Kategoriale Seelsorge
Gefängnisseelsorge in Corona-Zeiten

Nicht selten ist es auch so, dass man nichts weiter tun kann als gemeinsam die Ohnmacht, die Trauer zu ertragen. | Foto: Pixabay
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  • Nicht selten ist es auch so, dass man nichts weiter tun kann als gemeinsam die Ohnmacht, die Trauer zu ertragen.
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Im Advent ist die Gefangenen- und Haftentlassenseelsorge noch mehr gefordert als in der übrigen Zeit des Jahres. Gefängnisseelsorgerin Alexandra Keisler-Dité über ihre Arbeit während der Corona-Krise.

Als Gefängnisseelsorgerin arbeite ich in vier Justizanstalten (JA) in Wien, in der JA Josefstadt, in der vor allem Untersuchungshäftlinge auf ihre Verhandlung warten und in den JA Mittersteig, Floridsdorf und Favoriten, in welchen sogenannte geistig abnorme Rechtsbrecher untergebracht sind“, erzählt Alexandra Keisler-Dité dem SONNTAG.

„Generell leiden die Betreuten unter einer Ungewissheit, in der Untersuchungshaft selbstredend, im Maßnahmenvollzug ist ein Ende der Unterbringung oft nicht absehbar“, sagt Alexandra Keisler-Dité: „Die Sorge um die Familie ist immer ein Thema, zum einen, wenn zu Beginn der Haft der Erstkontakt noch nicht hergestellt ist, oder kein Geld zum Telefonieren vorhanden ist, zum anderen die langjährige Trennung, die nur durch Besuche unterbrochen wird.“

Gerade in der Corona-Krise kommt diese Sorge vermehrt zum Tragen, da aus Sicherheitsgründen der Besuch im Lock-Down nicht stattfinden kann. Es werden aber von Seiten der Justiz vermehrt Möglichkeiten zum Telefonieren und zur Video-Telefonie angeboten.

Gemeinsam die Ohnmacht ertragen
„Die Seelsorge hat hier besonders die Aufgabe, die Menschen, noch intensiver zu begleiten, vor allem durch Gespräche, die sehr gerne in Anspruch genommen werden“, betont Alexandra Keisler-Dité: „Auszusprechen, was bedrückt, wird als entlastend empfunden, vor allem, wenn der Zuhörer, die Zuhörerin von außen kommt.

Die Herausforderung, der sich der Seelsorger, die Seelsorgerin stellen muss, ist oft die Ohnmacht, die auszuhalten ist. Oft kann geholfen werden, materielle Dinge, wie ein bisschen Tabak, etwas Schokolade, Zeitungen oder Briefmarken sind besonders in der Untersuchungshaft Kleinigkeiten, die weiterhelfen, auch Geld aufs Konto zum Telefonieren. Nicht selten aber ist es auch so, dass man nichts weiter tun kann als zu begleiten, gemeinsam die Ohnmacht, die Trauer zu ertragen.“

„Die von uns Betreuten brauchen unser Ohr und unsere Zuwendung, in der wir ihnen zu vermitteln versuchen, dass sie nicht alleine sind, dass Gott sie nicht verlassen hat. Oft bringen wir auch ein Lächeln, ein Lachen mit“, unterstreicht Alexandra Keisler-Dité. Jetzt, in der Coronakrise, ist das Arbeiten natürlich ein anderes. „Die Einzelgespräche können zum Glück in den Häusern, in welchen ich tätig bin, stattfinden, zum Teil aber in der Besucherzone durch die Glaswand mit Telefonhörer, zum Teil durch einen transparenten Raumtrenner, immer natürlich mit Maske, dies ist klarerweise sehr anstrengend“, sagt Alexandra Keisler-Dité: „Um mit der mentalen Belastung zurecht zu kommen nutzen auch wir Gespräche im vertraulichen Rahmen... und nicht zuletzt hilft uns die Gewissheit, was ich auch meinen Schützlingen immer sage, da müssen wir gemeinsam durch und das schaffen wir auch, mit Gottes Hilfe.“

Die Gefangenen- und Haftentlassenseelsorge ist ein Fachbereich der Kategorialen Seelsorge unserer Erzdiözese Wien.

Nicht selten ist es auch so, dass man nichts weiter tun kann als gemeinsam die Ohnmacht, die Trauer zu ertragen. | Foto: Pixabay
Gefängnisseelsorgerin Alexandra Keisler-Dite. | Foto: privat
Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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