Lachen als Therapie
„Humor ist eine Lebenseinstellung“
Roman Szeliga ist Arzt, Mitbegründer der österreichischen CliniClowns und tourt als
„Humorexperte“ durchs Land. Welche gesundheitlichen Vorteile das Lachen bringt und
wann der Spaß für ihn aufhört – darüber erzählt er im Sommergespräch.
Ich habe mir den Humor zur Berufung und zum Beruf gemacht“, sagt Roman Szeliga.
Mit einem Ziel: Menschen mit Fröhlichkeit anzustecken. Schon in der Schule war Roman Szeliga als Klassenkasperl bekannt. Später dann wurde dem Wiener das Lachen zur Überlebensstrategie: „Ich habe meine Eltern früh verloren und musste als Jugendlicher sehr plötzlich erwachsen werden.“ Damals hat ihm unter anderem das Zaubern – später wurde er gar zum österreichischen Staatsmeister der Zauberkunst – weitergeholfen. „Ich habe gesehen, wie gut es mir tut, andere Menschen damit zum Lachen zu bringen.“ Humor, sagt Roman Szeliga, sei ein Ventil, gerade auch in einschneidenden Zeiten: „Wenn mich etwas zum Weinen bringt, kann es mich auch zum Lachen bringen. Humor zieht Dinge nicht ins Lächerliche, er macht sie erträglich.“
Heute begleitet das Thema Humor Roman Szeliga beruflich umfassend. Schon während seines Medizinstudiums machte er sich das Lachen zum zweiten Standbein: Er war in den 1990er-Jahren Mitbegründer der CliniClowns Austria. Heute werden in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg schwerstkranke Kinder und Erwachsene regelmäßig von etwa 75 CliniClowns besucht.
Die gesundheitsfördernde Wirkung von Fröhlichkeit ist übrigens erwiesen: „Lachen verbessert die Durchblutung, senkt die Stresshormone und optimiert die Verdauung, macht uns weniger schmerzempfindlich und man schläft besser“, erklärt Roman Szeliga, „außerdem stärkt es die Psyche und das Immunsystem.“ Glückshormone werden auch bereits dann
freigesetzt, wenn wir nur ans Lachen denken. Oder in den Spiegel hineinlächeln.
Lustig-Sein ist auch Übungssache
Dafür, dass Lachen ansteckend ist, sind die Spiegelneuronen verantwortlich. Sie sind auch schon bei Babys aktiv. „Später wird Kindern der Humor abtrainiert. Zum Beispiel, wenn es heißt, mit der Schule beginnt der Ernst des Lebens“, sagt Roman Szeliga, „Lachen ist dann nur mehr zu gewissen Zeiten und an gewissen Orten erlaubt. Dagegen verwehre ich mich.“ So sehr, dass er Menschen den Humor als Lebenseinstellung näher bringen möchte, etwa in „Heiterbildungs“-Kursen. Denn das Lustig-Sein ist auch Übungssache, ist Szeliga überzeugt: „Rudi Carrell sagte mal: ‚Man kann Gags nur aus dem Ärmel schütteln, wenn man sie vorher hineingegeben hat.‘“
Humor im Alltag
Augen auf, Ohren auf: „Es steckt so viel Humorvolles in den Geschichten des Alltags“, sagt Roman Szeliga.
Er rät, Skurriles, das einem begegnet, zu fotografieren. Oder zu überlegen, worüber man zuletzt eigentlich herzhaft gelacht hat. Der Arzt jedenfalls schwelgt selbst gerne in humorvollen Erinnerungen: Wie jener, als ihm während eines Vortrags plötzlich Gürtel und Hose rissen. „Es war der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.“
Wo für den Humorexperten der Spaß aufhört? „Wenn es um Dinge geht, die auf Kosten anderer gehen, um Erniedrigung, Rassismus oder darum, die Werte anderer Menschen in Frage zu stellen.“ Denn: „Ich bin ein Verfechter des sozialen, des verbindenden Humors.
Was gibt es Schöneres, als miteinander zu lachen?“
Autor:Marlene Groihofer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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