Zeit für meinen Glauben
„Das Joch könnte schon leichter sein“

Thomas Wallisch sind neben den klassischen Aufgaben als Diakon wie der Pfarrcaritas, der Leitung von Begräbnissen, predigen, taufen, die Themen Partnerschaft und Familie sowie die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene ein großes Anliegen.  | Foto: privat
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  • Thomas Wallisch sind neben den klassischen Aufgaben als Diakon wie der Pfarrcaritas, der Leitung von Begräbnissen, predigen, taufen, die Themen Partnerschaft und Familie sowie die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene ein großes Anliegen.
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Thomas Wallisch betet für seine Mitarbeiter, steht seiner Frau im Kampf gegen ihre Krebserkrankung bei und begleitet als Diakon Paare in unterschiedlichen Lebenslagen.

Nein, Thomas Wallisch jammert nicht. Aber er gibt zu: „Wenn das Joch etwas leichter wäre, wäre das nicht schlecht.“ Seit fünfzehn Jahren kämpft seine Frau gegen den Krebs. Dreimal haben sie unterschiedliche Krebs­erkrankungen heimgesucht. Das Familienleben wurde und wird durch die Krankheit geprägt – die jüngste Tochter beispielsweise hat ihre Mutter nie völlig gesund erlebt. So was zehrt schon, sagt Thomas, der als Landesgeschäftsführer beim Roten Kreuz Nieder­österreich arbeitet.

„Der Herr hat uns da was mitgegeben. Wir haben das immer mit Prüfungen verbunden und oft nicht verstanden“, sagt der 57-Jährige aus Wolfsgraben im Wienerwald. Und betont sofort im nächsten Satz: „Aber wir haben auch immer viele Dinge erlebt, die gut sind. Und wir vertrauen darauf, dass es einen Sinn dahinter gibt.“

Entweder Ordensmann oder drei Kinder
Vor rund fünfzehn Jahren hat nicht nur der Kampf gegen den Krebs begonnen, sondern auch Thomas’ Weg ins Diakonat. „Ich habe damals erfahren, dass es Diakone gibt und habe mich damit beschäftigt. Das könnte was sein, hab ich mir gedacht und der Gedanke hat mich nicht losgelassen.“ Schon als junger Mann hat sich Thomas für einen geistlichen Weg interessiert und überlegt, bei den Barmherzigen Brüdern einzutreten.

„Ich hab gewusst: Entweder werde ich Ordensmann oder Familienvater mit zwei Söhnen und einer Tochter. Gott hat mir dann zwei Söhne und eine Tochter geschenkt und dazu eine tolle Frau“, erzählt Thomas lachend. Als Familienvater beginnt Thomas die Diakonenausbildung und wird 2009 geweiht. Seitdem wirkt er ehrenamtlich in seiner Heimatpfarre in Wolfsgraben. Neben den klassischen Aufgaben als Diakon wie der Pfarrcaritas, der Leitung von Begräbnissen, predigen, taufen, sind ihm die Themen Partnerschaft und Familie sowie die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene ein großes Anliegen.

Dürfen wir hier sein?
„Wir veranstalten regelmäßig das Fest der Freude, bei dem wir Ehejubiläen feiern. Meine Frau und ich haben dazu eine Erneuerung des Eheversprechens eingeführt, bei der wir eine Zeitreise vom Kennenlernen, dem ersten Kuss über die Hochzeit bis ins Heute mit den Paaren machen.“

An eines dieser Feste erinnert sich Thomas besonders gut: „Da waren ein Mann und eine Frau in der Kirche, die gemeint haben, sie wissen nicht, ob sie hier sein dürfen. Beide waren geschieden und wiederverheiratet. Sie haben bitterlich geweint, als für sie gebetet wurde.“

Thomas ist von dieser Begegnung tief bewegt. Es schmerzt ihn, dass Menschen sich aufgrund ihrer Lebensgeschichte in der Kirche nicht willkommen fühlen. „Ich sehe mich da als Werkzeug, um die Liebe Gottes jedem zu bringen und frage den Herrn, wo er mich hinschickt.“ In der Pfarre ist er Ansprechperson für jene, die aufgrund unterschiedlicher Umstände nicht in einer sakramentalen Ehe leben. „Ich werde da nicht niedergerannt mit Anfragen, aber die Gespräche, die ich habe, haben Substanz.“

Ein Segen für die Mitarbeiter
Auch als Landesgeschäftsführer beim Roten Kreuz geht Thomas offensiv mit seinem Glauben um. „Es kommt schon bei den Kollegen an, dass mir das wichtig ist. Ich habe Kollegen schon getraut, ihre Kinder getauft oder ihre Angehörigen begraben.“ Wenn jemand mit Problemen zu ihm kommt, hat Thomas keine Scheu, auch mal sein Gebet und seinen Segen anzubieten – im Bewusstsein, dass das für jemanden in seiner Position eher ungewöhnlich ist. „Ich sage dann: Ich würde dir gerne meinen Segen geben, dass es gut wird. Es war noch nie jemand dabei, der dann nicht Tränen in den Augen hatte und berührt war.“

Thomas Wallisch sind neben den klassischen Aufgaben als Diakon wie der Pfarrcaritas, der Leitung von Begräbnissen, predigen, taufen, die Themen Partnerschaft und Familie sowie die Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene ein großes Anliegen.  | Foto: privat
Thomas Wallisch: „Schon als junger Mann hab ich gewusst: Entweder werde ich Ordensmann oder Familienvater. Gott hat mir dann zwei Söhne und eine Tochter geschenkt und dazu eine tolle Frau, die aber schwer krank ist.“     | Foto: privat
Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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