Glaubenszeugnis
„Ich wollte mich immer in den Spiegel schauen können“

Zeichen der Damen des Ritterordens: Schwarzer Schleier und schwarzer Mantel mit rotem Jerusalemkreuz. | Foto: privat
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Erika Adensamer, ehemalige Bürgermeisterin von Baden, spürte oft in Krisenzeiten: „Ich bin in Gottes Hand.“ Ihre geistliche Heimat hat sie im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem gefunden. Von 23. bis 25. September feiern die „Grabesritter“ ihre Investitur in Wien. Bei der Aufnahme in der Augustinerkirche versprechen die Kandidatinnen und Kandidaten, „ein offenes Herz für die Christen im Heiligen Land zu haben.“

Erika Adensamer stammt aus einer Weinhauerfamilie in Baden. Sie ist 18 Jahre alt, als ihr Bruder tödlich verunglückt.

Frau Adensamer, Sie beschreiben den Tod Ihres Bruders als erste große Prüfung im Glauben.
Mein Bruder sollte den Betrieb unserer Eltern erben. Als er kurz vor der Weinlese gestorben ist, war das auch deswegen eine Katastrophe, weil plötzlich der Erbe weg war. Ich konnte meine Eltern nicht im Stich lassen und ging nicht wie geplant studieren, sondern habe bei der Weinlese geholfen. Kurz nach der Lese hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Ich bin in der Nacht über den Hauptplatz in Baden gegangen und habe einen Stern gesehen. Auf einmal blitzt es in mir auf: Gott ist da und mein Bruder lebt. Trost ist über mich gekommen, ein Gefühl der Geborgenheit.

Immer wieder hatten Sie ähnliche Erlebnisse, die Ihren Glauben gestärkt haben.
Im Zuge von Lebenskrisen haben diese Erlebnisse in mir das Gefühl gefestigt: Ich bin in Gottes Hand. Ich erinnere mich an eine sehr schwierige Phase, in der es mir wirklich schlecht ging. Eine Freundin, mit der ich damals gesprochen habe, hat mir daraufhin eine Bibelstelle mitgebracht, die mich richtig elektrisiert hat. Es war eine Stelle aus dem Buch Hosea, Kapitel 2, die Verse 21-23. Das war für mich eine so starke Zusage, die mich nie wieder losgelassen hat.

Sie haben geheiratet, drei Kinder bekommen, schließlich doch noch studiert und wurden Lehrerin. Und Sie sind in die Politik gegangen.
Mein Vater, der selbst Stadtpolitiker war, hat mich davor gewarnt. Ich habe mich aber immer für andere Menschen engagiert und dann im Jahr 2000 für den Gemeinderat kandidiert. Ich war Stadträtin und habe bei der Landtagswahl kandidiert. Zwischen 2007 und 2010 war ich Bürgermeisterin von Baden. Mir war immer wichtig, dass ich mich, bei allem, was ich tue, in den Spiegel schauen kann.

Wie hat Ihr Glaube Ihr politisches Engagement beeinflusst?

In schwierigen Situationen habe ich immer um Kraft gebetet. Darum, dass ich das sage, was gesagt werden muss, auch wenn es nicht bequem ist. Als im Raum stand, dass ich meinem Vorgänger im Bürgermeisteramt nachfolgen könnte, war das eine große Herausforderung für mich. Ich habe zu Gott gesagt: ‚Wenn du willst, dass ich es mache, dann muss es ohne Intrigen gehen und es muss so klar sein, dass ich ohne groß nachzudenken Ja sagen kann.‘ Als es dann wirklich so gekommen ist, wusste ich: Gott will es, er wird mir Kraft geben. Als ich nach drei Jahren gehen musste, war das schmerzhaft für mich. Aber ich wusste: Gott weiß, was er tut, auch wenn es mir jetzt dreckig geht. Ich bin wieder in die Schule zurück.

Ihre geistliche Heimat haben Sie seit einigen Jahren beim Orden der Grabesritter. Wie kam es dazu?

Ich habe viel Tiefe und Erweiterung meines Glaubens durch die Wüstenbewegung rund um Weihbischof Florian Kuntner erfahren. Ich bete immer noch täglich das Gebet der Hingabe von Charles de Foucauld, manchmal mit Zähneknirschen, muss ich zugeben. Das erste Mal wurde ich als Bürgermeisterin gefragt, ob ich nicht zu den Grabesrittern möchte. Als ich 2012 wieder gefragt wurde, dachte ich: Eigentlich ist es notwendig, der Welt klar zu zeigen, dass ich den Glauben lebe. Mich zu binden, an einen Orden, damit Verpflichtungen zu übernehmen, christliche Lebensführung zu vertiefen und jenen Christen zu helfen, die dort leben, wo Jesus gelebt hat: Das waren meine Beweggründe für die Entscheidung.

Informationen zum Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem: oessh.at

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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