Zeit für meinen Glauben
Verliebt in Taizé
Auf einer Reise nach Taizé lernt Julia Hidrio den Franzosen Pascual kennen und verliebt sich. Nur: Pascual ist Priesterseminarist. Es beginnt eine schwere Zeit, in der Pascual prüft, ob er Julia heiraten oder Priester werden soll.
Eigentlich“, sagt Julia Hidrio und lacht, „bin ich ein kontemplativer Mensch.“ Mit drei kleinen Kindern, fünf, drei und zwei Jahre alt, kommt Kontemplation, das stille, betrachtende Gebet, derzeit in ihrem Leben aber definitiv zu kurz. Dafür schickt die 36-Jährige im Mama-Alltag viele Stoßgebete in den Himmel. Dass Gott da ist, spürt sie oft.
„Mit Kindern ist das Leben so unmittelbar, da genieße ich sehr die kleinen Momente. Zum Beispiel als ich den Kindern letztens einen Stammbaum unserer Familie aufzeichnen wollte. Begonnen habe ich mit Mama und Papa. Da haben die Kinder sofort gesagt: Aber, ganz oben kommt Jesus! Das war sehr schön für mich.“
Mehr als ein Urlaubsflirt
Ihre kontemplative Ader hat Julia entdeckt, als sie als Theologiestudentin ein Jahr in der Schweiz studiert hat. „Dort habe ich die eucharistische Anbetung so richtig kennen und lieben gelernt.“ Das Jahr in der Schweiz ist für Julia in mehrerer Hinsicht prägend und lebensentscheidend.
Kurz vorher reist sie mit zwei Freunden zur ökumenischen Gemeinschaft nach Taizé und lernt dort den Franzosen Pascual kennen. „Gleich am Anfang wird man dort in Gesprächsgruppen eingeteilt. Pascual und ich waren in derselben Gruppe.“ Es funkt sofort zwischen dem Franzosen und der Österreicherin. Nur: Pascual ist Priesterseminarist.
Eine Woche lang verbringen die beiden viel Zeit miteinander und merken: Das ist mehr als ein Urlaubsflirt. Für Julia beginnt eine herausfordernde Zeit. „Ich wollte seinem Priestersein ja nicht im Weg stehen. Habe selber viele Gedanken im Kopf und im Herzen gewälzt. Das waren schon schwierige eineinhalb Jahre.“
Entscheidung für Julia
Trotzdem will Julia diese Phase nicht missen. „Mein Glaube ist sehr stark gewachsen. Ich habe darauf vertraut, dass das Richtige passieren wird.“ Im Nachhinein ist sie froh, dass Pascual sich lange mit der Entscheidung auseinandergesetzt hat und nicht sofort das Priesterseminar verlassen hat. „Sonst wäre – wann immer Schwierigkeiten zwischen uns auftauchen – immer der Zweifel da: Hat er nicht doch seine Berufung verfehlt und die falsche Entscheidung getroffen?“
Sowohl Pascual als auch Julia haben gute geistliche Begleiter, die ihnen in ihrem Ringen beistehen. Schließlich ist für Pascual klar, dass er sein Leben mit Julia verbringen will. „Dass sich Pascual für mich entschieden hat, habe ich als großes Geschenk empfunden.“
Die Monate des Wartens und Bangens prägen Julia bis heute. „Ich habe gelernt, die Dinge als Geschenk anzunehmen. So wie es ist, ist es gut.
Gott will nur das Gute für mich. Das habe ich mit dem Herzen verstanden. Der Herr will mich beschenken – ob er mir nun Schwieriges oder Einfaches schickt: Aus allem kann ich etwas lernen.“
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.