Buchtipp der Woche
Vom Vorrang der Liebe
Die beiden Moraltheologen Christof Breitsameter und Stephan Goertz plädieren für eine Zeitenwende für die katholische Sexualmoral.
Für Sie gelesen.
Es ist kein leichtes Unterfangen, auf nur 176 Seiten eine Zeitenwende für die katholische Sexualmoral zu beschreiben. Die beiden deutschen Moraltheologen Christof Breitsameter, er lehrt Moraltheologie in München, und Stephan Goertz, er lehrt Moraltheologie in Mainz, wagen dennoch den Versuch und zeichnen u. a. den Weg der traditionellen Sexualmoral nach.
Da geht es um die Ehe und die legitimen Nachkommen, um die reinen Hände und das reine Herz, um wechselnde Bewertungen der sexuellen Lust und um die Frage, was eigentlich „gemäß der menschlichen Natur“ ist. Etwas zu kurz und äußerst knapp geraten sind die Kapitel über die sexuellen Akte vor und außerhalb der Ehe, über die Empfängnisverhütung und die Homosexualität.
Beide Autoren werfen auch immer wieder einen Blick auf den langen, bis in die Gegenwart wirkenden Schatten des Kirchenvaters Augustinus, des einflussreichsten Denkers der Theologiegeschichte. Sein bisweilen strenges Urteil in moralischen Fragen rührt wohl auch daher, dass er vor seiner Bekehrung und Taufe seine Sexualität in einem Konkubinat ganz selbstverständlich ausgelebt hat.
Das anregende Buch ist ein Plädoyer für den Vorrang von Liebe und Würde, von Gleichheit und Freiheit und wie Liebe auch heute glücken kann.
Vereinfacht gesagt: Früher war die Ehe die Legitimation der Liebe, heute ist die Liebe die Legitimation der Ehe.
Mein Fazit:
Das ideale Buch für Liebende und jene, die es werden wollen – nicht nur zum Valentins-Tag am 14. Februar.
Christof Breitsameter, Stephan Goertz, Vom Vorrang der Liebe – Zeitenwende für die katholische Sexualmoral, Herder-Verlag, 176 Seiten, ISBN: 978-3-451-38954-2 20,60 Euro
Autor:Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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