Spiritualität der Zisterzienser
Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle besucht Stift Heiligenkreuz

Manja Schüle, Kulturministerin aus Brandenburg, in Stift Heiligenkreuz. | Foto: Elisabeth Fürst
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  • Manja Schüle, Kulturministerin aus Brandenburg, in Stift Heiligenkreuz.
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Am 5. Oktober besuchte Manja Schüle, Kulturministerin aus Brandenburg, erstmals Stift Heiligenkreuz. Von hier aus wurde 2018 das Priorat Neuzelle gegründet, das im ehemaligen Ostdeutschland liegt. Wir baten Ministerin Schüle um ein Interview.

  • Frau Ministerin Schüle, Sie haben Stift Heiligenkreuz besucht, von dem die Gründung des Klosters Neuzelle in Brandenburg initiiert und begründet worden ist. Wie hat es Ihnen in Heiligenkreuz gefallen?

Der Ort hat mich sehr berührt. In der Abtei wird diemehr als 800-jährige Geschichte greifbar, spürbar, erlebbar. Eine solch lange ununterbrochene Traditionslinie ist etwas Besonderes, gerade in unserer ansonsten oft so schnelllebigen Zeit. Leider konnte ich am Dienstag nur kurz vorbeischauen. Die Auslandspräsentation des Landes Brandenburg in Wien anlässlich des Tages der Deutschen Einheit hat mir nicht viel Zeit gelassen. Aber: Ich werde definitiv mit etwas mehr Zeit wiederkommen.

Ich freue mich, dass ich außer Heiligenkreuz auch eine Ausstellung von Tatiana Bilbao in Wien besuchen konnte. Die mexikanische Architektin wird den Klosterneubau in Neuzelle realisieren. Ihre Projekte sind von ökologischen und sozialen Vorstellungen getragen und setzen sich immer stark mit den Landschaften auseinander, in denen sie plant und baut. Damit passt Tatiana Bilbao – wie ich finde – nicht nur perfekt zu den Ansprüchen der Mönche, sondern auch wunderbar zu Brandenburg. Und nach der Ausstellung bin ich noch gespannter auf ihren Entwurf für den Kloster-Neubau …

  • Das Charisma der Zisterzienser ist in ihrem Glauben begründet. Gelebt wird dies mit Gebet, einem Gemeinschaftsleben und das Kümmern um Menschen, in Neuzelle gibt es auch einen Schwerpunkt für die Jugend. Wie gefällt Ihnen das?

Die Stärke der Zisterzienser ist es, Orte der Gemeinschaftzu schaffen. Das kann man in Heiligenkreuz eindrucksvoll erleben – und genau das werden sie auch in Neuzelle tun. Deswegen begrüße ich es sehr, dass das neu geschaffene Priorat an zwei Standorten Räume und Angebote für Gemeinschaft schafft: mit dem Religionsunterricht für Jüngere und der Seelsorge für alle Katholiken am alten Kloster-Standort in Neuzelle. Und mit dem Kloster-Neubau inTreppeln als Tankstelle für die Seele, als Ort der Ruhe und Besinnung.

  • Wiehaben Sie als Vertreterin des Landes, als Politikerin, die Initiative erlebt?
    Waren Sie skeptisch oder Befürworterin der Idee, dass Mönche hierher nach Brandenburg siedeln, das man nicht als katholisches Kerngebiet bezeichnen kann?
    Welchen Auftrag hat Ihrer Meinung nach das Projekt Neuzelle für die Menschen und die Region?

Ich bin den Mönchen aus Heiligenkreuz und ihrem Abt Maximilian ausgesprochen dankbar, dass sie ausgerechnet im eher kirchenfernen Brandenburg eine Klosterneugründung wagen. Dieser Beschlussist eine historische Entscheidung. Damit wird nicht nur die erste Klosterneugründung der Zisterzienser in Brandenburg seit dem Mittelalter ermöglicht.

Die Wiederansiedlung knüpft auch an die jahrhundertealte Stiftstradition in Neuzelle an: Rund 750 Jahre Kloster Neuzelle sind auch 750 Jahre Kulturgeschichte in Brandenburg. Neuzelle ist eine der wenigen vollständig erhaltenen Klosteranlagen in Europa und das nördlichste Zeugnis des böhmischen Barocks. Zugleich ist das Kloster eines der am intensivsten genutzten Klosterareale im Land.

Ich bin davon überzeugt: Die Klostergründung am alten Standort in Verbindung mit einem Neubau auf dem Areal der historischen Kloster-Ländereien bereichern Neuzelle als Ort der Kultur und Bildung um eine religiöse und spirituelle Komponente. Der Ort, die Region gewinnen dadurch an Authentizität, an Ausstrahlung, an Leben. Ich lade die Wienerinnen und Wiener herzlich dazu ein, sich persönlich davon zu überzeugen – Brandenburg ist immer eine Reise wert.

  • Wissen Sie, wie die Bevölkerung, das Angebot in Neuzelle annimmt oder sieht?
    Was haben Sie bei Ihren Besuchen in Kloster Neuzelle erlebt?
    Waren Sie schon einmal bei einem Chorgebet dabei?
    Können Sie mit dieser Spiritualität etwas anfangen?

Ja, das kann ich – auch wenn ich am Dienstag in Heiligenkreuz mein erstes Chorgebet erlebt habe. Brandenburg ist ein weltoffenes, tolerantes und religionsfreundliches Land. Auch wenn gerade mal drei Prozent der Brandenburgerinnen und Brandenburger der Katholischen Kirche angehören – die Unterstützung der Menschen geht weit darüber hinaus. Viele Rückmeldungen zeigen: Außerordentlich viele Menschen vor Ort, im Land und darüber hinaus und mit unterschiedlichsten Hintergründen unterstützen diese Wiederansiedlung und freuen sich über das Wirken der Mönche.

Ich kenne wenige Projekte, die von so breiter Unterstützung in Gesellschaft und Politik getragen werden. Das hat etwas mit dem sehr offenen und zugewandten Auftreten der Mönche in Neuzelle zu tun. Und es hat etwas damit zutun, das an etwas angeknüpft wird, was früher selbstverständlich zu Brandenburg gehörte.

Dass die Mönche zudem ausgerechnet Treppeln als dauerhaften Ort ausgewählt haben, hat zudem etwas sehr Symbolhaftes: Der Kloster-Neubau ist eine gelungene Nachnutzung für das ehemalige Gelände der DDR-Staatssicherheit und hat damit etwas sehr Versöhnliches.

Manja Schüle, Kulturministerin aus Brandenburg, in Stift Heiligenkreuz. | Foto: Elisabeth Fürst
Fr. Christoph (erster Eintritt in Neuzelle), Abt Maximilian, Ministerin 
Manja Schüle, P.  Kilian (Subprior in Neuzelle) und P. Raphael (Künstlermönch aus Brandenburg) | Foto: Elisabeth Fürst
Autor:

Sophie Lauringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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