5 Jahre Umweltenzyklika "Laudato Si"
Klimawandel: Große Herausforderung für die Menschheit

Sauberes Wasser ist der Quell allen Lebens. | Foto: Thinkstock/Riccardo Lennart Niels Mayer
  • Sauberes Wasser ist der Quell allen Lebens.
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Vor 5 Jahren hat Papst Franziskus seine Umweltenzyklika "Laudato Si" veröffentlicht. Im Interview 2015 war die Klima- und Nachhaltigkeitsforscherin Helga Kromp-Kolb optimistisch, dass der Klimawandel aufgehalten werden kann.

Haben wir noch Zeit, den Klimawandel zu stoppen, oder haben wir schon die Grenze überschritten?
Helga Kromp-Kolb:
Die Wissenschaft hat keine klare Antwort darauf. Sie kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass es einen Punkt gibt, wo es eindeutig zu spät ist. Wir können auch nicht ausschließen, dass eine derartige Grenze besteht. Die Vermutungen, wenn ein solcher Punkt existiert, lauten: Er könnte bei einer globalen Erwärmung zwischen eineinhalb oder zweieinhalb Grad Celsius liegen. Dort sind wir noch nicht, wir sind jetzt bei einem Grad. Allerdings hat das Klima einen Bremsweg: Was wir bis jetzt an Treibhausgasen in die Atmosphäre gebracht haben, wird über die nächsten 100 Jahre noch weiter zu einer Erwärmung führen. Da es um so viel geht, sollten wir uns mit diesen Spekulationen nicht aufhalten, sondern einfach unsere ganze Energie darauf verwenden, tatsächlich den Klimawandel zu stoppen.

Ein Abschnitt der Enzyklika beschäftigt sich mit der Wasserfrage: Wie kann sich die Klimaänderung auf den Wasserhaushalt auswirken?
Eine wärmere Atmosphäre kann mehr Wasserdampf enthalten. Dies kann vermehrte, auch heftigere Niederschläge zur Folge haben. Durch die Veränderung der Verteilung der Temperatur weltweit – insbesondere zwischen Meer und Land – verändern sich auch die großräumigen Luftströmungen: eine Änderung der Ausdehnung zum Beispiel der tropischen Zelle, der Hadley Zelle, die über dem Äquator ein Aufsteigen bewirkt und dann über den Subtropen ein Absteigen – dies bedeutet immer wenig Niederschlag. Die Wüstenzonen bzw. niederschlagsarmen Zonen verschieben sich nach Norden. Im Mittelmeerraum müssen wir damit rechnen, dass die Niederschläge dramatisch zurückgehen im Laufe dieses Jahrhunderts noch, wahrscheinlich bereits während der nächsten Jahrzehnte. Die Region kämpft ohnehin schon mit Wassermangel. Wasser ist ein so essenzieller Bestandteil allen Lebens, nicht nur des Menschen. Eine Veränderung in der Wasserverfügbarkeit wirkt sich zwangsläufig auf das Leben aus. Wassermangel kann vielfältige Auswirkungen haben bis hin zu verstärkten Migrationsströmen, aber auch vor Ort zu Krankheiten wie z. B. Diarrhoe, wenn das Wasser verschmutzt ist. Diese geht oft tödlich in den Entwicklungsländern aus.

Wie kann ein nachhaltiger Lebensstil, zu dem Papst Franziskus aufruft, aussehen?
Es gibt kein konkretes praktisches Bild von einer Gesellschaft, die mit unseren technologischen Möglichkeiten nachhaltig lebt. Und zu glauben, dass wir die Technologie über Bord werfen werden und wieder ein ganz einfaches Leben im Wald führen, ist illusorisch und auch nicht wünschenswert. Aber es bedarf einer Geisteshaltung, die eng an das anknüpft, was die meisten Religionen verlangen: Demut, Achtung vor dem Leben, Kooperation, Empathie – alles das, was das menschliche Zusammenleben schön und lebenswert macht. Zugleich auch Suffizienz, also nur das nehmen, was man braucht. Die Menschen, die diese Geisteshaltung leben, werden – so die Ansicht von Psychologen – in der Regel auch glücklicher sein.

Autor:

Markus Albert Langer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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