch wenn ich sicher bin, dass es jetzt im Himmel ein großes Fest für ihn geben wird, vielleicht ein interkonfessionelles Symposium mit einer nie mehr endenden Agape. Er hat sich das verdient.“
Requiem für Erich Leitenberger im Stephansdom
am 3. Februar um 15 Uhr
Autor:Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.