Zeit für meinen Glauben
Seelsorge mit Hindernissen

Krankenhausseelsorgerin Michaela Spies begleitet Menschen | Foto: privat
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  • Krankenhausseelsorgerin Michaela Spies begleitet Menschen
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Als Krankenhausseelsorgerin begleitet Michaela Spies Menschen beim Sterben, als Begräbnisleiterin geht sie den allerletzten Weg mit Menschen und ihren Angehörigen. Der Tod gehört zum Leben, sagt die 44-Jährige.

Als der SONNTAG Michaela Spies an einem Montagmorgen um 9 Uhr 30 für dieses Interview am Telefon hat, hat diese bereits ein Begräbnis hinter sich. Ein ‚Sozialbegräbnis‘, erklärt die Pastoralassistentin. Also die Beerdigung eines Menschen, dessen Angehörige sich das Begräbnis nicht leisten können. Oder eines Menschen, der gar keine Angehörige hat. „Diesmal waren aber ein paar Bekannte da“, erzählt die 44-Jährige. Und ergänzt: „Begräbnisse, die mach ich sehr gern.“ Nicht nur als Begräbnisleiterin sind Sterben und Tod fast alltägliche Themen für Michaela.

Als Krankenhausseelsorgerin in der Klinik Donaustadt, und vor allem auch in einem Pflegeheim in Simmering trifft Michaela oft auf Menschen, die im Sterben liegen. Sterben, sagt sie, ist ein Teil des Lebens, etwas Normales. Und zugleich etwas, das besonderer Aufmerksamkeit und Begleitung bedarf. „Es ist so wichtig, Menschen im Sterben zu begleiten. Einfach da zu sein, vielleicht in Stille ein Gebet zu sprechen oder mit den Verwandten eine kleine Segensfeier machen.“ Jenen, die sich schwer tun und bis zum Schluss sehr an ihrem Leben hängen, spricht Michaela zu: ‚Du darfst loslassen.‘

Sternsingen in Zeiten von Corona

Im Hospizbereich, dort, wo Menschen ihre letzten Wochen und Tage erleben, ist zum Glück trotz Corona ein gewisses Maß an Berührung möglich. „Zumindest mit Handschuhen, aber das ist besser als nichts“, sagt Michaela.

Die Seelsorge im Pflegeheim und im Krankenhaus hingegen wird durch Corona sehr erschwert. „Es gibt da viele Einschränkungen: Der Abstand, die Maske, dazu die Menschen, die schlecht hören.“ Michaela bekommt mit, wie sehr die Patienten und alten Menschen im Pflegeheim leiden. „Für viele ist es sehr schwierig, wenn der Ehepartner, mit dem sie zum Teil seit sechzig Jahren verheiratet sind, nur einmal in der Woche kommen darf und kein Anfassen, keine Küsschen erlaubt sind.“

In dieser schwierigen Zeit versucht Michaela, Traditionen hochzuhalten: „Die Sternsinger durften heuer nicht kommen. Also habe ich mir eine Krone aufgesetzt, bin alleine von Station zu Station gegangen, habe die Stationen gesegnet und Sternsingerlieder abgespielt.“

Katholisch in der DDR

Michaela ist gebürtige Deutsche und in Ostdeutschland aufgewachsen. Den katholischen Glauben hat ihre Familie auch im Sozialismus gelebt – auch wenn das alles andere als einfach war. „Wir waren eine kleine Gemeinde in der Diaspora, da war es wichtig zusammenzuhalten. Ich wusste, dass ich zum Beispiel keine Matura hätte machen können, weil ich zu meinem Glauben gestanden bin. Für mich kam die Wende – ich war damals zwölf - also gerade rechtzeitig.“

Als junge Frau macht Michaela eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Später tritt sie bei den franziskanischen ‚Schwestern von der Schmerzhaften Mutter‘ ein und kommt über den Orden nach Wien. „Ich war mehr als acht Jahre im Kloster, bis ich gemerkt habe, dass es doch etwas anderes sein soll. 2008 habe ich meine Gelübde nicht mehr erneuert.“

Michaela heiratet und wird Pastoralassistentin. Mit den Schwestern ist sie immer noch sehr verbunden, die franziskanische Spiritualität ist ihr vertraut und Heimat. Und sie singt gern. „Ich drücke mich sehr gern durch die Musik aus und singe auch in einem Gospelchor. Das gibt mir viel Kraft.“

Krankenhausseelsorgerin Michaela Spies begleitet Menschen | Foto: privat
Michaela Spies | Foto: privat
Autor:

Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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