Glaubenszeugnis
Von Österreich aus in die Welt schauen
Gertrude Täubler betreibt in Großriedenthal ein Geschäft für fair gehandelte und regionale biologische Produkte. Entstanden ist es vor über zwei Jahrzehnten aus der Initiative der KFB-Frauengruppe, die beim Pfarrcafé und zu Weihnachten Produkte aus dem fairen Handel verkauft hat.
GERTRUDE TÄUBLER
Alter: 61
Wohnort: Großriedenthal
Lebensmotto: füreinander mit offenen Augen und Herzen da und im Gespräch sein.
Gott ist für mich: Vertrauen, gut aufgehoben und begleitet zu sein.
Sonntag ist für mich: ein freier Tag, an dem Gemeinschaft in vielfältiger Form gelebt werden kann.
Frau Täubler, welche Suppe werden Sie zum Fastensuppenessen beisteuern?
Ich werde eine regionale Gemüsesuppe zubereiten. Das Schöne am Familienfasttag ist ja das gemeinschaftliche Essen, das ist ein Ausdruck der Solidarität mit den Frauen aus den Projekten der Aktion Familienfasttag, für die wir Spenden sammeln. Wir wissen aber noch nicht genau, wie es wegen Corona ablaufen wird. Wahrscheinlich werden wir die Suppen in Gläser abfüllen und gegen eine Spende austeilen.
Das wievielte Jahr sind Sie denn heuer beim Familienfasttag dabei?
Oh …(lacht und überlegt). Fünfundzwanzig Jahre werden es schon sein. Im entwicklungspolitischen Arbeitskreis der KFB bin ich seit ca. fünfzehn Jahren ehrenamtlich aktiv. Als ich vor 35 Jahren nach Großriedenthal zugezogen bin, habe ich niemanden gekannt und wurde von den Frauen hier freundlich aufgenommen. Mit der Frauengruppe beteiligen wir uns jedes Jahr bei der Aktion. Die Idee dahinter war immer, von Österreich in die Welt zu schauen. Wir versuchen die Frauen in den Projekten, für die wir sammeln, zu bestärken, damit sie mit ihren eigenen Ideen ihre Situation verändern.
Sie sind laufend mit den Projektpartnerinnen vor Ort in Kontakt, waren auch selbst schon in Nepal.
Einige der Frauen kommen auch immer wieder nach Österreich, um uns hier ihre Arbeit vorzustellen. Was mich dabei am meisten beeindruckt, ist die Kraft und Energie, die sie
haben. Auf der Projektreise nach Nepal beispielsweise habe ich eine Frau kennen gelernt, die junge Mädchen unterstützt, die auf der Suche nach einem besseren Leben in die Stadt kommen. Sie versorgt sie mit Aufklärungsarbeit, informiert sie über ihre Rechte, wenn sie in schräge Kreise geraten. Und sie hilft den Kindern, die aus Prostitution entstanden sind und die deswegen keinen Stellenwert haben.
Welche Rolle spielt denn ihr Glaube für ihren Einsatz bei der KFB?
Normalerweise denke ich darüber nicht so viel nach. Wenn ich es aber tue, merke ich, dass mein Glaube aus dem Vertrauen kommt, dass Gott in mir und in den Menschen wohnt. Er gibt uns den Anstoß, mitzutun, mit zu verändern für ein besseres Leben. In den gemein
schaftlichen Feiern der Frauenbewegung habe ich einen tieferen Glauben gefunden.
Welche Formen des gemeinschaftlichen Feierns sprechen Sie besonders an?
Mir gefällt es, mich mit anderen über eine Bibelstelle auszutauschen. In der Gemeinschaft findet sich immer etwas Größeres und Tieferes. Ich für mich beginne den Tag mit einem inneren Gespräch mit Gott, bei dem ich ihn bitte, den Tag mit mir zu gehen. Und am Abend bedanke ich mich dafür, dass er es getan hat.
Sie lernen über die Projektpartnerinnen viel über die oft leidvollen Lebensumstände der Menschen in den Projektländern kennen. Bringt Sie das nicht manchmal ins Hadern mit Gott?
Gott ist ja nicht schuld an dem Leid. Leider werden Politik und Wirtschaft in vielen Fällen so gestaltet, dass sie wenig die Situation der Menschen berücksichtigen und auf ihren eigenen Vorteil schauen. Das ist nicht Gottes Aufgabe. Wir aber können hören, was Gott uns sagt, und schauen, wo wir positive Ansätze setzen können. Das geht nicht alleine, sondern am besten in Gemeinschaft mit anderen.
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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