Zeit für meinen Glauben
Die mutigste Entscheidung meines Lebens
Christina Blätterbinder trifft mit ihrer Entscheidung auf Verwunderung, erfährt aber auch Bestätigung, als sie sich entschließt, in eine Ordensgemeinschaft einzutreten.
Christina Blätterbinder ist 27 Jahre alt, als sie denkt: „Wann, wenn nicht jetzt?“ Der Schritt, den sie setzt, kostet sie viel. „Es war wahrscheinlich die mutigste Entscheidung meines Lebens. Aber ich wollte nicht im Alter irgendwann dastehen und mir denken: Hätt‘ ich’s doch probiert!“ Die gebürtige Oberösterreicherin tritt bei den Steyler Missionsschwestern, den Dienerinnen des Heiligen Geistes, ein. Heute, knapp acht Jahre später, meldet sie sich mit ‚Schwester Christina‘ am Telefon. Sie ist in der Ordensausbildung und hat auf dem Weg zur Ewigen Profess zum dritten Mal ihre zeitlichen Gelübde abgelegt.
Dass sie einmal Ordensfrau werden würde, hat Schwester Christina nicht geplant. Nach ihrem Theologiestudium in Wien arbeitet sie zunächst als Pastoralassistentin und folgt dann ihrer Sehnsucht hinaus in die Welt. „Ich habe das MaZ-Jahr der Steyler gemacht und war ein Jahr lang in Benin/Westafrika.“ Als ‚Missionarin auf Zeit‘ (MaZ) wie das Volontariats-Jahr der Steyler Ordensgemeinschaften heißt, lernt sie die Missionsschwestern vor Ort kennen und ist beeindruckt. „Ich habe gesehen, was für tolle Sachen die Schwestern dort machen, wie eng sie mit den Menschen zusammenarbeiten.“
Gegenwind und Bewunderung
Zusammen mit einer Schwester betreut Christina im nördlichen Benin im Pfarrgebiet von Sonaholou eine ‚Basisgemeinde‘ namens Sonate und trifft sich Woche für Woche mit den Gemeindemitgliedern auf dem Dorfplatz. Sie lesen gemeinsam das Evangelium und sprechen darüber, was das Wort Gottes mit dem persönlichen Alltag zu tun hat. Zurück in Österreich, lassen sie die Erfahrungen in Benin nicht los. Sie wagt den Schritt in die Ordensgemeinschaft trotz Gegenwind, wie sie sagt. „Ich hatte wirklich den Eindruck, dass man gegen den Strom der Mehrheitsgesellschaft schwimmt, wenn man so etwas tut. ‚Wie kannst du das machen?‘ haben mich meine Freundinnen und Freunde gefragt.“ Christina trifft mit ihrer Entscheidung auf
Verwunderung, erfährt aber auch Bestätigung. „‘Wow, du bist mutig‘, wurde mir auch gesagt.“
Gemeinsamer Humor
Heute lebt Schwester Christina nach dem Postulat und dem Noviziat, das sie zum Teil in Rom verbracht hat, in Innsbruck. Sie arbeitet als Pastoralassistentin mit Menschen mit Unterstützungsbedarf und ist außerdem für das Steyler Volontariats-Programm ‚MaZ‘ zuständig. Das Zusammenleben mit ihren vier Mitschwestern, die aus Indonesien, Südtirol und Rumänien stammen und zwischen 36 und 75 Jahre alt sind, ist eine Bereicherung, sagt sie. „Sicher ist es auch eine Herausforderung, aber man bekommt ganz viel geschenkt. Uns verbindet zum Beispiel unser Humor, dass wir gemeinsam lachen können. Und auch wenn man einmal von einer anderen Schwester genervt ist, weiß man letztlich, dass man aus derselben Quelle schöpft.“ Außerdem erweitert das Zusammenleben Schwester Christinas Horizont – auch spirituell: Mit einigen Gebetsformen, wie zum Beispiel dem Rosenkranz, konnte sie lange Zeit nichts anfangen und hat nun – durch ihre Mitschwestern – einen Zugang dazu gefunden. „Ich bin überzeugt davon, dass unser interkulturelles und intergenerationelles Zusammenleben ein prophetisches Zeichen in dieser Welt sein kann. In einer Gesellschaft, die immer mehr auseinanderzufallen droht, stehen wir für die eine Welt.“
Nähere Infos zu den Steyler Freiwilligendiensten (MaZ und MBB) unter www.ssps.at und bei Sr. Christina maz@ssps.at
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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