Glaubenszeugnis
Vergessen wir nicht auf die Sterbenden!
Elisabeth Kubelka, 70, aus der Pfarre Starchant in Ottakring wünscht sich, dass in jeder Heiligen Messe
weltweit für die Sterbenden gebetet wird. Der SONNTAG fragte nach ihren Gründen dafür.
Menschen, die kurz vor ihrem Tod stehen, sind Elisabeth Kubelka ein Herzensanliegen.
Frau Kubelka, Ihr großer Wunsch, dem Gebet für Sterbende mehr Raum zu geben, hat sehr viel mit Ihrer persönlichen Geschichte zu tun.
Mein Mann ist vor zweieinhalb Jahren sehr plötzlich verstorben. Wir wussten zwar, dass es ihm sehr schlecht ging, dachten aber, dass er sich wieder erholen würde. Als er am Sonntag vom Pfarrer noch die Krankensalbung zur Stärkung empfangen hat, haben wir nicht geahnt, dass es sein letzter Tag sein würde. Montagfrüh um fünf Uhr ist er in unserem Ehebett in meinen Armen gestorben. Für mich war das ein sehr einprägsames Erlebnis. Da ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist, dass Menschen in ihrer Todesstunde nicht alleine bleiben.
Sie haben daraufhin einen Sterbebegleitungskurs gemacht …
… und kurzentschlossen im Haus der Barmherzigkeit im 16. Bezirk angefragt, ob ich Sterbende begleiten kann. Ich bin dort nun Kommunionspenderin und besuche alte Menschen. Eine alte Dame etwa habe ich an ihren letzten Tagen jeden Nachmittag besucht. Ich bin viele Stunden bei ihr gesessen, habe nach der Schwester geläutet, wenn ihr kalt war oder wenn ihr Mund ausgetrocknet war. Ich habe für kleine Erleichterungen gesorgt. Und im Stillen habe ich um einen guten Übergang für sie gebetet.
Ihr großes Anliegen ist es, dass das Gebet für Sterbende weltweit, bei jeder Eucharistiefeier, einen fixen Platz hat.
Es wird in der Heiligen Messe zwar für die Verstorbenen gebetet – das ist natürlich auch sehr wichtig, nicht aber für die Sterbenden. Dabei werden jeden Tag auf der ganzen Welt so viele Messen gefeiert, und wir vergessen dabei auf die Sterbenden! Da muss man was tun! Ich denke an die vielen Kriegsherde in der Welt mit ihren Opfern, an die Flüchtlinge, die im Meer ertrinken, an Straßenkinder, die ungeliebt und alleingelassen sterben, und an die hungernden Kinder auf der ganzen Welt. An all diese Menschen, denen unser Gebet zugutekäme. Was wäre das für ein Gebetssturm, wenn es einen bewussten Moment in der Messe durch einen fixen Gebetssatz gäbe, zum Beispiel im Hochgebet vor dem Gebet für die Verstorbenen.
Was, denken Sie, bewirkt das Gebet?
Ich wünsche mir, dass durch unser Gebet einem sterbenden Menschen am Ende der Gedanke kommt: Gott gibt es! Verzeih mir! Hilf mir! Durch das Gebet einem Menschen das ewige Leben zu erbitten – das möchte ich.
Sie scheinen ein großes Vertrauen in das Wirken Gottes und die Kraft des Gebets zu haben.
Das kommt durch die Familie, in der ich aufgewachsen bin. Außerdem war auch mein Mann sehr gläubig. Meine Eltern haben eine natürliche Religiosität gelebt und mich dadurch geprägt. Mein Vater war Bildhauer und hat viele Heilige, Engel, Muttergottesstatuen und den Gekreuzigten geschnitzt.
„Ich wünsche mir, dass durch unser Gebet einem sterbenden Menschen am Ende der Gedanken kommt: Gott gibt es!“ Elisabeth Kubelka
Ich war oft bei ihm in der Werkstatt und bin mit all diesen Himmelswesen aufgewachsen. Heute habe ich morgens eine kleine Gebetszeit, bevor ich aufstehe. Ich darf dabei aber nicht liegen bleiben, sonst schlafe ich wieder ein (lacht). Dabei denke ich an alle Menschen, die im Sterben liegen. Beim Mittagsgebet schließe ich sie auch ein und beende das Tischgebet mit: „… und lass die Sterbenden einst zu Tische sitzen in deinem Reich.“ Für das Abendgebet nehme ich mir besonders viel Zeit, das ist mir sehr wichtig.
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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