Glaubenszeugnis

„Natürlich war ich aufgeregt“

Martin Ngoc Hoang Nguyen wurde am 25. Juni im Stift Klosterneuburg zum Priester geweiht.
Dem SONNTAG erzählt der Augustiner-Chorherr, wie es ihm als Neupriester geht.

Der gebürtige Vietnamese wird als Augustiner-Chorherr mit „Herr Martin“ angesprochen.
Er ist 2012 ins Stift Klosterneuburg eingetreten. Tiefgläubig war er aber immer schon.[b]

Herr Martin Ngoc Hoang Nguyen
Alter: 48
Beruf: Kaplan in der Pfarre Meidling
Sonntag bedeutet für mich: der Tag, an dem man zur Ruhe kommen kann
Gott ist für mich: der Schöpfer, der mich und die Menschheit rettet.

[/b]Herr Martin, wie geht es Ihnen als neugeweihter Priester?
Mir geht es gut! Ich bin aber auch erschöpft. Ich hatte vor der Weihe viel zu tun. Ich war der einzige Weihekandidat, deswegen musste ich vieles alleine organisieren. Zum Beispiel den Chor der vietnamesischen Katholiken, der bei der Weihe gesungen hat.

Wie haben Sie die Feier erlebt? Waren Sie sehr aufgeregt?
Natürlich war ich aufgeregt. Die Feier war sehr schön, ich wurde tief berührt. Vor allem der Moment der Heiligenlitanei war für mich besonders. In diesem Moment habe ich mich innerlich ganz tief vor Gott gebeugt, mich ihm hingegeben. Die Heiligen, die wir angerufen haben, waren für mich wirklich gegenwärtig. Die Auflegung der Hände durch den Bischof und die Priester war auch sehr bewegend.

„In Vietnam ging ich mit meiner
Familie jeden Tag in die Kirche und betete zu Hause.
So konnte mein Glaube wachsen.“
Martin Ngoc Hoang Nguyen

Erzählen Sie uns über Ihre Berufung zum Priester!
Ich bin in einer katholischen Familie in Vietnam aufgewachsen. Der Pfarrer dort hat mich einmal gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könnte, einen geistlichen Weg einzuschlagen. Ich habe überlegt und entschieden, dass ich das probieren werde. Zuerst bin ich bei den Barmherzigen Brüdern eingetreten. Knapp vor der Profess habe ich aber die Entscheidung getroffen, dass ich nicht dort bleiben möchte. Diese Zeit war ziemlich schwierig. Durch einen Bekannten, den Klosterneuburger Chorherren Herrn Simon, habe ich das Stift Klosterneuburg und die Chorherren kennen gelernt. Ich bin eingetreten, habe die entsprechende Ausbildung absolviert und wurde vergangenes Jahr zum Diakon geweiht.

Die christliche Erziehung in Ihrer Familie spielte eine wichtige Rolle für Ihren Weg als Priester.
In Vietnam wird der Glaube in der Familie etwas anders gelebt als hier in Österreich. Von Kindheit an bin ich in der Früh immer mit meinen Eltern zur heiligen Messe und auch am Abend zum Gebet in die Pfarrkirche gegangen. Wenn es keine Gestaltung in der Kirche gab, beteten wir gemeinsam zu Hause. Nicht nur am Sonntag, auch unter der Woche. So konnte mein Glaube wachsen.

Wie hat Ihre Familie reagiert, als Sie ihr von Ihrem Wunsch, Priester zu werden, erzählt haben?
Sie haben sich sehr gefreut. Mein Vater ist bereits gestorben, meine Mutter ist sehr alt. Zwei meiner engen Verwandten sind zur Weihe gekommen.

Welche Menschen waren für Sie auf dem Weg zum Priesteramt wichtig?
Sicherlich der Pfarrer in Vietnam, der mich damals angesprochen hat. Und Herr Simon, der ebenfalls in Vietnam geboren wurde. Mit ihm kann ich über alles sprechen, was mich beschäftigt, was für meine Seele und mein geistliches Leben wichtig ist.

Ihr Einsatzort ist die Pfarre Meidling. Welchen Bereich in der Seelsorge mögen Sie besonders gern?
Durch meine Arbeit bei den Barmherzigen Brüdern kann ich gut mit alten Menschen umgehen. In Meidling habe ich im vergangenen Jahr aber auch bei der Erstkommunion geholfen.

Wie werden Sie den Sommer verbringen?
Ich reise bald nach Vietnam. Dort werde ich die Nachprimiz mit meiner Heimatpfarre und meinen Angehörigen feiern.