Zeit für meinen Glauben
„Ich schenk’ euch das Auto!“
Hans Eidenhammer repariert alte Autos und verschenkt sie an Bedürftige.
Er will vom eigenen Glück etwas an andere weitergeben.
32– in Worten zweiunddreißig. So viele Autos hat Hans Eidenhammer schon verschenkt. Der 70-jährige Mechaniker repariert alte Autos auf eigene Kosten und gibt sie weiter an jene, die sich ein Auto nicht leisten können. An alleinerziehende Mütter oder bedürftige Familien, die am Land auf ein Auto angewiesen sind. „Mobilität ist für die Menschen gerade am Land eine wichtige Voraussetzung, um Geld zu verdienen, ins Krankenhaus zu fahren und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, sagt der Oberösterreicher aus dem Bezirk Braunau.
Alles beginnt vor mehr als vierzig Jahren. Ein Mann kommt in die Werkstatt, in der Hans arbeitet. „Er hat das Pickerl für sein Auto nicht mehr bekommen. ‚Ich brauch’ das Auto unbedingt‘, hat er gesagt. Seine Frau war schwer krank, und er musste sie immer wieder ins Krankenhaus fahren.“ Hans schaut sich für den Mann um einen billigen Gebrauchtwagen um und der Mann bietet ihm an, den Wagen in drei Raten bezahlen zu können. Als er das Auto bei der Familie vorbeibringt, sieht er, dass das Geld an allen Ecken fehlt. „Ich bin dann wieder weggefahren. Auf dem Heimweg ist mir das alles im Kopf herumgegangen. Da habe ich umgedreht und ihnen gesagt: ‚Ich schenk’ euch das Auto‘.“
Teure Überstellung
Fortan legen Hans und seine Frau Monat für Monat einen Betrag zu Seite, um alte Autos zu kaufen, die Ersatzteile zu besorgen und die Autos zu reparieren. „Wir tragen das zu 80 Prozent selber. Unsere Kinder unterstützen uns, auch unsere Freunde.“ Mittlerweile bekommt Hans alte Autos auch geschenkt. Er arbeitet mit Organisationen wie der Caritas und dem Hilfswerk zusammen, der ÖAMTC stellt die Autos innerhalb Oberösterreichs kostenlos zu, der Lions Club übernimmt die Anmeldekosten. „Ein Problem ist, wenn Autos aus anderen Bundesländern als Oberösterreich kommen. Die Überstellung nach Oberösterreich ist kompliziert und kostet zwischen 400 und 700 Euro. Das ist teuer.“ Hans ist deswegen auf der Suche nach Menschen, die diese Kosten übernehmen.
Mobilität führt aus der Armut
In den vergangenen vierzig Jahren hat Hans viele Menschen kennen gelernt, deren Leben alles andere als einfach ist. „Einmal habe ich einer Frau mit drei Kindern ein Auto gebracht. Ihr Mann ist völlig unerwartet an einer Gehirnblutung gestorben, und sie musste dann arbeiten gehen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln war ihr Weg in die Arbeit sehr umständlich. Sie war mit dem neuen Auto also total happy“, erinnert sich Hans. Häufig sind es Familien mit behinderten Kindern, Menschen, die sich das alltägliche Leben nicht mehr leisten können oder solche, die aufgrund einer Scheidung aufs Land ziehen und dort eine neue Arbeit suchen, denen ein Auto das Leben erleichtert. „Mobilität kann aus der Armut führen“, ist Hans überzeugt.
Für Hans ist sein Einsatz selbstverständlich. „Anderen zu helfen, gehört zu meinem Leben dazu“, sagt er. Als gläubiger Mensch hat Solidarität mit anderen einen hohen Stellenwert in seinem Leben. „Glaube und Taten gehören zusammen“, meint Hans. Außerdem würde ihm in der Pension ohne sein Engagement schnell langweilig werden. „Das hält lebendig. Und es ist schön, wenn man vom eigenen Glück etwas weiter geben kann.“
Autor:Wolfgang Linhart aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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