Hochfest Christi Himmelfahrt
Startrampe für den Heiligen Geist
40 Tage nach Ostern feiern wir diesen Donnerstag das Hochfest Christi Himmelfahrt. Ein Raketenflug war die Himmelfahrt keine, mehr eine Startrampe für den Heiligen Geist.
Wenn es um die Himmelfahrt Christi geht, kommen schnell Assoziationen wie ein Raketenflug oder die Fahrt mit einem Lift. Beides trifft nicht zu. Auferstehung und Himmelfahrt Christi bringen zum Ausdruck, worauf alle Christen hoffen: ganz bei Gott zu sein.
Theologisch auf den Punkt bringt es der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück: Christi Himmelfahrt ist die Voraussetzung dafür, dass Jesus Christus im Medium des Heiligen Geistes auf neue Weise zu uns kommt. „Himmel und Erde sind kein Gegensatz. Ewigkeit beginnt dort, wo wir uns in der Zeit auf Christus einlassen“, sagt der Theologe. Der Begriff Himmel ist für ihn keine meteorologische Größe, sondern steht für die Erfüllung der menschlichen Sehnsucht und die volle Gemeinschaft mit Gott.
Begonnen hat das bereits mit dem Anbruch des Reiches Gottes. Hier ereignet sich ein Stück Himmel auf Erden. Mit der Himmelfahrt Jesu, dem Entzug seiner physischen Gegenwart, wird eine neue vertiefte Gegenwart möglich, so Tück. Christi Himmelfahrt ist die Voraussetzung für die Ausgießung des Heiligen Geistes, der uns tiefer in die Wahrheit einführt, wenn wir uns darauf einlassen.
Laut dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte lagen zwischen Ostern und Christi Himmelfahrt 40 Tage. In diesem Zeitraum hat sich der auferstandene Gekreuzigte seinen Jüngern gezeigt. „Hier hat sich ereignet, was wir uns alle erhoffen: dass ein Mensch mit seiner Geschichte in die Wirklichkeit Gottes eingegangen ist. Der Himmel steht offen. Die definitive Gemeinschaft mit Gott ist möglich“, sagt Tück über das Hochfest Christi Himmelfahrt.
Das Ziel unserer Lebensreise
Vorstellen könne man sich die Himmelfahrt sicher nicht wie den Flug einer Rakete, sagt der Theologe. „Himmelfahrt“ umschreibt für Tück das Ziel unserer Lebensreise: „Der erhoffte Fluchtpunkt unseres Lebens ist es, bei Gott zu sein. Und das nicht nur als Geistwesen, sondern auch mit unserer Leiblichkeit.“
Der Leib ist das geschichtliche Ausdrucksmedium des Menschen. Am Gesicht erkennen wir eine Person. Für Tück besteht die christliche Hoffnung darin, glauben zu dürfen, dass wir auch nach dem Tod als Personen erkennbar bleiben, aber verwandelt, verklärt werden: „Wir kommen mit unserer Geschichte bei Gott an.“
Deutlich wird diese Hoffnung laut dem Theologen auch in den österlichen Erscheinungsberichten. Der auferweckte Gekreuzigte erscheint mit seinen Wundmalen und wird durch diese erkannt: „Die Lebens- und Leidensgeschichte von Jesus Christus wird nicht ausradiert, sie geht in die Vollendung ein.“
Zu Christi Himmelfahrt sind Gläubige aufgerufen „in sich zu gehen und ihre himmlische Berufung neu zu entdecken“, sagt Tück: „Vor Pfingsten dürfen wir den Aufruf zur Umkehr ernst nehmen und uns die Frage stellen: Stimmt die Ausrichtung? Sind wir in der richtigen Spur?“ Nachteil ist die physische Abwesenheit Jesu keiner, sondern die Voraussetzung für eine neue Anwesenheit, so Tück: „Dadurch können wir Jesus in einer vertieften Form begegnen. In der Eucharistie, der Feier der Heiligen Messe, kommt er uns im Zeichen des gebrochenen Brotes nahe. Wir sind schon jetzt in die todüberwindende Gemeinschaft mit Christus hineingenommen.“
Der Himmel – Gemeinschaft mit Gott – ist in Leben, Tod und Auferstehung Jesu auf Erden schon sichtbar geworden. Christi Himmelfahrt macht es möglich, dass Jesus durch das Wirken des Heiligen Geistes bei den Menschen sein kann. Zu jeder Zeit. Bei jedem.
Autor:Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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