Von Grün bis Rot
Was die Corona-Ampel für die Schulen der Erzdiözese Wien bedeutet
Anfang September beginnt das neue Schuljahr. Welche Bestimmungen und Sicherheitsvorkehrungen angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie in unseren Schulen in der Erzdiözese Wien gelten. Ein Gespräch mit Andrea Pinz, Leiterin des Erzbischöflichen Amtes für Schule und Bildung.
Die gute Nachricht vorweg: Die Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen werden im Herbst starten, und zwar ohne Schichtbetrieb in den Klassen. Das betont Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP). Auch an Österreichs Schulen soll ein Coronavirus-Ampelsystem für einen geregelten und möglichst sicheren Ablauf sorgen. Was das im konkreten Fall für die katholischen Schulen auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien bedeutet, erklärt die Leiterin des Erzbischöflichen Schulamtes Andrea Pinz: „Bundesminister Fassmann hat eine wichtige Botschaft gesendet: Nämlich, dass weitest gehender Regelbetrieb in den Schulen unter kontinuierlicher Einhaltung der bereits geltenden Hygienemaßnahmen möglich ist. Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir diese positive Perspektive haben. Ich kann vor allem für unsere katholischen Schulen sagen, dass wir in den vergangenen Monaten viel gelernt haben. Das wird uns helfen, konstruktive Rahmenbedingungen zu schaffen.“
- Basis wird ein Ampelsystem sein. Wie bewerten Sie dieses?
Andrea Pinz: Ja, für den Herbst wissen wir jetzt schon, dass das vierfarbige Ampel-System zu Verfügung steht, ein sinnvolles Instrument, um mit den Herausforderungen gut umzugehen. Man erkennt an den vier Farben sehr schnell, welche Vorkehrungen getroffen werden müssen. Ich begrüße deshalb diese Idee des Ampelsystems. Damit kann ein allgemeiner Lock-Down verhindert werden. Und die Verantwortlichen können regional vernünftig reagieren. Wichtig ist zu betonen, dass dieses Ampel-System immer im Zusammenhang mit der Gesamtregion steht. Falls in einer Region also die Ampel z.B. auf gelb springt, weil ein grundsätzlich moderates Corona-Risiko besteht, so springen automatisch auch die Ampeln aller Schulen in dieser Region auf gelb.
(Hinweis: Was die unterschiedlichen Ampelfarben jeweils bedeuten und welche Maßnahmen sie zur Folge haben, lesen Sie im Info-Kasten rechts).
- Was passiert, wenn es einen positiven Corona-Fall in einer Schule gibt?
Andrea Pinz: Das Wesentliche ist eine erhöhte Aufmerksamkeit und ein sorgsames Umgehen mit Verdachtsmomenten. Durch ähnliche Fälle in den vergangenen Monaten haben unsere Pädagoginnen und Pädagogen bereits sehr gute Erfahrungswerte sammeln können. Bei konkreten Verdachtsmomenten wird die Gesundheitsbehörde eingeschaltet, das Kind vom Klassenverband getrennt und getestet und alle Vorkehrungsmaßnahmen eingeleitet. Wo wir auch viel dazu gelernt haben, ist das sogenannte Contact-Tracing, also das genaue Nachvollziehen, welche Kontaktpersonen involviert sind. Das Vorgehen ist aber sehr differenziert und wird in jedem Einzelfall immer mit den Gesundheitsbehörden abgestimmt.
- Was passiert, wenn ein Schüler augenscheinlich hustend oder gesundheitlich „angeschlagen“ in die Schule kommt?
Andrea Pinz: Es wird definitiv eine große Herausforderung in der Erkältungs- und Grippezeit sein. Unsere PädagogInnen sind sehr aufmerksam, aber klarerweise keine Mediziner. Deswegen appellieren wir an die Eltern, hohes Verantwortungsbewusstsein zu zeigen und gut abzuwägen, was sinnvoll für ihr Kind- und gut für die Gesamtheit der Klassengemeinschaft ist. Wenn ein Kind augenscheinlich krank in den Unterricht kommt, ist es Aufgabe der Lehrperson in Absprache mit der Direktion die betreffenden Eltern zu informieren, dass das Kind abzuholen ist. Schulpflichtige Kinder dürfen niemals alleine aus der Schule geschickt werden. Wichtig ist aber, sobald Symptome erkennbar sind, dass die Schülerinnen oder Schüler vom Klassenverband separiert werden. Dabei ist ein sehr bedachter und auch beruhigender Umgang mit der Situation nötig, sodass immer Konstruktivität gegeben ist. Wir haben in unseren Schulen zudem den Vorteil, dass wir ErzieherInnen haben, die die Nachmittagsbetreuung übernehmen und im Notfall auch am Vormittag zur Verfügung stehen.
- Welche Herausforderungen bringt das neue Schuljahr sonst noch mit sich?
Andrea Pinz: Die Schule hat ja nicht nur einen Bildungs- und Erziehungsauftrag, sondern sie ist ein Ort, der Begegnung schafft und das Miteinander-Wachsen ermöglicht. Und darum ist das Zurückkehren zu einer achtsamen Normalität so wichtig. Wir haben gemerkt, wie sehr junge Menschen auf soziale Nähe angewiesen sind. Vieles, was in den vergangenen Monaten belastet hat, muss jetzt erst aufgearbeitet werden. Dabei gibt es einen erhöhten Gesprächsbedarf, einfühlsames Eingehen auf Fragen, Ängste und Sorgen. Deshalb haben wir in den katholischen Schulen besondere Angebote zur Verfügung gestellt: Spirituelle Impulse, Gebets- und Liturgieangebote, verschiedene Rituale und ein Sorgentelefon. Wir merken, dass Lehrende immer mehr auch zu SeelsorgerInnen für Schüler und Familien geworden sind. In den vergangenen Wochen hat sich ein Großteil unserer PädagogInnen auch im digitalen Lehren fortgebildet, um Eltern in ihrer Betreuungsaufgabe zu entlasten.
- Wer stellt die Abläufe sicher?
Andrea Pinz: Wir machen das jeweils in der Zusammenschau mit der Gesamtregion und in enger Abstimmung mit den Behörden Prinzipiell stellen wir uns in den Schulen auf Normalbetrieb ein, bei dem wir gut auf die Hygienevorkehrungen achten und gleichzeitig bereiten wir uns gezielt auf mögliche Verschlechterungen vor. Jede Schule richtet dazu einen eigenen Krisenstab ein und definiert Präventionsmaßnahmen für die jeweilige Schule. Zudem haben die Schulen in der Trägerschaft der Erzdiözese einen zentralen Krisenstab, der die Maßnahmen mit den einzelnen Schulen abstimmt und koordiniert.
Autor:Michael Ausserer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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