Mariä Himmelfahrt
Die Madonna entdecken

In Wetzelsdorf wird ein Mariahilfbild seit Jahrhunderten verehrt. | Foto: Wetzelsdorf
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Am 15. August feiern Katholikinnen und Katholiken Marias Aufnahme in den Himmel. Die Himmelfahrt bekundet, dass Maria nach ihrem Tod in den Himmel aufgenommen wurde. Seit Jahrhunderten ist das Fest eine traditionelle Gelegenheit, die heilige Muttergottes zu ehren. Wir schauen uns in unseren Kirchen nach besonderen Mariendarstellungen um. Ethnologin Helga Maria Wolf schildert besondere Marien-Bilder und ihre Verehrung in unserer Region.

Kaum jemand in der Geschichte des Christentums wurde so häufig abgebildet wie sie: Mal mit Schleier, mal mit Krone, auf einer Mondsichel oder auf einer Wolke, meist mit Jesuskind, in Blau oder Gold und auch auf Ikonen begegnen wir der Gottesmutter. Sie blickt barmherzig und milde auf uns und lädt uns ein, uns ihrem Schutz anzuvertrauen. Das bevorstehende Fest Mariä Himmelfahrt gibt uns Anlass, auf Darstellungen Marias in unseren Pfarren zu schauen.

Beginn des „Frauendreißigers“
„Der größte Festtag im Sommer (Hochfest und gesetzlicher Feiertag) ist der 15. August. Mit Mariä Aufnahme in den Himmel (Mariä Himmelfahrt) beginnt der ,Frauendreißiger‘. In diesem Zeitraum zwischen dem Großen und dem Kleinen Frauentag (15. August bis 8. September, Mariä Geburt) wird den Heilkräutern besondere Wirkkraft zugeschrieben“, berichtet Ethnologin und Buchautorin Helga Maria Wolf dem SONNTAG.

Ein Marienfest am 15. August war in Jerusalem schon im 5. Jahrhundert bekannt. „Besondere theologische Bedeutung erhielt der Feiertag durch das Dogma der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel 1950. Alte Gesänge preisen Maria – in Anlehnung an das Hohelied – als ,Blume auf den Wiesen‘ und ,Lilie der Täler‘ (Hld 2,1–2). Nach der Legenda Aurea aus dem 13. Jahrhundert trug ein Engel ihrem Leichnam eine Palme voraus, die unbeschreiblich guten Duft verbreitete. Später erklärte man die Verbindung Maria – Blumen damit, dass nach ihrer Himmelfahrt im Grab Rosen gefunden worden seien“, führt Helga Maria Wolf aus.

Muttergottes in Schwarz und Gold
In der Erzdiözese Wien gibt es zahlreiche marianische Gnadenbilder, die Kirchen und Kapellen zu Wallfahrtsstätten machten. Eine außergewöhnliche und vielleicht weniger bekannte Mariendarstellung ist jene der „Lauretana“. „Skulpturen der Lauretana bilden das Zentrum der Loretokapellen. Die sehr schlanke Figur ist eine so genannte Schwarze Madonna. Fast säulenartig gestaltet, trägt sie auf der linken Hand das eng mit ihr verbundene Kind“, schildert Helga Maria Wolf. Die Santa Casa di Loreto sei der Legende nach das Haus, in dem der Erzengel Gabriel Maria die Geburt Jesu ankündigte. Im deutschen Sprachraum entstanden viele Nachbildungen des Heiligen Hauses.

In Wien und Umgebung gibt es mehrere Loretokapellen, so z. B. in der Augustinerkirche in Wien, in Jedlesee oder in Inzersdorf. Eine besonders schöne Statue beherbergt die Pfarre „Mariä Himmelfahrt“ in Straß im Straßertale. Die Loreto-Maria mit Kind ist fast einen Meter groß und beeindruckt in Schwarz und Gold. Sie stammt aus dem Hochbarock und bildet das Zentrum des Loretoaltares.

Gnadenreiches „Mariahilfbild“
Immer wieder in unseren Kirchen anzutreffen sind Varianten des „Mariahilfbildes“, das als besonderes Gnadenbild verehrt wird. „Lucas Cranach malte das Bild nach 1537. Das Original war 1611 ein Gastgeschenk des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. an Erzherzog Leopold V. von Österreich, den damaligen Bischof von Passau. In der Folge wurde es zum Habsburgerheiligtum und kam 1625 nach Innsbruck. Eine Kopie blieb in Passau. Von dort gelangte 1660 eine weitere Kopie nach Wien, die in der Mariahilfer Kirche als wundertätig verehrt wird“, berichtet Helga Maria Wolf. In Niederösterreich finde man Mariahilfbilder u. a. auf dem Mariahilfberg in Gutenstein, in Pottendorf, Stetteldorf am Wagram, Wetzelsdorf, Melk, Weißenkirchen, Pulkau, Groißenbrunn, Herzogenburg und Stockerau.

Himmlische „Immaculata“
Eine Mariendarstellung, die uns ebenfalls häufig begegnet, ist jene der „Immaculata“, der ohne Erbsünde Empfangenen. Maria wird hier (ohne Jesuskind) als die Braut des Hoheliedes charakterisiert und erhält die Züge der apokalyptischen Frau: bekleidet mit der Sonne (Strahlenkranz), mit der Mondsichel unter den Füßen und einem Glorienschein mit zwölf Sternen um das Haupt. Maria als Immaculata zertritt häufig der Schlange den Kopf, bezugnehmend auf Gen 3,15.

„Die Marienerscheinungen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts und die technische Reproduzierbarkeit brachten der Immaculata, der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter, bisher ungekannte Popularität“, schildert Helga Maria Wolf. „1858 hatte die 14-jährige Bernadette Soubirous in Lourdes Marienerscheinungen. Die ,Dame‘ offenbarte sich der Seherin als ,Unbefleckte Empfängnis‘. In der Folge wurden Lourdesgrotten in vielen Kirchen eingebaut oder außerhalb errichtet.“ Die bekannteste Lourdesgrotte bei uns ist jene in Maria Gugging mit jährlich rund 80.000 Besuchern.

Mit den Worten „Die unbefleckte Mutter Gottes, die jungfräuliche Maria, wurde nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen“, erhob Papst Pius XII. am 1. November 1950 die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel zum Dogma. Das Fest Mariä Himmelfahrt lädt uns ein, auf die Gottesmutter in ihren verschiedenen „Erscheinungen“ zu schauen und ihre Himmelfahrt als ein Zeichen der Hoffnung auch für uns zu meditieren.

Autor:

Agathe Lauber-Gansterer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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