Ethisches Investment
Man sieht nur die im Licht
Aglaë Hagg-Thun, Vorstandsmitglied bei Oikocredit Austria, konnte sich in Ghana davon überzeugen, wie eine Glühbirne das Leben zum Besseren wenden kann.
Große Gebiete nördlich der Hauptstadt Accra sind vom nationalen Stromnetz abgeschnitten. In einem der Dörfer lebt der Kakaobauer Paul Bukuroh Appiah mit seiner Frau und sechs heranwachsenden Kindern: „Uns ist wichtig, dass sie eine gute Ausbildung genießen. Selbstverständlich auch die Mädchen!“, betont er stolz. „Die nächste Generation von Ghanaern wird ja auch von ihnen erzogen.“
Für die Mittelschule braucht Paul neuerdings nicht mehr zu bezahlen, denn Ghana bietet seit kurzem, dank ertragreicher Erdöl-Einnahmen, nicht nur die Grundschule, sondern auch die Sekundarschule kostenlos an. Doch egal, welchen Beruf die Kinder einmal ergreifen werden, die Kakaopflanzung liegt allen Familienmitgliedern am Herzen. „Die Qualität der Bohnen ist das Wichtigste“, erklärt Paul, während er ihren Geschmack testet. Er schlägt die Früchte auf, fermentiert und trocknet die Bohnen an der Sonne, verpackt sie in 64 Kilogramm-Säcke und bringt sie zur Gemeindewaage. Die Oikocredit-Partnerorganisation FEDCO holt die Säcke dort ab und bezahlt die Bauern sofort für ihre Arbeit, im Unterschied zu anderen Händlern, die die Produzenten oft lange auf ihr Geld warten lassen.
Aglaë Hagg-Thun, die für Oikocredit seit vielen Jahren ehrenamtlich tätig ist, zeigt sich beeindruckt, mit welcher Freude die Kinder von Kakaobauern nach der Schule am Nachmittag ihren Eltern im Feld helfen. Doch genauso wichtig ist ihnen die Schulbildung. Da aber in den Tropen um sechs Uhr abends die Sonne untergeht, müssen Kinder sehr oft bei Petroleumlicht oder Lampen, die mit Dieselaggregaten betrieben werden, ihre Schulaufgaben erledigen. Die erste Variante ist gesundheitsschädlich und führt zu Erkrankungen der Bronchien, die zweite Variante schädigt auch die Umwelt. Manche Dörfer liegen durchaus nahe am öffentlichen Stromnetz, jedoch ist der Anschluss daran für arme Familien unerschwinglich und darüber hinaus fällt der Strom oft mehrere Stunden pro Tag aus.
Seit 2016 vergibt Oikocredit deshalb Kredite an das Sozialunternehmen PEG Africa, das Off-Grid Solaranlagen für einkommensschwache und ländliche Haushalte in Westafrika vertreibt. Allein in Ghana leben 20 Prozent der Einwohner ohne Strom. Das PEG-Konzept ermöglicht den Kunden die tragbaren Solar-Panels, die am Hausdach befestigt werden, in wöchentlichen Raten abzuzahlen. Zwei Lichtquellen, ein Radiogerät, eine Handyladestation und andere Geräte können damit betrieben werden. Der Vorteil: Der Solarstrom ist kostengünstiger als alle bisher genutzten Methoden zur Stromerzeugung. Zurzeit versorgt PEG 45.000 Endkunden in Ghana und anderen westafrikanischen Ländern.
Für Hagg-Thun ein wichtiger Schritt im Kreditportfolio von Oikocredit: „Die soziale Wirkung der Elektrifizierung eines Haushalts kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nicht nur, dass den Kindern nun gesundes Licht zum Lernen zur Verfügung steht, können sie auch ihre Computerkenntnisse erweitern. Früher waren die Abende trostlos. Man saß im Dunklen, weil Petroleum oder Diesel zu teuer waren. Jetzt zog das Licht ein. Es verändert das Leben der ganzen Familie zum Guten und auch der ökologische Aspekt ist von großer Bedeutung.“
Die international tätige Genossenschaft Oikocredit ist seit 45 Jahren Pionierin für nachhaltige Geldanlage und genießt eine hohe Reputation bei Projektpartnern und Anlegern. Weltweit investieren mehr als 57.000 sozial orientierte Anleger in Oikocredit. In Österreich sind es ca. 6.500. Für die nicht-gebundene Geldanlage wird eine Dividende von maximal 2% p.a. ausgeschüttet.
Informationen sind erhältlich: www.oikocredit.at oder Tel.: 01/505 48 55.
Autor:Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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