Zeit für meinen Glauben
Das Tagebuch als Indiziensammler
„Gott kann man nicht beweisen“, sagt Benjamin Waltner. Man kann aber versuchen, ihm näher zu kommen.
Benjamin Waltner ist Agrarwissenschaftler. Am Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Wien arbeitet der 31-Jährige in den Bereichen Biogemüsebau und Bodengesundheit. Im Glauben, sagt Benjamin, ist es anders als in der Wissenschaft. Denn einen wissenschaftlichen Beweis für Gott gebe es nicht. „Gott wird mir durch die Nachfolge Jesu verständlicher. Man kann nur versuchen, ihm näher zu kommen, nicht aber ihn zu beweisen.“ Aufgewachsen ist Benjamin in einem Umfeld, in dem ihm „der Glaube schon mit der Muttermilch“ mitgegeben wurde.
In seiner Jugend und Studentenzeit kommt es zur Entfernung vom Glauben und von der Kirche. Gott ist zwar immer irgendwie präsent im Leben des Weinviertlers, aber „ich hab‘ mir gesagt, ich lasse Gott in bestimmte Bereiche meines Lebens rein, in andere nicht.“ Zum Beispiel seine Beziehungen zu Frauen – was die betrifft, fragt Benjamin Gott lange Zeit nicht um seine Meinung und macht sein Ding. Heute ist das anders. „Ich hab‘ den Herrn in diesem Bereich in meinem Leben freie Bahn gelassen. Nun bin ich Single“, lacht er, „aber glücklich, frei und offen, was da noch kommen mag.“
Der beste ‚Hawara‘
Prägend für Benjamins Glauben sind lange Aufenthalte in Ecuador und Kolumbien. Er ist dort nach Schule und Zivildienst zum ersten Mal alleine unterwegs, erlebt neue Freiheiten, aber auch Schwierigkeiten. „Wenn ich zum Beispiel in der Ferne durch Herausforderungen bei der Datenerhebung für die Masterarbeit oder Krankheit an meine Grenzen stieß, wusste ich, ich bin nicht allein. Es gibt meinen besten Hawara, der immer da ist und den Weg gemeinsam mit mir geht.“ Die Freundschaft zu Jesus funktioniert für Benjamin im Prinzip wie zu anderen Menschen, indem Zeit miteinander verbracht wird – im Gebet, allein oder in Gemeinschaft. Die ‚Gemeinschaft der Nachfolge Jesu‘ (www.nachfolgejesu.at), zu der er zusammen mit rund sechzig Menschen unterschiedlichsten Alters und Lebenshintergründen gehört, hilft ihm im Glauben zu wachsen. „Es ist einfach schön, Brüder und Schwestern zu haben, eine Kirche zu haben“, sagt Benjamin. Fünf bis sechsmal im Jahr treffen sich Gemeinschaftsmitglieder, beten, arbeiten, und feiern gemeinsam. Es geht ihnen darum, das Gebot Jesu ‚Liebt einander, wie ich euch geliebt habe‘ im Alltag umzusetzen. „Konkret bedeutet das, kontinuierlich an sich zu arbeiten und das abzulegen, was einen hindert, Frieden mit seinen Mitmenschen zu haben und zu halten. Beim Vorsatzfassen wird in der kommenden Zeit versucht, gewisse Tugenden aufzubauen, beziehungsweise die Untugenden abzubauen wie zum Beispiel Unpünktlichkeit, Ungenauigkeit oder Unfreundlichkeit.“
Alles kommt ins Tagebuch
Alles, was Benjamin beschäftigt, notiert er in seinem Tagebuch. „Das Tagebuch- Schreiben ist etwas Essentielles für mich. Da kommen Wünsche, Sehnsüchte, Fragen rein. Die Vorsätze nach den Gemeinschaftstreffen, Herausforderungen im Job, Probleme, oder Stress mit der Familie.“ Das Niederschreiben ist eine große Hilfe. Es bringt Klarheit, wo Fragen sind, zeigt auf, wo der Schuh drückt, und hilft Benjamin bei der Analyse von komplexen Lebenssituationen. Das Tagebuch ist für ihn eine Möglichkeit, um Gottes Wirken in seinem Leben zu entdecken. Durch das Aufschreiben und spätere wieder Lesen nimmt er dessen Spuren wahr.
Autor:Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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