Glaubenszeugnis
Da ist etwas, das in mir sprudelt

Christine Vestjens-Meller mit der Scheib­truhe in ihrem „Wohlfühlgarten“ vor der Kirche. | Foto: privat
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  • Christine Vestjens-Meller mit der Scheib­truhe in ihrem „Wohlfühlgarten“ vor der Kirche.
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Christine Vestjens-Meller erzählt, warum sie sich getraut hat, Religionslehrerin zu werden und wie es zum urban-gardening-Projekt in ihrer Pfarre gekommen ist.

Als Religionslehrerin und Pfarrgemeinderätin der Pfarre Rossau will Christine Vestjens-Meller seit vielen Jahren Menschen mit dem Glauben in Berührung zu bringen.

  • Wir fragen sie, ob und wie sich ihr eigener Glaube dabei entwickelt und gefestigt hat:

Viel habe ich von meinen Eltern mitbekommen, erzählt sie. Als Kind war ich in der Jungschar und beim Sternsingen mit dabei. Später wurde ich selber Jungscharleiterin und habe gemerkt, wie viel Spaß mir das macht. Sehr prägend war dann für mich aber ein furchtbares Ereignis: Als ich achtzehn Jahre alt war, wurde meine beste Freundin ermordet. Ich habe sehr getrauert, habe auch mit Gott gehadert und geflucht. Meinen Glauben habe ich aber nie verloren, er war weiter da. Einige Zeit später wurde mir bewusst: Offensichtlich trägt mein Glaube.

  • Daraufhin haben Sie beschlossen, Religionslehrerin zu werden…

Und das, obwohl ich mir gar nicht so heilig vorgekommen bin! Doch die Freude bei der Arbeit mit den Kindern, dazu die Erfahrungen nach dem Tod meiner Freundin, wurden zu einem Fundament, sodass ich sagen konnte: Ich trau mich, das zu meinem Beruf zu machen. Ich habe gespürt, dass da etwas in mir sprudelt. Ich muss nicht lange nachdenken, wenn ich ein Thema für die Kinderliturgie oder für die Schule vorbereite. Dass ich das gut kann, merke ich auch an den Reaktionen der Kinder und der Eltern, die kommen und mir sagen: „Danke, das tut so gut! Ich komme so gerne in die Kinderliturgie.“

  • Dass Kinder religiös geprägt aufwachsen, kommt heute immer seltener vor. Wie legen Sie vor diesem Hintergrund Ihren Unterricht an?

Mir ist es sehr wichtig, in die Weite zu gehen. Ich versuche im weitesten Sinne Menschenbildung zu machen. Und ich möchte den Kindern zeigen, wie feiern gehen kann. Bei den Schulgottesdiensten hat jedes Kind etwas zu tun. Wir singen die Lieder, die sie lieben. Einmal hatten wir einen Gottesdienst in einer dritten Klasse, nach dem ein Kind gesagt hat: So, und jetzt lasse ich mich taufen. Das war so innig und hat mich sehr berührt!

  • In Ihrer Pfarre in der Rossau sind Sie für die Kinderliturgie und fürs Gärtnern zuständig. Was hat denn das kleine Stückchen Garten vor der Kirche mit dem Pfarrleben zu tun?

Vor unserer Kirche, der Servitenkirche im 9. Bezirk, gab es früher eine Gstett‘n rund um fünf Lindenbäume. Irgendwann bin ich drauf gekommen, dass der Grund zur Pfarre gehört. Ich habe eine Arbeitsgruppe ‚Schöpfungsverantwortung‘ gegründet, und wir haben überlegt, was wir mit dem Grund machen sollen. Dann haben wir beschlossen: Wir beginnen ein urban-gardening-Projekt, stellen Hochbeete auf, pflanzen Blumen, Beeren und Gemüse und schaffen Sitzgelegenheiten.

Schon beim Infoabend haben sich Leute zur Mitarbeit gemeldet, die in der Umgebung leben, aber eigentlich nichts mit der Pfarre zu tun hatten. Wenn ich dort gieße, pflücke oder zupfe, kommen neugierige Passanten. Wenn sich Eltern mit ihren Kindern nähern, lasse ich die Kinder den Schlauch halten und frage die Eltern: ‚Wissen Sie eigentlich, dass wir eine Kleinkindergruppe in der Pfarre haben?‘ Hin und wieder kommt es auch vor, dass ich Leute, mit denen ich draußen beim Beet gesprochen habe, später in der Messe sehe. Beim Garteln kommt man einfach leicht ins Gespräch, das ist toll.

Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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