Faszination einer modernen Seligen
Hildegard Burjan: Auch bei den Spaniern beliebt

Übersetzer Gonzalo Moreno Munoz. | Foto: privat

Das Beispiel und Leben von Hildegard Burjan, der Gründerin der Caritas Socialis, fasziniert. Nun wird unsere 2012 in Wien Seliggesprochene nicht nur bei uns immer beliebter und zugleich populärer.

Warum auch im spanischsprachigen Raum Hildegard Burjan, unsere Wiener Selige, eine so große Faszination ausübt, erläutert Gonzalo Moreno Munoz, der in Wien lebende Übersetzer der von Prof. Ingeborg Schödl verfassten Hildegard Burjan-Biographie, gegenüber dem SONNTAG.

  • Warum ist man auch im spanischsprachigen Raum von Hildegard Burjan begeistert?

GONZALO MORENO MUNOZ: Weil sie ein Zeugnis ablegt, das jeder versteht: Nonkonformismus, kreatives Denken und Handeln, Mut und unermüdliche Aufopferung. Ihre Bekehrung ist eine Liebesgeschichte mit Gott und ihre sie ständig begleitenden Schmerzen und frühes Sterben ein versiegelter Beweis. Hildegards Botschaft ist katholisch – universell – die jeder begreifen kann, egal ob man in Wien, Madrid oder in Buenos Aires sitzt. Und Hildegard ist nicht vollkommen – sie bekennt es selbst, wie viele andere Selige und Heilige – und das macht sie noch nahbarer und authentischer. Aber sie liebt Gott und den Nächsten und das wandelte ihr Leben und das Leben von uns, die sie kennen gelernt haben.

  • Was fasziniert Sie persönlich an Hildegard Burjan, nachdem Sie das Wirken von Hildegard Burjan durch Ihre Übersetzungsarbeit so gut kennen?

Wahrscheinlich ihr ständiger Eifer nach mehr. Ein Trieb, der nie aufhört. Diese Energie, die nicht aus ihrem von Krankheit geschwächten Körper kommt, sondern aus der Erfahrung mit Christus. Ihre Stärke sieht man nicht nur in den sichtbaren Werken: Vereinsgründungen, politisches Engagement, Caritas Socialis; sondern in den Niederlagen, die Konfrontation mit Kritik, Neid und Missachtung. Dies nennt man heute Resilienz. Diese Widerstandskraft gemeinsam mit ihrer Führungsgabe finde ich faszinierend.

  • Inwieweit ist Burjan eine moderne Selige für unsere Zeit?

Wie bei anderen großen Menschen ist ihr Zeugnis zeitlos. Wenn wir die Confessiones von Augustinus (4. Jh.) oder die Werke von Teresa von Ávila (16. Jh) lesen, merken wir, dass die Heiligen nicht nur Tugend im heroischen Grad ausgeübt haben, sondern eine Botschaft für alle Zeiten mit sich bringen.

Aus meiner Sicht kommen durch Hildegard Burjan noch zwei Lehren für unsere Zeit dazu: es gibt nie die gerade richtige Voraussetzung, um eine gute Tat zu starten. Anders gesagt: aus mit dem Jammern, sondern Handeln! Das gilt für die kleinen und für die großen Probleme. Und dieses Prinzip Hildegards ist sogar heute umso wichtiger, da die sozialen Herausforderungen komplexer und globaler sind: ob es um Abtreibung, Arbeitslosigkeit oder Umweltschutz geht. Egal, ob der Beginn klein oder groß ist, das wichtigste ist, zu beginnen. Alles andere ist ein demotivierender Zeit- und Energieverlust. Der zweite Aspekt ist ihre breite Aufstellung als Mutter, Sozialpolitikerin und Ordensgründerin.

Sie ist eine wunderbare Inspiration für so viele Frauen, die sich heutzutage nach Familie sehnen, aber auch in ihrer beruflichen Arbeit eine exzellente Wirkung hinterlassen wollen.

Autor:

Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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