Glaubenszeugnis
Ein Gurkenglas für die Sorgen der Kranken
Das positive Feedback ihrer Freunde ermutigt Sabina Pfeiffer, ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin zu werden. Sie sieht darin ein Zeichen von Gott.
Bei ihrer Arbeit bei den Steyler Missionaren lernt Sabina Pfeiffer Ordensleute aus allen Ländern kennen, erlebt, wie bunt die Kirche ist und dass man weltweit unabhängig von Land und Kultur füreinander da ist. Ehrenamtlich arbeitet die 53-Jährige in der Krankenhausseelsorge.
SABINA PFEIFFER
Alter: 53 Wohnort: Maria Enzersdorf
Lebensmotto: Jesus, ich vertraue dir, weil ich dich liebe.
Sonntag bedeutet für mich: Messe und Pfarrcafé mit Freunden.
Gott ist für mich: mein bester Freund.
Sie machen die Erfahrung, dass Gott Sie anspricht. Aber anders als Sie es
ursprünglich erwartet haben. Wie hören Sie seine Stimme?
Als Jugendliche hat meine lebendige Beziehung mit Gott begonnen, Gott wurde für mich ein „Du-Gott“, mit dem man in Dialog treten kann. Mit den Jahren habe ich erfahren, dass es verschiedene Arten gibt, wie Gott zu mir spricht. Er teilt sich mir durch „Geistesblitze“, durch meine innere Stimme, durch Begegnungen oder auch durch Situationen auf vielfältige Weise mit.
In welchen Situationen passiert das?
Das können ganz banale Situationen sein. Ich versuche, die Selbstverständlichkeiten meines Alltags mit Gott in Verbindung zu bringen. Zum Beispiel, wenn ich schnell einen Parkplatz finde, danke ich ihm mit einem Stoßgebet. Auch im Lächeln eines anderen Menschen kann ich Gott immer wieder erkennen.
Und wie sieht Ihr Dialog mit Gott bei größeren Entscheidungen aus?
Erst vor Kurzem stand ich vor einer solchen Entscheidung. Ich wollte neben meiner Arbeit etwas Soziales machen. Zuerst dachte ich daran, die Gebärdensprache zu erlernen und diese mit Seelsorge zu verbinden. Das war mir dann aber doch zu schwierig. Also vielleicht Krankenhausseelsorge? Von Gott kam dazu keine direkte Antwort im Gebet. Aber als ich Freunden davon erzählt habe, kam sofort positives Feedback. „Das bist genau du! Das passt zu dir!“ haben sie gesagt. Für mich war das ein Zeichen von Gott, dass das mein Weg ist.
Sie arbeiten ehrenamtlich im Franziskusspital im 5. Bezirk als Krankenhausseelsorgerin. Wie sehen Ihre Dienste aus?
Vor meinem Dienst gehe ich kurz in die Kapelle und bitte Gott, mich dorthin zu führen, wo er mich an diesem Tag braucht und mir die Worte für die Patienten zu schenken, die ihnen guttun. Dann gehe ich in die Krankenzimmer, stelle mich vor und frage die Patienten zum Einstieg, wie es ihnen geht und warum bzw. wie lange sie schon im Krankenhaus sind. Glaubensthemen spreche ich nicht direkt an, denn die Menschen wissen ja, in welcher Funktion ich da bin und beginnen – wenn es Ihnen ein Bedürfnis ist – von sich aus über Gott und den Glauben zu reden.
Am Ende unseres Gesprächs frage ich sie, was denn ihre größte Sorge ist und ob ich diese Sorge in mein Sorgenglas hineingeben darf. Ich zeige den Patienten ein Foto davon und erzähle ihnen, dass ich dieses Sorgenglas am Sonntag in die Messe mitnehme, auf den Altar stelle und für diese Anliegen bete. Je nach Situation frage ich die Patienten, ob ich sie segnen darf. Ich merke, wie dankbar und berührt die Patienten oft sind und das erfüllt mich mit sehr großer Freude. Was ich sonst noch mache: Ich höre ihnen zu und bin einfach da! Ich schenke den Menschen Zeit – eines der größten Geschenke, die man den Menschen im Spital machen kann.
Nicht weit vom Franziskusspital liegt Ihre Pfarre, St. Thekla. Dort sind Sie im Gemeindeausschuss.
Hier bin ich sehr eingebunden und für den Bereich Spiritualität zuständig. Auch hier ist mir u. a. ein niederschwelliges Angebot wichtig. Ich lege zum Beispiel Karten mit Meditationstexten und Bibelworten auf, die sich die Leute mitnehmen können. Vielleicht spricht dieser Impuls ja bei einigen von ihnen ins Leben hinein. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die den Dialog mit Gott anregen.
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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