Weihbischof Krätzl: 45 Jahre Bischof
Kein erhobener Finger, sondern geöffnete Arme
Mit einem Festgottesdienst am 20. November dankte die Erzdiözese Wien Weihbischof Helmut Krätzl für sein 45-jähriges Wirken als Bischof im Dienst der Kirche.
Bischof Helmut hat – wie Papst Franziskus sagen würde – als guter Hirte den Geruch der Schafe angenommen, er war den Gläubigen immer nahe und er war immer im Herzen der Kirche beheimatet“: Mit diesen Worten dankte Kardinal Christoph Schönborn bei der Festmesse im Stephansdom am Christkönigssonntag Weihbischof Helmut Krätzl für sein Wirken. Krätzl, nunmehr 91 Jahre alt, wurde vor genau 45 Jahren, am 20. November 1977, von Kardinal Franz König zum Bischof geweiht – gemeinsam mit dem 1994 verstorbenen Florian Kuntner.
Für eine Kirche, die den Menschen dient
Dechant Josef Grünwidl (Dekanat Perchtoldsdorf) erinnerte in seiner Predigt an die Einführung des Christkönigsfestes im Jahr 1925. Papst Pius XI. habe angesichts des Untergangs vieler Monarchien und aufkommender neuer Reichsideen nach dem Ersten Weltkrieg mit diesem Fest unterstreichen wollen, dass es „nur einen König, Jesus“ und „nur ein Reich, das Gottesreich“ gebe. Weihbischof Helmut Krätzl habe nach seiner Bischofsweihe 1977 „den Umbruch in Form eines gewaltigen Aufbruchs“ erlebt und mitgestaltet, so Grünwidl. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und manchen umstrittenen Bischofsernennungen sei es mancherorts zu „Abbrüchen“ gekommen. In diesen „turbulenten Jahren“ habe Krätzl als Weihbischof mit seinen Büchern und Vorträgen vielen verunsicherten Gläubigen Mut und Hoffnung gemacht. Krätzl veröffentlichte an die 15 Bücher, darunter „Brot des Lebens. Mein Weg mit der Eucharistie“, „Mein Leben für eine Kirche, die den Menschen dient“, „Meine Kirche im Licht der Päpste“, „Glauben Sie an Gott, Herr Bischof? Was junge Menschen zur Firmung fragen“ und „Das Konzil – ein Sprung vorwärts. 50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil. Ein Zeitzeuge zieht Bilanz“.
Krätzl sei in diesen Jahren ein Seelsorger gewesen, der „wie die mütterliche Kirche“ den Menschen nachgehe, „nicht mit erhobenem Finger, sondern mit geöffneten Armen“ wie Jesus Christus. Krätzl habe in mehr als 33 Dekanaten der Erzdiözese Wien Visitationen durchgeführt und an die 26.000 Jugendliche gefirmt. Mit seinen 1979 veröffentlichten Überlegungen zur „Seelsorge an wiederverheirateten Geschiedenen“ habe Krätzl damals „mutig Stellung bezogen“. Der jubilierende Weihbischof habe auch nie „nostalgisch vom Gestern geschwärmt“, sondern „getan, was heute geboten“ ist. Das „Aggiornamento“, die „Verheutigung“ im Sinn des Zweiten Vatikanums, sei nicht „Anbiederung an den Zeitgeist“, sondern ein „Ankommen in der Zeit, in die uns Gott gestellt hat“. Grünwidl appellierte an die Mitfeiernden, sich „in der Kraft Gottes“ (so der bischöfliche Wahlspruch von Weihbischof Krätzl) den gegenwärtigen Krisen und Umbrüchen zu stellen. Krätzl sei jetzt im hohen Alter „durch sein Lebenszeugnis und durch das Gebet“ ein wichtiger „Hilfsbischof“.
Am Schluss der Festmesse dankte Weihbischof Helmut Krätzl in bewegten Worten und unter Aufbietung aller Kräfte all seinen Weggefährtinnen und Weggefährten, die ihn in den 45 Jahren seines bischöflichen Wirkens begleitet und unterstützt haben.
Autor:Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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