Glaubenszeugnis
Eine Seelsorgerin auf Musikfestivals: Das passt!

Tätowiert und unkonventionell – so beschreibt sich Julia Ruf selbst. Ihren Beruf als Religionslehrerin und ihr ehrenamtliches Engagement als Festivalseelsorgerin füllt sie mit Leib und Seele aus. | Foto: Erzdiözese Wien/Stephan Schönlaub
  • Tätowiert und unkonventionell – so beschreibt sich Julia Ruf selbst. Ihren Beruf als Religionslehrerin und ihr ehrenamtliches Engagement als Festivalseelsorgerin füllt sie mit Leib und Seele aus.
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Julia Ruf hat lange nach einer Möglichkeit gesucht, sich kirchlich zu engagieren. Mit der Festivalseelsorge hat die 29-jährige Religionslehrerin aus Gerasdorf
gefunden, was zu ihr passt.

Die Mutter von zwei kleinen Kindern war im Juni am Nova Rock Festival als Seelsorgerin
unterwegs. Diesen Sommer steht für sie noch das Frequency Festival auf dem Plan.

Julia Ruf

Alter: 29
Beruf: Religionslehrerin
Sonntag bedeutet für mich: Ruhe, ein Tag mit der Familie und mit Gott.
Gott ist für mich: Liebe.
Lebensmotto: Nichts ist unmöglich.


Frau Ruf, Sie waren als Festival-seelsorgerin am Nova Rock, dem größten
Rockfestival Österreichs. Was haben Sie dort gemacht?

Ich habe zugehört. Darum geht’s bei der Festivalseelsorge: Wir sind nicht dort, um zu missionieren oder Werbung für die Kirche zu machen, sondern um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen zuzuhören. So sagen wir ihnen das auch, wenn sie zu unserem Stand kommen und fragen, was wir hier tun: Zuhören.

Und wie haben die Leute darauf reagiert?
Die meisten sagen am Beginn des Gesprächs: „Mir geht’s eh gut.“ Nach zwei, drei Minuten geben sie zu, dass es ihnen eigentlich gar nicht so gut geht. Viele belastet der Job, auch die Pandemie ist ein Thema. Sie meinen, sie können das Festival gar nicht richtig genießen, weil sie nicht wissen, wann es wieder schwierig werden wird. Viele haben niemanden, mit dem sie reden können. Sie fühlen sich unverstanden von ihrem Partner, wollen nicht sudern. Und professionelle Hilfe suchen sie sich auch nicht, das ist zu schambesetzt.

Gab es Vorbehalte, wenn Sie erklärten, dass Sie von der katholischen Kirche sind?
Nein, gar nicht. Ich habe sehr viele Gespräche geführt, aber keinen einzigen negativen Kommentar über die Kirche gehört. Die Leute sind eher verwundert, dass wir da sind. Was sie am meisten wundert, ist, dass wir kein Geld dafür bekommen, dass wir das tun, weil wir für andere da sein wollen. Irgendwann haben alle gefragt, warum ich bei der Kirche bin. Meine Antwort; „Weil ich an Gott glaube und glaube, dass er uns alle liebt.“

Wie sind Sie zur Festivalseelsorge gekommen?
Ich habe jahrelang in der Politik gearbeitet, nebenbei studiert und eine Familie gegründet – für kirchliches Engagement blieb leider wenig Zeit, und ich wusste auch nicht, was zu mir passt. Mittlerweile habe ich nun einen Beruf, der auch etwas mehr Freizeit und damit ehrenamtliches Engagement ermöglicht. Irgendwann habe ich mich durchs Internet geklickt und bin auf die Festivalseelsorge gestoßen. Als tätowierte und etwas unkonventionelle Theologin hab ich mir gedacht: Genau das ist es, das passt! Mein Leben ist ja sehr schön, ich habe eine Beziehung zu Gott und kann jeden Tag lächeln. Davon kann ich nun auch etwas weitergeben.

Wie beten Sie?
Ich rede mit Gott, spreche laut aus, was ich ihm sagen will, auch dann, wenn ich alleine bin. In der Familie treffen wir uns am Abend im Kinderzimmer, erzählen uns vom Tag und bedanken uns bei Gott. Wir beten vor dem Essen, auch dann, wenn Freunde da sind, die nicht gläubig sind. Es ist schön, dass alle mitmachen, weil es dabei ums Thema Dankbarkeit geht. So ein Gebet macht aus einem losen Treffen ein Mahl.

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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