Haben Sie es gewusst?
40 Tage in Quarantäne
Wer derzeit aus dem Ausland nach Österreich kommt, muss sich einer freiwilligen Selbstisolierung unterziehen. So soll verhindert werden, dass man, sollte man mit dem Corona-Virus infiziert sein, weitere Menschen mit der Krankheit ansteckt.
Die Quarantäne ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern wurde ganz radikal bereits vor 600 Jahren in Venedig eingeführt. Als führende Seemacht wurde die Stadt am Wasser, die besonders mit dem Orient Handel trieb, zum Einfallstor für die erste schwere Pestepidemie Mitte des 14. Jhs. in Europa. Um dies möglichst zu verhindern, richtete die Stadtverwaltung eine Insel ein, auf der man sowohl die Waren als auch die Schiffsbesatzungen, bei denen man Angst hat, dass sie die Pest mitbringen könnten, 40 Tage einsperrte – daher der Name (quaranta = 40). Auf die Zahl kam man, weil sie auch in der Bibel eine wichtige Rolle spielt: Man denke nur an die 40-tägige Fastenzeit oder den Umstand, dass jüdische Frauen 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes als unrein galten.
Im Gegensatz zum „Lazzaretto Vecchio“, einer abgelegenen Spitalsinsel, auf die man ab 1423 die todgeweihten Kranken brachte, diente das 1468 errichtete „Lazzaretto Nuovo“ an der Zufahrt nach Venedig nur als Quarantäne-Station. Die Schiffsbesatzungen verbrachten hier 40 Tage in kleinen Wohnhäusern am Rand der Insel, nachdem sie sich zuvor einer Reinigung durch Essigbäder unterziehen mussten. Im Hauptgebäude, dem heute noch erhal-
tenen 100 Meter langen „Teson Grande“ wurden die Schiffsladungen zwischengelagert und desinfiziert, indem man sie der Sonne aussetzte oder mit Rauch von Rosmarin, Wachholderbeeren und würzigen Kräutern behandelte.
Ähnliche Quarantäne-Stationen entstanden bald auch in Ragusa, in Malta oder Marseille.
Autor:Wolfgang Linhart aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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