Pilgern
Auf Suche nach Orientierung

"In dieser Aufbruchsstimmung kann sich etwas Neues ergeben: Traditionelles, Kulturelles,  im klassischen Sinne Hochwertiges wie die Pilgerfahrt kann sich über einen Umweg mit ganz neuen Einstellungen und Lebensstilen verbinden." (Peter Zellmann, Institut für Freizeit- und Tourismusforschung)  | Foto: Pixabay
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  • "In dieser Aufbruchsstimmung kann sich etwas Neues ergeben: Traditionelles, Kulturelles, im klassischen Sinne Hochwertiges wie die Pilgerfahrt kann sich über einen Umweg mit ganz neuen Einstellungen und Lebensstilen verbinden." (Peter Zellmann, Institut für Freizeit- und Tourismusforschung)
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Interview mit Trend- und Freizeitforscher Peter Zellmann. Er erkennt einen neuen Lebensstil: den Sinn des Lebens selbst zu suchen und zu definieren.

  • Suchen die säkularen Menschen verstärkt nach Traditionen und Ritualen, ist eine Respiritualisierung erkennbar?

Peter Zellmann: Das hätten manche gerne. Teilweise ja. Dieser Umweg, es könnte alles auch ganz anders sein, das ist die eigentliche Innovation. Die Bereitschaft, sich unaufgeregt zurückzunehmen und zu fragen: Ist das alles richtig, was ich privat und wir als Gesellschaft machen? Es besteht die Möglichkeit, indem die Menschen selbstbewusst nach einem eigenen Lebensinhalt suchen, wieder zu traditionellen Werten zurückzufinden, aber es ist kein Selbstläufer.

  • Kann die Werte- und Sinnsuche der Menschen ein ökonomisches Potenzial sein?

Der Esoterikmarkt scheint keine Grenzen zu haben. In der Vielfalt der Erklärungen kann der Einzelne unter Umständen auch auf einem Sinn-Irrweg unterwegs sein. Neben den positiven können natürlich die negativen Aspekte zum Tragen kommen. Das Geschäft mit dem Harmoniebedürfnis der Menschen war schon immer relativ groß. Dass die kommerzielle Verwertung dieser Sinnsuche in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch zunehmen wird, steht außer Frage.

Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung | Foto: Institut für Freizeit- und Tourismusforschung
  • Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung
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  • Wird das Reisen als Chance gesehen, dem Alltag zu entfliehen?

Die Klosterreisen, das In-sich-Zurückkehren für einen gewissen Zeitraum ist seit vielen Jahren ein Begriff, eine kleine Marktnische im Tourismus, aber durchaus ein sehr großer Markt, wenn man es nicht nur kommerziell sieht. Die Menschen haben das Bedürfnis, sich in Klausur zu begeben, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Bei Pilgerfahrten darf man nicht vergessen, dass auch die Outdoor-Komponente eine wichtige Rolle spielt, neben der Sinnsuche wollen die Menschen körperlich aktiv sein und die Natur erleben.

  • Sind Reisen die Suche nach dem Paradies?

Urlaub ist die populärste Form von Glück. Diese Glückssuche kann mit Inhalten gefüllt werden, die in einer pluralistischen Gesellschaft durchaus zur Rückbesinnung auf alte Werte, aber eben auch auf das Finden von neuen Wertemaßstäben führen kann.

  • Gibt es eine Verbindung zwischen modernem Touristen und klassischem Pilger?

Zunächst lässt sich oberflächlich keine herstellen. Aber in dieser Aufbruchsstimmung kann sich etwas Neues ergeben: Traditionelles, Kulturelles, im klassischen Sinne Hochwertiges wie die Pilgerfahrt kann sich über einen Umweg mit ganz neuen Einstellungen und Lebensstilen verbinden. Jene Institutionen, ob kommerziell oder immateriell, die neue Wege zulassen, werden erfolgreich sein.

Erstveröffenlichung: 14.6.2015, Der SONNTAG Nr. 24

"In dieser Aufbruchsstimmung kann sich etwas Neues ergeben: Traditionelles, Kulturelles,  im klassischen Sinne Hochwertiges wie die Pilgerfahrt kann sich über einen Umweg mit ganz neuen Einstellungen und Lebensstilen verbinden." (Peter Zellmann, Institut für Freizeit- und Tourismusforschung)  | Foto: Pixabay
Peter Zellmann, Leiter des Instituts für Freizeit- und Tourismusforschung | Foto: Institut für Freizeit- und Tourismusforschung
Autor:

Markus Albert Langer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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