Einsam in Corona-Zeiten?
142: Die Telefonseelsorge ist immer für Sie da!
Deutlich mehr zu tun haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge seit Beginn der Corona-Krise. „Wir sind froh, dass wir in diesen schwierigen Zeiten ein so passendes Angebot haben“, sagt dazu Antonia Keßelring, die Leiterin der Telefonseelsorge.
Eine große allgemeine Verunsicherung, Angst vor der Zukunft, Angst vor einer Ansteckung, Verzweiflung ob des materiellen Desasters oder der schweren finanziellen Einbußen, dazu Einsamkeit, weil der Kontakt zu Verwandten und Freunden so stark eingeschränkt ist, Beziehungskonflikte, die entstehen, wenn man dauernd „aufeinander pickt“, der Stress, neben dem Home Office auch noch das Home Schooling der Kinder irgendwie auf die Reihe zu bekommen – die Liste der Gründe, warum Menschen bei der Telefonseesorge anrufen oder sich im Live-Chat ausweinen ist derzeit besonders lang.
„Wer bei uns anruft oder im Live-Chat mit uns sprechen möchte, der findet zunächst einmal ein offenes Ohr, sagt Antonia Keßelring, die Leiterin der Telefonseelsorge. Die Erfahrung zeige, dass es zunächst einmal wichtig sei, Menschen nicht mit Vorschlägen für die Verbesserung der persönlichen Lage zu überfallen, sondern sie einfach einmal reden zu lassen. „Das mag im ersten Moment banal klingen“, sagt Antonia Keßelring: „Aber die Menschen suchen tatsächlich zunächst einmal einfach jemanden, der zuhört, dem sie erzählen können, wie es Ihnen geht.“ Und das mit allen Facetten – auch den unpopulären, unangenehmen und mit jenen, die man sich vielleicht kaum traut zuzugeben, die aber trotzdem da sind. „Wir machen hier immer wieder die Erfahrung, dass wenn wir dem allen Raum geben, wenn wir es zulassen, die Leute ermuntern, alles zu sagen, was ihnen auf der Seele brennt, dass sich dann vieles entspannt.“
Erleichterung verschaffen
Manche Probleme lassen sich mit einem Telefongespräch oder in einem Chat natürlich nicht lösen: „Aber auch hier können wir ein bisschen Erleichterung verschaffen. Manche, die sich bei uns melden, haben ja den Anspruch, dass sie nur alles richtig machen müssen und sich die Probleme dann von ganz alleine lösen. Wir helfen dann zu sehen, ob man tatsächlich jetzt einen Schritt hin zu einer Entspannung setzen kann, oder ob man besser noch wartet.
Wir versuchen mitzudenken, was möglich wäre, was helfen könnte und anzuregen, was es braucht.“ Das helfe vielen, sich zu sortieren und auch sich selber wieder mehr zu spüren. „Vielleicht sogar zu sehen: Ja, ich bin am Limit, aber ich mache das trotzdem gut und gebe mein Bestes“, sagt Antonia Keßelring.
Bei Bedarf verweisen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Telefonseelsorge auch an andere Institutionen und Organisationen, die Hilfe anbieten können, wie etwa den Frauen-Notruf.
Distanz überbrücken
„Die vergangenen Wochen und Monate waren zum Teil auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Herausforderung“, sagt Antonia Keßelring: „Schließlich sind wir ja auch Teil der Krise sind – glauben Sie mir, der Lockdown ist auch für uns nicht immer einfach.“ Hinzu komme, dass vor allem die älteren Mitarbeiter besonders auf sich aufpassen müssen. „Aber im Grunde ist es doch so, dass wir mit unserem Angebot genau in diese Krise passen – wie der Schlüssel ins Schlüsselloch. Die Distanz ist ja bei uns Teil des Angebots – sie ist es auch immer schon gewesen und trotzdem kommen wir ganz nahe zu den Menschen und können für sie da sein. Ich denke, das tut uns allen gut.“
Die Telefonseelsorge ist 7 Tage die Woche rund um die Uhr unter der Telefonnummer 142 erreichbar.
Unter telefonseelsorge.at können Sie sich mit Mitarbeitern der Telefonseelsorge in einem Live-Chat austauschen oder per Mailformular eine Anfrage schicken.
Autor:Andrea Harringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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