Glaubenszeugnis
Sternstunden des Vaterseins: Die Freude der Kinder zu sehen
Arno Gerig ist Vater einer Tochter (14 Monate) und eines Sohnes (2,5 Jahre). Ins Vatersein ist er, wie er sagt, „völlig blank“, ohne spezifische Erwartungen, gegangen. Seitdem seine Kinder auf der Welt sind, hat er irrsinnig viel gelernt. Zum Beispiel geduldiger zu sein.
ARNO GERIG
Alter: 46
Beruf: Religionslehrer
Wohnort: 1. Bezirk
Lebensmotto: Ich will dich suchen, damit meine Seele lebt.
Gott ist für mich: die Liebe in Reinkultur.
Sonntag bedeutet für mich: Ruhe, Unterbrechung des Laufradbetriebes. Gottesdienst.
Was sind für Sie die Sternstunden des Vaterseins?
Das waren einmal die Geburten, bei denen ich dabei war und die wunderschön waren. Bereits wenige Minuten nach der Geburt hatte ich beide Kinder kurz alleine bei mir. Sternstunden sind auch die kleinen Erfolge und Freuden der Kinder, jedes Lächeln. Wenn sie einen anstrahlen, das ist großartig! Auch wenn ich nach Hause komme: Sobald sie hören, wie ich den Schlüssel ins Schloss stecke, rasen sie um die Ecke. Das ist alles sehr schön und wiegt all das, was es auch an Mühseligkeiten gibt, auf.
Was für ein Vater möchten Sie Ihren Kindern sein?
Ich hoffe, dass ich es schaffe, mit gutem Beispiel voranzugehen, ihnen die wirklich guten Dinge mitzugeben. Nicht mit Worten, sondern durch mein Vorbild. Das wünsche ich mir auch für den Glauben. Ich möchte ihn so vorleben, dass er auch für sie anziehend ist und sie ihr Leben dementsprechend gestalten. Religiöse Erziehung ganz ohne Zwang ist mir wichtig.
Welche Bedeutung hat das Gottesbild "Gott als Vater" für Sie?
Ich habe eine gesunde Beziehung zu meinem Vater und tue mir deshalb leicht, Gott als liebenden Vater zu sehen. Ich hoffe sehr, dass das auch meinen Kindern einmal leichtfallen wird. Für mich als Theologen ist das Vaterbild aber nur eines von vielen Bildern von Gott. Es gibt ja eine breite Fächerung der Bildrede über Gott, da bevorzuge ich nicht ein bestimmtes. Ein immer stimmiges Bild für mich ist Gott als Liebe in Reinkultur. Das kann ich als Religionslehrer auch den Schülern vermitteln, die keinen Vater zu Hause haben. Die ‚Liebe‘, undenkbar groß und reich, ist immer verständlich.
Wann ist Gott für Sie besonders spürbar?
Gott und sein Wirken habe ich meist in der Rückschau wahrgenommen. Ich hatte nie das Gefühl im Augenblick, dass mich Gott genau jetzt anrührt. Es sind vielmehr die Spuren, die Gott in meinem Leben hinterlassen hat. Die die Menschen, die nicht mit Gott rechnen, als Zufall bezeichnen würden. Der Zufall ist für mich eines der Kostüme, die Gott anziehen kann.
Zugleich ist es aber auch im Rückblick schwierig zu unterscheiden, was wirklich das Wirken Gottes ist und was ich als solches interpretiere. Die Dinge sind ja noch nicht endgültig abgeschlossen. Ich bin Augustiner gewesen, habe mich dort in der Ordensgemeinschaft zurechtgefunden. Aber es dann nicht als meinen Weg erkannt. War es nun der liebe Gott, der wollte, dass ich eintrete oder dass ich dann wieder austrete? Das ist für mich nicht zu beantworten.
Und doch nehmen Sie das Wirken Gottes wahr.
Ich glaube, dass Gott hinter den Dingen wirkt. Zum Beispiel erinnere ich mich an unseren Pfarrer in Hollabrunn, der mich in einer wichtigen Situation ermutigt hat. Das war einer dieser Kristallisationspunkte, in denen Gott mir wohl einen Stupser gegeben hat. Was ich außerdem als von Gott kommend interpretiere, ist der Durst danach, ihn zu suchen.
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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