Zeit für meinen Glauben
Ich will kein Sonntagschrist sein
Ewald Riedelmayer will sein Christsein auch im Alltag so leben, dass andere ihn nach seinem Glauben fragen.
Als junger Mann steht Ewald Riedelmayer vor der Entscheidung: Bleibe ich katholisch oder trete ich aus der Kirche aus? Nicht weil er mit Gott und Glauben nichts anfangen kann, sondern – im Gegenteil – weil er fest entschlossen ist, ein christliches Leben zu führen, stellt sich der damals 25-Jährige diese Frage. „Ich bin im Waldviertel in einer traditionell katholischen Familie aufgewachsen und habe mich dann in einer Freikirche bekehrt. Dort habe ich erlebt, dass es einen liebenden Gott gibt. Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, an dem ich mich entscheiden musste, wo meine Heimat ist.“
Ewald bleibt katholisch. Heute, mehr als dreißig Jahre später, ist Ewald mit seiner Familie Teil der Pfarre St. Martin in Aspern im 22. Bezirk – und blickt stets über den katholischen Tellerrand hinaus: „Ich habe immer noch viel Kontakt mit Christen aus anderen Denominationen.“
So leben, dass ich nach meinem Glauben gefragt werde
Der Anspruch, den Ewald an sein persönliches Christsein stellt, ist kein geringer. Mit Perfektion hat er allerdings wenig zu tun, erklärt der 59-Jährige: „Ich versuche, mein Alltagsleben und mein christliches Leben nicht zu trennen und kein bloßer Sonntagschrist zu sein. Dabei sehe ich mich als jemand, der durchaus Fehler macht.
Mein Ziel ist es nicht, alles richtig zu machen, sondern so zu leben, dass ich nach meinem Glauben gefragt werde.“ Und tatsächlich kommt es vor, dass Menschen von Ewald wissen wollen, was ihn trägt. Zum Beispiel in seinem beruflichen Umfeld. Als Unternehmensberater spricht Ewald normalerweise nicht über seinen Glauben. „Wenn mich aber jemand angesichts besonderer herausfordernder Situationen fragt, wie ich es schaffe, so gelassen zu bleiben, antworte ich: Weil ich mich von meinem himmlischen Vater geliebt weiß.“
Persönlichkeitsentwicklung durch die eigenen Kinder
Die Liebe des Vaters im Himmel ist für Ewald seit vielen Jahrzehnten das Fundament, auf dem er sein Leben aufbaut und ist ihm Ansporn gewesen, Vaterschaft zu einem Herzensthema zu machen. Viele Jahre organisiert er Vater-Kind-Wochenenden und engagiert sich in der pfarrlichen Kinderpastoral. Außerdem hat er selbst vier Kinder.
„Als unser Erstgeborener unterwegs war, war ich unheimlich berührt von diesem neuen Leben, das da entsteht“, erinnert sich Ewald.
Seine eigene Vaterschaft lässt ihn erahnen, wie Gott über seine Kinder denkt. Das prägt sein Gottesbild und formt seine Persönlichkeit. „Die stärkste Persönlichkeitsentwicklung haben meine Kinder mit mir gemacht. Durch sie konnte ich entdecken, welche Ecken und Kanten ich habe. Das hat mir sehr geholfen, an mir zu arbeiten.“ Als Vater erlebt er sich immer wieder als unzureichend. „Ich habe sicher nicht alles richtig gemacht. Was ich dabei gelernt habe, ist, mich zu entschuldigen und mich meinen Kindern auch in meiner Schwäche zu zeigen.“
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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