Zeit für meinen Glauben
Vom Zurücklassen und Finden
Der 35-jährige Pater Olivier Ongway Matondo ist Steyler Missionar und seit Kurzem in Österreich. Er ist bereit, sich dorthin senden zu lassen, wo ihn sein Orden braucht.
Zufall oder Fügung? Auf jeden Fall sehr passend. Das SONNTAG-Interview mit Pater Olivier Ongway Matondo, Steyler Missionar aus dem Kongo, fällt genau auf den Gedenktag des Heiligen Karl Lwanga und seiner Gefährten. Die afrikanischen Heiligen aus Uganda – 1886 wegen ihres Glaubens getötet und rund achtzig Jahre später von Paul VI. heiliggesprochen – werden vor allem in Subsahara-Afrika und damit auch in Oliviers Heimatland sehr verehrt. Karl Lwanga gilt außerdem als Patron der Jugend Afrikas.
Für Olivier, vor Kurzem von seiner Ordensgemeinschaft nach Österreich gesandt, spielen die afrikanischen Märtyrer seit seiner Kindheit eine besondere Rolle. „Immer schon hat mich das Zeugnis und die Treue von Karl Lwanga und seinen Gefährten fasziniert. Sie wussten, dass sie getötet werden würden und haben dennoch an ihrem Glauben festgehalten.“
In seiner Pfarre war Olivier Teil einer Jugendgruppe, die dem jüngsten Märtyrer rund um Karl Lwanga geweiht war, dem Heiligen Kizito. Kizito starb mit nur vierzehn Jahren, und ist dem jungen Olivier ein Vorbild. „Wir haben in der Gruppe viel über sein Leben gelernt und darüber, was es heißt, von Jesus und vom Evangelium Zeugnis zu geben.“
Nach Österreich geschickt
Von Kindheit an will Olivier Priester werden. Seine Eltern unterstützen ihn bei seinem Wunsch. Die Steyler Missionare lernt er im Kongo kennen: Er geht dort in eine von der Ordensgemeinschaft geleitete Schule und hat einen geistlichen Begleiter, der Steyler Missionar ist. Das Leben der Missionare weckt die Sehnsucht in ihm, selbst einer von ihnen zu werden. „Ich wollte immer das Evangelium in anderen Sprachen und in anderen Kulturen verkünden.“ 2007 beginnt er das Noviziat, sechs Jahre später legt er die ewige Profess ab und am 20. Juli 2014 wird er im Kongo zum Priester geweiht. Teil einer missionarischen Ordensgemeinschaft zu sein, bedeutet für Olivier stets bereit zu sein, von Neuem gesandt zu werden. „Ich arbeite dort, wo mein Orden, wo die Kirche mich braucht. Ich wurde jetzt nach Wien geschickt und weiß nicht, wann ich woanders hin gehen werde.“
Schwer, Familie zu verlassen
Trotz dieser Offenheit ist Olivier der Abschied vom Kongo nicht leicht gefallen. „Ja, ich habe dieses Leben gewählt, aber es war schwierig, meine Familie und meine Heimat zu verlassen“, sagt der Priester und ergänzt im nächsten Augenblick: „In Frankreich, wo ich die vergangenen fünf Jahre gelebt habe, habe ich schnell neue Leute kennen gelernt, die mir geholfen haben. Ich habe also etwas verloren und etwas Neues, Schönes gefunden.“
Die ersten Monate in Österreich hat Olivier bisher sehr positiv erlebt. Beim Deutschlernen macht er große Fortschritte. Sorgfältig wählt er beim Sprechen seine Worte und bestreitet ohne große Probleme das Interview. Sobald sein Deutschkurs abgeschlossen ist, wird Olivier in der von den Steyler Missionaren geleiteten Pfarre zum Göttlichen Wort in Wien-Favoriten verstärkt mitarbeiten. Im Moment feiert er die Heilige Messe in der Pfarre zusammen mit seinen Mitbrüdern.
An die europäische Art, Liturgie zu feiern, musste er sich erst gewöhnen. „Am Anfang habe ich mich gefragt, warum die Liturgie hier so ruhig gefeiert wird. Aber jetzt gefällt mir diese ruhige Art zu feiern. Es ist anders, aber schön.“
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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