Meinung
Der Angst entfliehen

Georg Fröschl (57) ist Dechant in Wien 14 und Pfarrer in Breitensee | Foto: privat
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Nach einem herausfordernden Tag tut es mir gut, am Abend heimzukommen, die Tür hinter mir zu schließen und vielleicht bei Kerzenlicht und Tee Entspannung zu finden.

Auf ähnliche Weise möchte ich im Advent dem geschäftigen Treiben entkommen. Doch ich weiß: Christlicher Advent bedeutet mehr als nur Rückzug. Christlicher Advent lädt auch zur Offenheit ein: das erlösende Entgegenkommen Gottes zu erwarten, ohne dabei die Augen vor der konkreten Wirklichkeit zu verschließen.

So beginnt das Evangelium am Beginn des Advents mit der Schilderung einer Not. Jesus spricht von erschütternden Zeichen, die bestürzt und ratlos machen. Es heißt, dass die Menschen vor Angst vergehen. Vielleicht spiegelt sich in diesen Bildern die Grundstimmung unserer Zeit. Angst rund um die Corona-Pandemie zum Beispiel beherrscht viele Menschen. Und Angst engt ein und lähmt.

Die Frohe Botschaft bleibt nicht bei den erschütternden Tatsachen stehen; sie lenkt unseren Blick auf das, was uns rettend entgegenkommt: In einer Wolke erscheint der Menschensohn mit großer Kraft und Herrlichkeit. Mitten in unseren Befürchtungen hören wir die Worte Jesu: „Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“

Wir sollen uns aufrichten und Ausschau halten nach der Erlösung, die schon nahe ist. Im Griechischen steht für Erlösung das Wort „Loskauf“, was Befreiung von Fesseln meint. Der Glaube will uns von krankmachenden Ängsten befreien.

Ich bin überzeugt: Christus ist nicht nur der, der zum Weltende kommt. Er kommt bereits jetzt, in jedem Augenblick. Wenn wir auf ihn schauen, dürfen wir ihn als den Befreier erleben. Er, der damals gekommen ist, um „den Gefangenen die Entlassung zu verkünden und die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen“ (Lk 4,18), er kommt auch jetzt. Das Heil, das er vor über zweitausend Jahren gewirkt hat, wirkt er auch heute an uns – und ich wage hinzuzufügen: Er will es auch durch uns in der Welt wirken.

Um für dieses Wirken Jesu offen zu sein, braucht es die Haltung der Achtsamkeit und des Vertrauens. Dazu sind wir im Advent besonders eingeladen.
Siehe auch licht-spuren.com

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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