Glaubenszeugnis
Mama, schau ein Schmetterling!
Fünfzehn Jahre hat es gedauert, bis sich Eva Berghofers Kinderwunsch erfüllte. Eine harte Zeit des Wartens und Haderns, aber auch der Gottesbegegnung.
Vor fast fünf Jahren ist Evas Sohn David auf die Welt gekommen. Das Muttersein erlebt die 49-jährige Niederösterreicherin als große Freude.
Was ist für dich das Schönste am Mamasein?
Es sind diese tausend kleinen Dinge, die Wunder des Alltags, die für mich am schönsten sind. Zu erleben, welche Freude David dabei hat, die Welt zu entdecken. Wenn er staunt und zu mir sagt: „Mama, schau, ein Schmetterling!“, dann geht mir das Herz auf. Oder wenn er zu Ostern – wie wir es vereinbart haben – total cool seinen Schnuller wegwirft, den er vorher noch nachts gebraucht hat.
Und was fordert dich am meisten heraus?
Womit ich nicht gerechnet habe, ist dieser Zwiespalt, vor dem ich oft stehe: Wie viel Freiheit biete ich David, sodass er gut seine Selbstständigkeit entwickeln kann, und wo braucht es klare Grenzen. Grenzen sind ja nicht in Stein gemeißelt – zu entscheiden, was gerade notwendig ist, ist oft schwierig. Insgesamt habe ich eine große Ehrfurcht vor der Elternschaft bekommen.
Ihr habt fünfzehn Jahre lang gewartet, bis sich euer Kinderwunsch erfüllt hat. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Es war eine Zeit mit Krisen und mit Traurigkeit, in der es mir teilweise nicht sehr gut gegangen ist. Mein Mann und ich waren vor allem auf der Suche nach Antworten auf die Frage, warum wir keine Kinder kriegen und warum Gott das zulässt. Ja, es war eine Zeit des Haderns mit Gott.
In der sich deine Gottesbeziehung aber auch intensiviert hat.
Meinen Glauben davor kann ich bestenfalls als lau bezeichnen. In diesem Suchen nach Antworten habe ich wirklich zu Gott gefunden. Dadurch ist meine Zuversicht gewachsen, dass Gott einen Plan für mich und für uns als Familie hat. Auch das Vertrauen zu meinem Mann wurde gestärkt. Ich möchte diese Zeit nicht missen. So herausfordernd es auch war, ich bin wirklich dankbar, dass ich diesen Weg gehen durfte. Ich erlebe dadurch heute sowohl in meiner Gottesbeziehung als auch in meiner Ehe eine Tiefe in der Beziehung und ein starkes Vertrauen und jetzt in meinem Mamasein eine große Erfüllung.
Du hast die Jahre, bevor euer Kind auf die Welt gekommen ist, genutzt, um dich in der Kirche einzubringen und dich in der Pfarre in Sooß besonders engagiert.
Einige Jahre war ich für die christliche Organisation WWWC (Women’s Walk With Christ) tätig. Und in unserer Pfarre arbeite ich seit dieser Zeit viel mit den Kindern. Das habe ich immer als sehr erfüllend erlebt. Ich hatte das Gefühl, dass ich da meinen Platz habe, dass das meine Aufgabe ist. Irgendwann kam auch der Punkt, an dem ich gesagt habe: „Es ist ok, so wie es ist, auch wenn wir keine Kinder bekommen werden.“
Und dann kam David.
Es war das größte Wunder für uns. Die erste Zeit mit ihm war unglaublich schön. Natürlich mit wenig Schlaf wie bei allen Eltern, aber es war einfach nur schön, ihn zu haben. Ich war im siebten Himmel.
Wie bezieht ihr Gott in euer Familienleben mit ein?
Der Besuch der Heiligen Messe und das gemeinsame Gebet sind uns sehr wichtig. Zu den Mahlzeiten beten wir in freien Worten, vor dem Schlafengehen auch. Wir danken für das, was am Tag war und bitten um Segen für die Nacht und für die Menschen, die wir liebhaben. Neu ist, dass David jetzt öfter das Vaterunser beten möchte. Und wir singen viel, machen viel Lobpreis zusammen. Manchmal höre ich, wie David vor sich hin singt, zum Beispiel „Ich lieb dich, Herr“ in einer eigenen Melodie.
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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