Zeit für meinen Glauben
Wenn die Angst kommt, bete ich das "Ave Maria"

„Manchmal kommt die Angst, da werde ich panisch, wenn ich die Zahlen der Kranken und Toten höre“, erzählt Helga Calvo, die mit ihrer Familie in Mailand wohnt. Ihr Zufluchtsort istdann das Ave Maria-Gebet.     | Foto: Familie Calvo, privat
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  • „Manchmal kommt die Angst, da werde ich panisch, wenn ich die Zahlen der Kranken und Toten höre“, erzählt Helga Calvo, die mit ihrer Familie in Mailand wohnt. Ihr Zufluchtsort istdann das Ave Maria-Gebet.
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Familie Calvo, Helga, Alberto und ihre fünf Kinder, erlebt die häusliche Isolation in Mailand
aufgrund des Coronavirus schon seit einigen Wochen. Mutter Helga erzählt, wie es ihnen dabei geht.

amilie Calvo lebt in Mailand, mitten in Italiens Corona-Epizentrum in der Lombardei. Helga, gebürtige Deutsche, Alberto, Italiener, und ihre fünf Kinder zwischen fünf Monaten und zehn Jahren in einer - zum Glück recht großen - Stadtwohnung ohne Garten und Balkon, ohne physischen Kontakt zu Freunden und Verwandten, ohne die Möglichkeit den Spielplatz im Park zu besuchen – das, was nun auch in Österreich seit Tagen Alltag vieler Familien ist, erleben die Calvos schon seit Anfang März. Es ist eine außergewöhnliche Situation, erzählt Helga, mit Herausforderungen, aber auch vielen schönen Momenten.
„Normalerweise sind meine Kinder, außer die beiden Kleinen, jeden Tag von morgens bis 15.30 Uhr außer Haus. Jetzt verbringen wir sehr viel Zeit miteinander, Klar, gibt es Momente, in denen es heiß her geht, aber es ist auch schön.“ Im Hause Calvo gibt es in dieser besonderen Zeit einen strikten Tagesablauf: Gemeinsames gemütliches Frühstück, vormittags Onlineunterricht, Mittagessen, nachmittags Hausaufgaben, Jause, Sport, Spiele oder Filmschauen. Ein netter Nebeneffekt von so viel Nähe: „Man lernt an seinen Kindern ganz neue Seiten kennen, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt.“

Ave Maria als Zufluchtsort

Helga versucht angesichts der vielen schlechten Nachrichten innerlich und äußerlich die Ruhe zu bewahren. Nicht immer gelingt ihr das. „Manchmal da kommt die Angst, da werde ich panisch, wenn ich die Zahlen der Kranken und Toten höre. Jetzt sind auch immer mehr Menschen betroffen, die wir kennen. Ich frage mich, wie lange das noch so gehen wird.
Mein Zufluchtsort ist das Ave Maria, das ich in diesen Situationen bete. Oder ich ziehe mich in ein Zimmer zurück, mache die Tür hinter mir zu und bete.“ Glücklicherweise erleben Helgas Kinder die Situation nicht als besonders bedrückend. „Die Kinder machen sich kaum Sorgen. Sie wissen aber, dass das Virus vor allem für alte Menschen gefährlich sein kann und beten oft für die Großeltern.“ Jeden Abend beten Helga, Alberto mit ihren Kindern, am Sonntagvormittag feiert die Familie die Heilige Messe mit dem Erzbischof von Mailand über das Internet mit. „Und mittlerweile täglich verabreden wir uns mit rund zwanzig anderen Familien über Telefon zum Rosenkranzgebet und bitten Gott, dass sich die ganze Sache schnell wieder beruhigt.“

Verbunden übers Telefon

Helga nimmt ein erstaunliches Phänomen wahr, das die auferlegte Isolation bewirkt: „Ich kann zwar meine Freunde und Verwandte nicht sehen, aber ich fühle mich sehr mit ihnen verbunden. Wir fragen einander über WhatsApp, wie es uns geht, und reden mehr miteinander am Telefon, weil wir plötzlich alle viel mehr Zeit haben.“
Wichtig ist Helga, sich trotz der schwierigen Umstände in Erinnerung zu rufen, wie gut es ihnen als Familie geht. „Das versuche ich auch den Kindern zu sagen, wenn sie sich beklagen, dass sie nicht raus können: Seien wir dankbar, wir sind nicht krank und es geht uns gut.“

„Manchmal kommt die Angst, da werde ich panisch, wenn ich die Zahlen der Kranken und Toten höre“, erzählt Helga Calvo, die mit ihrer Familie in Mailand wohnt. Ihr Zufluchtsort istdann das Ave Maria-Gebet.     | Foto: Familie Calvo, privat
Mittlerweile verabreden wir uns täglich mit anderen Familien per Telefon zum Rosenkranzgebet und bitten Gott, bdass sich die ganze Sache schnell wieder beruhigt, erzählt Helga Calvo, die mit ihrer Familie derzeit in Corona-Quarantäne in Mailand lebt | Foto: privat
Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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