Zeit für meinen Glauben
„Sei verrückt, geh‘ ins Priesterseminar“

Hannes Grabner: „In der Pfarre St. Elisabeth bin ich picken geblieben, weil Glaube für mich auf einmal lebendig war.“ 
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Dass Hannes Grabner vor drei Jahren zum Priester geweiht wurde, hat unter anderem mit Gregorianik-Pop und einer Begegnung auf dem Weg zur Bundesheergrundausbildung zu tun.

Ich glaub nicht mehr dran, also werde ich aus der Kirche austreten“, denkt Hannes Grabner mit knapp achtzehn Jahren. Die negativen Erfahrungen mit dem Glauben, der Kirche und ihren Vertretern sitzen tief: In der Pfarre vor Ort, „in der mich meine Eltern versucht haben unterzubringen“, fühlt Hannes sich als „typisches Gemeindebaukind“ nicht zugehörig. Die unauthentische Frömmigkeit im Elternhaus, die damals nur ‚alle heiligen Zeiten‘ – besonders in der Adventszeit – bemüht wurde und mit Gemeindebezug wenig zu tun hatte, nervt ihn. Und später: Der Priester, der ihm eine Beichte abverlangt, bevor er Teil der Pfarrjugendgruppe werden kann, schreckt ihn ab. Dazu kommt die Scheidung seiner Eltern, die Hannes Vertrauen erschüttert. Dass er den Kirchenaustritt dann letztlich nicht vollzieht, hat mit seiner Bequemlichkeit zu tun: „Ich war einfach zu faul, um dafür aufs Amt zu gehen.“

Picken geblieben in der Pfarre

Alles, was mit dem Christentum zu tun hat, interessiert Hannes als junger Erwachsener kaum. Was er allerdings mag, ist Gregorianik-Pop, konventionelle Popmusik im gregorianischen Stil, wie sie Anfang der 2000er Jahre gerade modern ist. Die hört er auch auf seinem Disc-Man im Zug auf dem Weg zu den Hochgebirgsjägern nach Spittal an der Drau, wo er seine Bundesheergrundausbildung absolvieren wird. „Der, der mir im Zug gegenüber gesessen ist, wollte wissen, was ich höre. Mir war das peinlich, aber er hat es toll gefunden. Und hat mir gleich erzählt, dass er im vierten Bezirk Ministrant ist.“

Mit seiner Bekanntschaft aus dem Zug freundet sich Hannes an. Später wird er ihn in dessen Pfarre, St. Elisabeth im vierten Bezirk, begleiten. Dort erlebt er Pfarre plötzlich ganz anders als früher. „Ich bin dort picken geblieben, weil Glaube für mich auf einmal lebendig war. Ich wollte wissen, warum sich die jungen Leute, die ich dort kennen gelernt habe und die alle intelligent waren, in die Kirche setzen.“ Hannes bekommt Aufgaben übertragen, wird Ministrant und entdeckt seine Liebe zur Liturgie. Den Pfarrer lernt er als echten Seelsorger kennen. Er fühlt sich wohl. Und denkt auf einmal darüber nach, wie es wäre, Priester zu werden.

Job im Dienst an den Menschen

Während Hannes’ Glaube und sein Engagement in der Pfarre über einige Jahre wachsen, arbeitet er bei einer Speditions­firma. Dort übernimmt er Führungsverantwortung und erkennt schließlich, dass er die Sorge für seine Mitarbeiter in der Privatwirtschaft nicht so ausleben kann, wie er möchte. „Ich habe also überlegt, was ich weiter machen will. War bei einem Priester in geistlicher Begleitung und gleichzeitig bei einem Coach.“ Ein Job im Dienst an den Menschen – das wäre was für ihn, meint der Coach.

Priester könnte sein Weg sein, sagt der Priester. „Also habe ich mir gesagt: Sei verrückt, schau es dir an, geh ins Seminar. Nach einem Jahr gehst du dann halt wieder.“ Doch Hannes bleibt. Er studiert, wird zum Diakon und 2017 mit 35 Jahren zum Priester geweiht. Heute ist er Kaplan in der Pfarre Leopoldau, Regionalseelsorger der Jungen Kirche und Jungscharseelsorger in der Erzdiözese Wien.

Der ‚Job im Dienst an den Menschen‘ gefällt ihm. „Ich kriege schnell einen Draht zu den Leuten und merke, dass es genügt, authentisch zu sein. Ich merke, dass ich den Leuten eine Stütze sein kann. Nicht immer ist es leicht. Aber Gott hat uns das Leben ja nicht geschenkt, damit uns langweilig, sondern damit es spannend ist.“

Hannes Grabner: „In der Pfarre St. Elisabeth bin ich picken geblieben, weil Glaube für mich auf einmal lebendig war.“ 
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Hannes Grabner: „Einst war ich einfach nur zu faul, um aufs Amt zu gehen und aus der Kirche auszutreten. Heute, 20 Jahre später, bin ich mit ganzem Herzen Jungschar- und Jugendseelsorger und Kaplan in Leopoldau.“     | Foto: privat
Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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