Kommentar: Die Kirche & ich
Der Regenbogen als Bundeszeichen?
Seit die Glaubenskongregation in Rom ihr ‚Nein‘ zu Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare ausgesprochen hat, haben einige Pfarren in unserer Erzdiözese Regenbogenfahnen gehisst. Das ist als Zeichen der Solidarität gedacht, als Zuruf an alle homosexuell Lebenden und Liebenden: Ihr seid Kinder der Mutter Kirche und hier willkommen! Ihr seid für uns Brüder und Schwestern, und nicht nur Regelungsobjekt wie für die Glaubenshüter in Rom!
Gerechtigkeit für alle herstellen und niemanden auf der Strecke lassen, das ist ein ureigenster Wesenzug der Jünger Christi. Ich verstehe den Impuls, eine Regenbogenfahne vor der Pfarrkirche zu hissen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es am Ende des Tages wirklich gut ist. Die Fahne ist ja nicht einfach ein Symbol für homosexuell empfindende Menschen, sondern Banner einer politischen Bewegung, deren Agenda und Vorgangsweise kein Katholik vollinhaltlich teilen muss. Es darf Vorbehalte geben – ebenso, wie etwa ein Anti-Rassist nicht zwingend die Black-Lives-Matter-Bewegung gutheißen muss.
Ich verstehe auch, wenn eine Pfarre sich positioniert – etwa gegen Gewalt oder Hass. Aber wenn sie als Pfarre sichtbar Gegnerschaft zu einer vom Papst gebilligten Schrift der Glaubenskongregation dokumentiert – was macht das mit all ihren Pfarrkindern, die an dem festhalten wollen, was ihnen das Lehramt der Kirche sagt?
Ich wüsste auch nicht, wie man augenfällig zeigen kann, dass eine Pfarre die Heimat aller ist. Es kommt mir aber so vor, als würde die Regenbogenfahne das nicht können. Sie läuft Gefahr – wenn auch wohl ganz unbeabsichtigt –, eine neue Engführung zu kommunizieren und nicht die für eine Pfarre nötige Weite, in der des ganze Gottesvolk Platz hat.
Autor:Michael Prüller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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